Kein Kaiserwetter für die Erntekönigin

Orscholz · Schirme nutzten gegen die Wassermassen nur wenig. Viele der Akteure und Besucher waren beim traditionellen Erntedankumzug am Sonntag in Orscholz nass bis auf die Haut (wir berichteten kurz).

 Gut beschirmt: die Damen der Volksbühne Piesbach. Fotos: Rolf Ruppenthal

Gut beschirmt: die Damen der Volksbühne Piesbach. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Süße Bienchen vom Turnverein.

Süße Bienchen vom Turnverein.

Auf die Räder seiner Gondel hätte der Franzose fast verzichten können - Unmengen von Wasser gluckern über die Straße, machen sie zu einem Bach. Finden seine kleinen Passagiere noch Schutz unter dem Sonnendach seines Gefährts, so ergießt sich der Wolkenbruch über die Gruppe aus Waldwisse, die mit geheimnisvollen Masken und in prächtigen Kostümen den Zuschauern des traditionellen Erntedankumzugs in Orscholz einen Einblick in das Venedig vergangener Tage geben.

Die Regencapes, die sich die Jakobsbrüder auf die Schnelle überziehen, nutzen nichts gegen den Schutt, der just in dem Moment einsetzt, als die Sirene den Start des Umzugs verkündet. Für die rund 60 Teilnehmer und die Zuschauer gibt es nur eines: Schirm auf, Augen zu und durch. So lenken Pierrot Lahr und seine Freunde, die mit ihren Traktoren den Jakobsweg bezwungen haben, ihre Gefährte durch den Wolkenbruch, lassen die Frauen der Volksbühne Piesbach den Regen auf ihre Schirme prasseln, ebenso wie die Hoheiten, die sich auf prächtigen Wagen chauffiert werden.

Wenige Minuten vor 14 Uhr am Sonntagnachmittag hatte Erntekönigin Saskia hoffnungsvoll gen Himmel geblickt, wo sich dicke Wolken zusammenbrauten. "Der Wetterbericht hat nur leichte Schauer vorausgesagt", beruhigte Rebecca Letsch, eine ihrer Prinzessinen. Derweil versuchte sich die zweite Pinzessin Stephanie Scheer mit einem Sprichwort Mut zu machen: "Wenn Engel reisen, lacht der Sonnenschein." Doch die charmanten Regentinnen sollten mit ihrer Prognose nicht Recht behalten. Regen setzt ein, wird dichter und dichter. "Das Wandern ist der Müllers Lust"- Mettlachs Bürgermeister Carsten Wiemann und sein Ratshaus-Team, in einheitlichen karierten Hemden und mit Strohhüten auf dem Kopf, versuchen mit Gesang, dem Regen zu trotzen - keine Chance. Im Gepäck: 300 Kilo rotbackige Elstar, die sie unter die Leute bringen wollen. Sie sind nass bis auf die Haut - ebenso wie die süßen Bienchen vom Turnverein.

Derweil preisen Manfred Michel ("Ich bin der Partisanen-Pierre von Nuhn") und seine Leute vom Gemeindebauernverband unverdrossen die Pellkartoffel an, die sie in dem großen Topf auf ihrem schmucken Wagen gekocht haben. "Kartoffel sind unser Leben", gesteht der fröhliche Landmann und hat die Lacher auf seiner Seite. Für die Orscholzer Wolfgang Kohn, der als Wanderbursche im Team der Gemeindeverwaltung Schnaps verteilt, oder Michael Buchna vom Landhotel Saarschleife steht fest: "Solch einen Wolkenbruch hat es beim Umzug noch nie gegeben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort