Eine Lebensschule im Kleinen

Merzig · Mussten Sie als Schulkind auch in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien einen Ferienbericht schreiben, als Aufsatz oder Hausaufgabe? Wie habe ich das damals gehasst, und was habe ich mir für einen Unsinn aus den Fingern gesaugt . . .

In diesem Jahr brenne ich darauf zu erzählen, was ich erleben durfte: Mit 18 Messdienern aus sieben Pfarreien fünf Tage auf großer Fahrt in einem engen Segelboot zusammengequetscht, da konnten wir uns nicht aus dem Weg gehen. Und das war super!

In meinem Alltag kann ich mich meist zurückziehen, wenn es mir zu bunt oder zu laut, zu anstrengend oder zu langweilig wird. Diesmal nicht - keiner von uns. Eine Woche aufeinander achten und so miteinander umgehen, dass wir uns nicht ständig auf die Nerven gehen. Achtsamkeit ohne Pause - das war anstrengend und schön zugleich. Weil jeder gebraucht wurde, brachten sich alle ein, je nach Fähigkeiten.

Und was tauchten da für Talente auf: die starken Strippenzieher, die lustigen Unterhalter, die ruhigen Überblick-Bewahrer, die mutigen Vorangeher, die ausdauernden Durchhalter, die fairen Streitschlichter, die gerechten Verteiler . . . Immer waren genug Stärken da, um die ausreichend vorhandenen Schwächen zu sehen, anzugehen und zu überwinden. Eine tolle Woche!

So eine Lebensschule im Kleinen auf Zeit ist für mich die Ermutigung, dass wir es schaffen können, so zu leben, auch in anderen Zusammensetzungen, im Großen und auf Dauer - die einzige Voraussetzung ist, dass wir uns nicht zurückziehen, auf uns selbst, auf Prinzipien, auf unser Recht. Das Einander-Zumuten und Miteinander-Ringen hat uns neue Horizonte eröffnet - im konkreten wie im übertragenen Sinn. Schön war's.

Möchten Sie Ihren Ferienbericht mit mir teilen? Ich freue mich auf Ihre Mail: klaus.stankowitz@bistum-trier.de

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