„Holzmonster“ oder Höhepunkt?

Orscholz · Für die einen ist es ein Ungetüm, das die Saarschleife verschandelt. Die anderen sehen darin eine touristische Attraktion, die zahlreiche Besucher anlocken soll. Heute wird der Baumwipfelpfad an der Cloef eingeweiht.

 42 Meter ragt der Aussichtsturm, der einen Rundblick über die Saarschleife bietet, in die Höhe. Für viele passt der weithin sichtbare Ausguck nicht ins Landschaftsbild. Foto: Rolf Ruppenthal

42 Meter ragt der Aussichtsturm, der einen Rundblick über die Saarschleife bietet, in die Höhe. Für viele passt der weithin sichtbare Ausguck nicht ins Landschaftsbild. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Am Wochenende wird eines der größten, aber auch umstrittensten Tourismusprojekte der jüngsten Zeit im Saarland offiziell eröffnet: Ab Samstag, 23. Juli, ist der Baumwipfelpfad Saarschleife an der Cloef in Orscholz für jedermann zugänglich. Die offizielle Eröffnung erfolgt einen Tag zuvor in Gegenwart von viel Politprominenz aus Land und Region.

Rund 4,7 Millionen Euro investiert die Erlebnis-Akademie AG aus Bad Kötzting im Bayerischen Wald nach eigenen Angaben in den Baumwipfelpfad, der am Cloef-Atrium beginnt, dann in bis zu 23 Metern Höhe über etwa 800 Meter Länge durch den Baumbestand rund um die Cloef verläuft und in einem 42 Meter hohen Aussichtsturm mündet. Halbkreisförmig windet sich der komplett barrierefrei ausgestaltete Pfad kurz hinter der Schutzhütte an der Cloef bis zur obersten Aussichtsplattform hinauf, wo sich dem Betrachter ein Ausblick auf die Saarschleife, das Saartal und eine Fernsicht bis nach Frankreich bieten soll. Insgesamt erreicht der Pfad damit eine Länge von 1250 Metern. Mit seinen 42 Metern Höhe ragt der Turm damit rund 15 Meter über die höchsten Bäume in diesem Bereich hinaus. Gerade die massiven Proportionen des zu 80 Prozent aus Holz gefertigten Bauwerkes sind es, die die Kritik an dem Vorhaben entfacht haben. In den sozialen Netzwerken ist bereits eine intensive Diskussion über den Sinn und Nutzen des Projektes entbrannt. Viele Kritiker sehen insbesondere in dem Holzturm eine optische Sünde, die das Wahrzeichen des Landes nachhaltig verschandele. Von einem "Holzmonster" und einem "grässlichen Schandbau" ist mitunter die Rede.

Dagegen sehen Tourismus-Verantwortliche und Gastronomie-Vertreter in der Region und dem Land in dem Baumwipfelpfad eine große Chance. "Dies ist ein touristisches Highlight, das über die Landesgrenzen hinaus Besucher in das Saarland locken wird", erklärte jüngst etwa Gudrun Pink , Präsidentin des saarländischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Im Rahmen der Tourismusstrategie 2025 des Landes sei es wichtig, mehr solcher Attraktionen zu schaffen, die Besucher dazu bringen, die Naturlandschaft des Saarlandes zu erleben. Auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) und Daniela Schlegel-Friedrich (CDU ), Landrätin des Kreises Merzig-Wadern, haben beim Spatenstich für den Baumwipfelpfad im April das Projekt als zukunftsweisende Attraktion und als touristischen Gewinn für das Land beurteilt. Rund 200 000 Besucher erwarten die Betreiber jährlich an dem Baumwipfelpfad. Er soll nach den Hoffnungen der Gastronomen und Tourismus-Vertreter vor Ort auch die Verweildauer der ohnehin bis zu 400 000 Besucher an der Cloef erhöhen und Orscholz zu einem spürbaren Zustrom von Touristen verhelfen.

Breite Unterstützung hat der Baumwipfelpfad mit seinem Turm daher auch in den politischen Gremien der Gemeinde Mettlach erfahren, wo die entsprechenden Beschlüsse mit ganz wenigen Gegenstimmen oder Enthaltungen gefasst wurden. Für die Gemeinde und den Ort Orscholz stellt der Baumwipfelpfad einen zentralen Bestandteil einer umfassenden Neugestaltung des Bereiches an der Cloef dar. Der Pfad selbst verläuft zu einem weiten Teil über dem ehemaligen Märchenwald, der in den vergangenen Jahren zusehends verfallen war und von der Gemeinde geräumt wurde. Im Zuge dieser Neugestaltung des Cloef-Umfeldes soll auch die Parkplatzsituation rund um die Cloef neu geordnet werden. Für den Baumwipfelpfad wurde auch das Cloef-Atrium für rund eine halbe Million Euro umgebaut, unter anderem um dort neue Büroflächen für den Betreiber Erlebnis-Akademie zu schaffen.

Die 2001 gegründete Erlebnis-Akademie AG betreibt bislang vier Baumwipfelpfade, und zwar im Bayrischen Wald, im Schwarzwald, auf der Insel Rügen und in Lipno in Tschechien.

Zum Thema:Von Samstag an ist der Baumwipfelpfad täglich von 9.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt frei, Kinder von sechs bis 14 Jahren zahlen acht Euro Eintritt, Erwachsene zehn. Die Familienkarte (zwei Erwachsene plus eigene Kinder) kostet 21,50 Euro. red

www.baumwipfelpfad-saarschleife.de

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