Leserbrief zum Thema Flüchtlingsheim

Saarhölzbach · Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Zu: "Politiker vermieten Unterkunft", SZ von Weihnachten 2015, sowie zu den nachfolgenden Berichten und Leserbriefen.

Wir wollten nur helfen? Diese Nachricht passt doch zur Weihnachtszeit. Wir haben doch noch Gutmenschen in Mettlach. Aus diesem Grunde haben diese Gutmenschen auch ihre Immobiliengesellschaft in Berlin ins Handelsregister eintragen lassen. Herr Rausch hat seine Anteile seiner Ehefrau übertragen, Herr Stritter wurde geschäftsführender Gesellschafter. Ich vermute mal, sie wollten mit dieser Lösung auch den Finanzämtern im Saarland viel Arbeit ersparen. Die kommen doch bei den angekauften CDs bei der Bearbeitung nicht mehr nach.

Aber nun zur Sache: Herr Rausch ist Vorsitzender der SPD-Fraktion , Herr Stritter lange Jahre führendes Mitglied im Landtag und Verwaltungsratsmitglied der Sparkasse Merzig-Wadern. Auf die Versteigerung ist Herr Rausch nur per Zufall gestoßen. Hier drängt sich mir das Beispiel der drei Affen auf. Hierzu hätten sie nur das Amtliche Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Mettlach lesen müssen, was man von Kommunalpolitikern ja erwarten dürfte.

Hier war der Verkaufswert auf 310 000 Euro festgestellt. Ersteigert wurde es auch per Zufall für 210 000 Euro . Zu bemerken sei: Der Herr Bürgermeister ist in Urlaub und der erste Beigeordnete und Fraktionsvorsitzende der CDU unterschreibt den Mietvertrag.

Ich erlaube mir mal ein theoretisches Beispiel: Ich habe einen Freund, der im Aufsichtsgremium der Sparkasse Merzig-Wadern ist. Ich bin Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat Mettlach und daher auch im Hauptausschuss, wo dieses Thema in nichtöffentlicher Sitzung verhandelt wurde. Ich glaube, mit diesem Wissen hätten ich und jeder andere Bürger dieses Schnäppchen für 210 000 Euro ersteigern können. Habe ich nun Insiderwissen? Ja oder Nein? Insiderwissen ist nach meinem Wissensstand eine strafbare Handlung. Frage: Sollte hier nicht einmal die Staatsanwaltschaft nachprüfen? Aber wo bleibt die Opposition des Gemeinderates, oder gibt es sie nicht mehr? Die Opposition hat in unserer Demokratie eine verdammt wichtige Aufgabe. Eine außerparlamentarische gibt es ja dankenswerterweise noch in Saarhölzbach. Siehe Plakataktion vom Neujahrs-Wochenende. Am Montag waren aber alle Plakate weg. Hier war einer verdammt schnell.

Nun zum Finanziellen: Die Gemeinde zahlt für 306 Quadratmeter Wohnfläche 3900 Euro Kaltmiete pro Monat. Dies ergibt 12,75 Euro pro Quadratmeter. Anfang November habe ich der Gemeinde Mettlach eine Topwohnung angeboten. Nach wochenlangen Versuchen und sechs Telefonaten hat mir der Sachbearbeiter ein Angebot unterbreitet: 4,80 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter (unmöbliert). Festmietdauer: ein Jahr. Ich habe dankend abgelehnt. Scheinbar bestand kein Interesse. Mit meinem heutigen Wissensstand gibt dies mir schwer zu denken. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Karl-Heinz Kiefer, Saarhölzbach

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