„Immer ein offenes Ohr für die Bürger haben“

Mettlach · Mitte Oktober hat Daniel Kiefer auf dem Chefsessel im Mettlacher Rathaus Platz genommen. Mit der SZ sprach er über Finanzen, was einen guten Bürgermeister ausmacht und wen er sich als Partner für die Gemeinde vorstellen könnte.

 Seit Mitte Oktober 2016 ist der SPD-Mann Daniel Kiefer neuer Bürgermeister der Gemeinde Mettlach. Foto: Rolf Ruppenthal

Seit Mitte Oktober 2016 ist der SPD-Mann Daniel Kiefer neuer Bürgermeister der Gemeinde Mettlach. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Vom stellvertretenden Ortsvorsteher zum Bürgermeister, vom Ortsratsmitglied zum Verwaltungschef. Gibt es einen Unterschied, "auf der anderen Seite des Tisches" zu sitzen?

Daniel Kiefer: Natürlich. Man kann Dinge jetzt aus zweierlei Blickwinkeln betrachten und weiß dadurch auch, welche Arbeitsabläufe in der Verwaltung dahinterstehen und dass manche Anliegen nicht so direkt umgesetzt werden können, wie man das vielleicht als Ratsmitglied gefordert hat.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, die die Gemeinde Mettlach künftig bewältigen muss?

Kiefer: Ganz klar die Maßgabe, einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, Mehreinnahmen für die Gemeinde zu erzielen und dadurch weiterhin die Pflichtaufgaben zu erfüllen und dadurch den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden.

Haben Sie in den ersten 100 Tagen bereits Überraschungen erlebt?

Kiefer: Gott sei Dank bis jetzt noch keine.

Was zeichnet für Sie einen guten Bürgermeister aus?

Kiefer: Geradlinig, vertrauenswürdig, ehrlich und immer ein offenes Ohr für seine Bürgerinnen und Bürger.

Gibt es noch Spuren von Ihrem Vorgänger im Rathaus? Wie groß ist der Schatten, den Carsten Wiemann durch die Immobilien-Affäre noch wirft?

Kiefer: In den letzten Jahren sind einige richtungsweisende Projekte für die Zukunft unserer Gemeinde auf den Weg gebracht worden, wie zum Beispiel der Stadtumbau West in Mettlach, der Baumwipfelpfad und der neue Parkplatz in Orscholz, die Sanierung der Wander- und Radfahrerbrücke in Saarhölzbach. Diese sind unweigerlich mit dem Namen meines Vorgängers in Verbindung zu bringen. Was die Kappelt-Affäre anbelangt, werden gegebenenfalls die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft neue Erkenntnisse bringen.

Die CDU-Fraktion im Gemeinderat tritt Ihnen mit Fragen nach Beschlüssen, die in der Vergangenheit gefällt worden sind, gerne mal ans Bein. Fällt es immer leicht, bei solchen Spitzen gelassen zu bleiben?

Kiefer: Warum sollte ich das nicht? Mit Beschlüssen, die in der Vergangenheit gefällt worden sind, kann mir doch keiner ans Bein treten. Gerne trage ich jederzeit zur Aufklärung bei, wenn es notwendig ist, und sollte es Korrekturbedarf geben, werde ich mich hierum bemühen.

Als Konsequenz der Immobilien-Affäre um Kappelt hat sich die SPD-Fraktion in SPD-Fraktion und "neue SPD-Fraktion" gespalten. Wie gehen Sie als Sozialdemokrat damit um?

Kiefer: Das waren Vorgänge innerhalb der Fraktion, der ich nicht angehöre beziehungsweise angehört habe. Als Bürgermeister habe ich das Neutralitätsgebot zu beachten und bin somit Ansprechpartner aller im Rat vertretenen Parteien.

Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den ersten Beigeordneter Bernhard Schneider (CDU) und das SPD-Fraktionsmitglied Markus Rausch. Den Fall gesetzt, es kommt zu einer Anklage, was werden Sie tun?

Kiefer: Dies wäre dann durch die Kommunalaufsicht zu prüfen und die Sachlage verwaltungsseitig neu zu bewerten.

Ein Dauerbrenner für jeden Bürgermeister ist der Haushalt. In der Gemeinde Mettlach sieht es mit den Finanzen mehr als düster aus. Wie wollen Sie diese in den Griff kriegen?

Kiefer: Wir müssen natürlich weiterhin versuchen, die größten Ausgabepositionen, dort, wo es möglich ist, zu reduzieren und Mehreinnahmen für die Gemeinde zu erzielen. Dies werden wir aber nur schaffen, wenn auch einige Pflichtaufgaben auf Gemeindeseite entfallen und durch das Land zumindest eine Teilentschuldung der Kommunen erfolgt. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich die interkommunale Zusammenarbeit, die zur Zeit durch ein externes Büro bewertet wird.

Mit welchen Kommunen können sich die Mettlacher eine interkommunale Arbeit vorstellen?

Kiefer: Derzeit gibt es einen interkommunalen Lenkungskreis, in dem die Stadt Merzig sowie die Gemeinden Beckingen, Perl und Mettlach in verschiedenen Bereichen miteinander verglichen werden.

In welchen Bereichen ist eine solche Zusammenarbeit geplant?

Kiefer: Untersucht werden unteranderem die Bereiche Bauhof, Forst, Personenstandswesen, Vollstreckungswesen, interne Dienstleistungen und Abgabewesen. Das Ergebnis dieses Vergleichs wird dann zeigen, wo und wie die teilnehmenden Kommunen zusammenarbeiten können oder ob eine Zusammenarbeit überhaupt keinen Sinn macht. Im Anschluss daran müssen dann die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit näher eruiert und die entsprechenden Gremien beschlossen werden.

Bei der Präsentation der verkehrstechnischen Untersuchung wurde die Zunahme des Verkehrs durch Mettlach wegen des neuen Autobahnzubringers angesprochen. Welche Lösung favorisieren Sie, um den Verkehr zu reduzieren?

Kiefer: In der Präsentation durch den Landesbetrieb für Straßenbau ist ja bereits die Ampellösung als bestmögliche Variante für eine intelligente und verkehrsabhängige Steuerung vorgestellt und durch den Rat als Empfehlung zur Umsetzung beschlossen worden. Um aber das erhöhte Durchgangsverkehrsaufkommen von und nach Losheim, gerade in der Britter Straße zu reduzieren, sollte aus meiner Sicht über die Lösung "Nordsaarlandstraße" weiter nachgedacht werden.

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 Am 3. Juli 2016 war Daniel Kiefer zum neuen Bürgermeister von Mettlach gewählt worden. Hier gratuliert ihm sein CDU-Kontrahent in der Stichwahl, Christian Schmitt, zum Wahlsieg. Foto: rolf Ruppenthal

Am 3. Juli 2016 war Daniel Kiefer zum neuen Bürgermeister von Mettlach gewählt worden. Hier gratuliert ihm sein CDU-Kontrahent in der Stichwahl, Christian Schmitt, zum Wahlsieg. Foto: rolf Ruppenthal

Foto: rolf Ruppenthal

Vom Expansionsleiter zum Verwaltungschef Daniel Kiefer, geboren am 12. September 1980, studierte Betriebswirtschaft. Er arbeitete als Betriebsverkaufsleiter und SB-Warenhausleiter, seit Dezember 2012 arbeitet er als Expansionsleiter für einen Markendiscounter. Seit 19 Jahren ist er in der SPD. Seit 2004 engagierte er sich im Ortsrat seines Heimatortes Orscholz. Am 3. Juli gewann der 36-Jährige die Stichwahl mit 54,16 Prozent der Stimmen. Kiefer wurde Nachfolger von Carsten Wiemann, der über die Immobilien-Affäre "Auf Kappelt" gestolpert war.

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