Stören Windräder Schwarzstörche?

Weiten · Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Windkraft mit Vernunft“ stellen die Ansicht des Biologen Lutz Goldammer in Abrede. Seine Aussage gestern in Weiten: Windräder stellen keine Gefahr für Schwarzstörche dar.

 Rege besucht war die Info-Messe gestern im Weitener Bürgerhaus. Foto: Rolf Ruppenthal

Rege besucht war die Info-Messe gestern im Weitener Bürgerhaus. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Sind die fünf Windräder , die im Wintersteinchen auf Weitener Bann vorgesehen sind, gefährlich für den Schwarzstorch? Die Frage beantwortete Lutz Goldammer vom Gutachterbüro "Tat und Plan - Neuland" gestern bei der Infomesse, auf der der geplante Windpark vorgestellt wurde, mit Nein. Im Weitener Bürgerhaus stellte die Firma ABO Wind das Projekt vor. Fragen zum Flächennutzungsplan Wind in der Gemeinde beantworteten Mitarbeiter der Bauverwaltung und der Firma Argus Concept, zuständig für dessen Aufstellung.

Goldammer, Diplom-Biologe aus Bingen, berief sich auf Beobachtungen von Fachleute. Über Tage hinweg wurde nach Auskunft von Goldammer der Flug des Vogels unter die Lupe genommen. "Er fliegt hoch über die Anlagen oder seitlich vorbei", sagte er und zeigte auf Karten die Routen der Schwarzstörche. "Anders als der Rotmilan fliegt der Schwarzstorch nicht, um zu jagen, sondern um in sein Jagdrevier zu gelangen." Der Rotmilan fliegt nach seinen Worten, um Beute zu machen. Daher konzentriere sich der Greifvogel sich während seines Fluges auf Beute. Um zu verhindern, dass die Vögel durch die Anlagen zu Tode kommen, könnte man Windräder auf bewirtschafteten Flächen abschalten, wenn dort Pfügen oder eine Maad anstehe. "Während der Arbeit und auch noch zwei, drei Tage danach. Denn der Vogel merkt sich, wo er Beute gemacht hat und kehrt dann die nächsten Tage dorthin zurück."

Dagegen sehen die Mitglieder der Bürgerinitiative "Windkraft mit Vernunft" das Gutachten, das das Büro von Goldammer erstellt hatte, sehr kritisch. "Haben wir bereits in der Vergangenheit öfter im Bereich von Wintersteinchen Schwarzstörche gesichtet, haben wir im vergangenen Jahr ein Nest mit drei Jungen entdeckt", sagt Joachim Mohr, Mitbegründer der BI. Daher ist nach seinem Bekunden das Vorkommen von Schwarzstörchen ein gewichtiger Grund, dass Windräder an dieser Stelle nicht errichtet werden dürfen. Ein Gebiet in Saarhölzbach ist laut Mohr aus dem geplanten Flächennutzungsplan "gekickt worden" - wegen des seltenen Vogels. Was für Saarhölzbach gelte, gelte auch für Weiten . Er stellte ein Gegengutachten zu der Expertise in Aussicht.

"Wir wollen uns das Heft des Handelns nicht aus der Hand holen lassen", betonte Bürgermeister Daniel Kiefer. "Daher wurde ein Flächennutzungsplan aufgestellt, der klar ausweist, wo sich auf Gemeindegebiet Windräder drehen dürfen und wo nicht." Auf rund 225 Hektar beziffert er die gesamte Vorrangfläche in der Gemeinde, das Terrain im Wintersteinchen auf rund 90 Hektar. Nach Worten von Professor Holger Kröninger, der Fachanwalt berät die Kommune in Sachen Windanlagen, ist eine Gemeinde durch den Gesetzgeber verpflichtet, Windparks auszuweisen. Es dürfe kein Flächennutzungsplan aufgestellt werden, in dem diese Form der Energiegewinnung ausgeschlossen werde. Eine genaue Anzahl werde nicht vorgegeben.Wie steht der Ortsrat zu dem Plan, im Wintersteinchen fünf Windräder aufzustellen?

Dietmar Ollinger: Wir wollten damals mit den Flächennutzungsplan die Windparks regulieren. Jetzt haben wir eine neue Situation - der Schwarzstorch brütet in dem Terrain. Daher müssen wir die Sache neu bewerten.

Was kritisieren Sie an dem Flächennutzungsplan, der vorgestellt worden ist?

Ollinger: In Saarhölzbach wurde wegen des Schwarzstorches per Zirkelschlag eine Sicherheitszone von drei Kilometern Umkreis gezogen. Dieser Zirkelschlag fehlt auf diesem Plan.

Wie geht es mit dem Flächennutzungsplan weiter?

Ollinger: Nach der Offenlegung wird sich der Gemeinderat in seiner Februar-Sitzung mit den Einsprüchen befassen und diese abwägen. Dann ist der Weg frei für die Anhörungen der Ortsräte. Ich denke, dass beispielsweise die Nohner wenig Interesse an dem Gebiet in Weiten zeigen werden.

Ist der Abstand von 1000 Metern zur Wohnsiedlung nach Ihrer Ansicht genug oder sollte mehr Abstand geben?

 Diese Störche hat die BI „Windkraft mit Vernunft“ bei Weiten fotografiert, sagt die BI.

Diese Störche hat die BI „Windkraft mit Vernunft“ bei Weiten fotografiert, sagt die BI.

Foto: BI

Ollinger: 1000 Meter sind zu wenig. Es müsste die 10-H-Formel gelten: Bei 200 Meter hohen Windrädern - wie in Weiten geplant - sind das zwei Kilometer. Alles andere ist zu dicht an der Wohnbebauung.

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