Sein Leben in Bildern – gestohlen

Trier/Merzig · Alte Fotos aus seinem ganzen Leben sind einem 95-jährigen Mann aus seinem Rollator gestohlen worden. Den Übeltäter vermutet er irgendwo zwischen Merzig und Trier – und hofft, die für ihn wichtigen Bilder wiederzubekommen.

 Hilfreich, aber auch ein beliebtes Ziel von Langfingern: Rollatoren, die ältere Menschen als Gehhilfe nutzen. Symbolfoto: B&K

Hilfreich, aber auch ein beliebtes Ziel von Langfingern: Rollatoren, die ältere Menschen als Gehhilfe nutzen. Symbolfoto: B&K

Der Diebstahl ereignet sich am 4. April . An diesem Montagabend ist Rudolf Kell , 95-jähriger Senior, mit seinem Rollator in Merzig unterwegs. Einen kurzen Moment der Unachtsamkeit vor einem Geschäft, so vermutet er, habe ein Dieb ausgenutzt, um ihn zu bestehlen. Der oder die Unbekannte lässt zwei Mäppchen mitgehen, die Kell in seinem Rollator liegen hatte . Eine große Beute ist das für den unbekannten Dieb nicht , denn in beiden Mäppchen befand sich kein Geld. Eines davon enthält Kells Papiere, das andere rund 20 alte Fotos. An diesen Fotos aber hängt Kells Herz. Sie sind teils jahrzehntealte Unikate, die er immer bei sich trug, zeigen ihn im Zweiten Weltkrieg oder während seines Studiums in Tübingen. "Ich lebe von meinen Erinnerungen", sagt Kell . "Ich würde alles dafür tun, die Bilder wiederzubekommen." Den Dieb vermutet Kell irgendwo in Trier und Umgebung, und dafür gibt es auch einen plausiblen Grund: Eines seiner Mäppchen hat der Senior nämlich mittlerweile wiederbekommen, das mit seinen Papieren. Es wurde als Fundstück abgegeben im Trierer Hauptbahnhof, gefunden von einem Zugbegleiter in einem Zug aus dem Saarland in Richtung Trier. Möglicherweise hat der Unbekannte also die Papiere im Zug entweder selbst verloren oder aufgrund des für ihn mangelnden Wertes einfach liegen gelassen. Von dem Mäppchen mit den 20 Bildern aber fehlt nach wie vor jede Spur. Es sei bordeauxrot gewesen und etwa so groß wie ein Notizbuch, erzählt Kell der SZ. Dass Senioren in Merzig auf die von Kell beschriebene Art und Weise bestohlen werden, ist kein Einzelfall. Rainer Gitzinger von der Merziger Polizei berichtet, ähnliche Fälle gebe es praktisch jede Woche. Die Diebe seien vor allem in belebten Einkaufszentren unterwegs. Gerade Senioren ließen oft ihre Taschen im Einkaufswagen oder im Rollator liegen - mit Geldbeutel und Papieren. Damit mache man es Taschendieben leicht. Oft, so berichtet der Kriminalhauptkommissar, agierten die Täter auch zu zweit. Einer lenke die Senioren beim Einkaufen ab, der oder die andere greife dann in die im Rollator oder Einkaufswagen liegende Tasche. Er rät , Geldbeutel immer am Körper zu tragen (siehe Info). Dass wie im Fall von Rudolf Kell Geldbeutel oder Papiere wieder auftauchten, sei selten, sagt der Polizist. Normalerweise würden die Täter die Geldbeutel im Müll entsorgen, es sei dann Zufall, wenn einer gefunden werde. Dass der oder die Täter den Zug nach Trier genommen haben , hält Gitzinger für gut möglich. "Das sind oft reisende Täter oder Tätergruppen. Die sind heute hier , morgen in Mettlach, dann in Saarbrücken oder Trier - überall dort, wo große Einkaufszentren mit viel Betrieb sind." Rudolf Kell gibt die Hoffnung, seine Bilder wiederzufinden, dennoch nicht auf . Er hofft, über die Zeitungsberichterstattung einen ehrlichen Finder auszumachen. Oder vielleicht sogar an das schlechte Gewissen des Diebes appellieren zu können. "Ich zahle auch gerne ein Belohnung", sagt Rudolf Kell , "Hauptsache ich bekomme meine Fotos zurück."

Ludwig Kell ist erreichbar unter Tel. (0 68 61) 35 87 oder per Post unter Harlinger Weg 7 in 66663 Merzig .

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 Rudolf Kell gibt die Hoffnung nicht auf, seine Bilder wiederzufinden. Foto: Traudl Brenner

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Auf einen Blick Der Merziger Kriminalhauptkommissar Rainer Gitzinger rät Senioren - und generell allen, die in großen Märkten einkaufen: Geldbeutel immer am Körper tragen. Keine Wertsachen im Einkaufswagen oder Rollator liegen lassen. Niemals Zettel mit den Pin-Nummern von EC-Karten im Geldbeutel mit der Karte verwahren. Häufig werde kurz nach dem Taschendiebstahl mit der gestohlenen Karte und einer solchen Pin-Nummer das Konto leer geräumt. Zwar komme die Polizei dann später oft an Fotos der Übeltäter beim Abheben vom Bankautomaten. Die Erfolgsaussichten, die dann verkleideten oder vermummten Täter zu ermitteln, seien aber eher gering. mic

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