Von Höhenflügen und bitteren Abstürzen

Merzig · Wahnsinn, wie schnell dieses Jahr so an uns vorbeigeflogen ist. Jetzt, so kurz vorm Ziel, ist mal Zeit zum Durchatmen. Zum Innehalten. Und zum Überlegen: Was bleibt eigentlich in Erinnerung? Und da drängt sich diesmal irgendwie der Verdacht auf: Wir hatten schon mal bessere Jahre als dieses 2016. Egal ob im Fußball, Tischtennis oder Handball - es gab viele Tiefschläge. Und das, obwohl das Jahr eigentlich mit einem Höhenflug beginnt. Im Merziger Zeltpalast. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe schraubt sich beim Neujahrsspringen über 5,70 Meter und feiert vor 800 begeisterten Zuschauern einen Bilderbuchstart in die Olympia-Saison. Doch irgendwie passt es ins Bild, dass beim Ex-Weltmeister danach der Absturz folgt. In Rio startet er als Medaillenkandidat, landet aber in der Qualifikation hart auf dem Boden der Tatsachen - und scheidet aus.

 In 18 Monaten vom Kellerkind zum Meister: Die Fußballer der SF Bietzen-Harlingen lassen im Endspurt die SF Saarfels hinter sich und werden Meister der Kreisliga A Untere Saar.

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Seuchenjahr für die Handballer

Einen Absturz erleben auch die Handballer. Die Frauen des TuS Brotdorf steigen aus der Saarlandliga ab. Die TuS-Männer in der Saarlandliga und der HSV Merzig-Hilbringen in der Oberliga zeigen teilweise berauschende Spiele, doch nicht zuletzt aufgrund einer unglaublichen Verletzungsserie bleiben beide Teams hinter den Erwartungen zurück. Brotdorfs Trainer Thomas Schmitt spricht von einem "Seuchenjahr". Sein HSV-Kollege Marcus Simowski kann dem nur beipflichten. Eine Saison, in der die Wölfe anfangs Tabellenführer waren, beenden sie im Sommer auf Platz zehn. Das letzte Heimspiel, der Sieg gegen Illtal, stimmt versöhnlich und macht Hoffnung. Doch die Wende bleibt aus. Derzeit steht das Team auf dem vorletzten Platz.

Sogar noch bitterer läuft es für die Tischtennis-Damen des TTV Rimlingen-Bachem . Die spielen eine starke Regionalliga-Saison, doch am Ende zieht der Verein das Team zurück. Die Suche nach einer neuen Nummer eins schlägt nach dem Weggang von Carolin Freude fehl, danach bricht die Mannschaft auseinander. Als einziges Damenteam im Kreis versucht es zwei Klassen tiefer in der Saarlandliga einen Neuanfang, ist aber derzeit punktlos Letzter.

Einen tiefen Fall hat auch der SV Mettlach hinter sich. Lange erfreuen uns die Fußballer in der Saarlandliga mit tollem Angriffsfußball, bis kurz vor Saisonende kämpft die Mannschaft um den Titel. Den Aufstieg in die Oberliga verpasst das Team erst im Finale der Relegationsrunde. "Wir werden wieder angreifen", sagt Kapitän Michael Burger danach. Doch daraus wird nichts. Mit Top-Torjäger Thomas Will, der beruflich nach München geht, verliert der SVM auch seine Torgefahr, die Mannschaft rutscht in den Tabellenkeller und überwintert letztlich auf einem Abstiegsplatz. Immerhin: In den letzten Wochen scheint die Trendwende geschafft.

Besonders bitter ergeht es dagegen Landesligist SF Bachem-Rimlingen: Der Verein muss sogar den zweiten Abstieg in Folge hinnehmen, stürzt in die Bezirksliga.

Irgendwie passt es da ins Bild, dass es auch bei den beiden Profis Philipp Wollscheid und Kevin Trapp derzeit überhaupt nicht läuft. Der Morscholzer Wollscheid wechselt Ende August vom englischen Erstligisten Stoke City zum VfL Wolfsburg . Zurück zu seinem Entdecker Dieter Hecking , der ihn in Nürnberg zum Bundesliga-Spieler gemacht hatte. Wollscheids Ambitionen sind groß, doch die Träume von Champions- oder Europa League platzen. Statt um einen Europapokal-Platz zu kämpfen, rauscht der VfL tief in den Tabellenkeller, Hecking muss im Oktober gehen. Unter Nachfolger Valérien Ismaël macht Wollscheid kein einziges Spiel.

Auch Kevin Trapp sitzt derzeit nur auf der Bank. Vor einem halben Jahr schien er noch auf dem Weg zur Weltkarriere: Mit Paris St. Germain wird er französischer Meister, glänzt in der Champions League und wird gefeiert. Vor der EM gilt der Torhüter sogar als Kandidat für die Nationalmannschaft. Doch dort erhält dann Bernd Leno den Vorzug als Ersatz für Manuel Neuer , und im Verein lässt der neue Trainer Unai Emery den Rimlinger auf der Bank schmoren. Nur sechs Spiele absolviert Trapp in der neuen Saison.

Wie gut, dass es bei all den Tiefschlägen wenigstens noch den SV Thailen, die SF Bietzen-Harlingen und den FC Wadrill gibt - denn die lassen ihre Fans jubeln. Wadrill wird mit 20 (!) Punkten Vorsprung Meister der Bezirksliga und darf sich als einer der ersten Titelträger im Saarland feiern lassen. Bietzen-Harlingen sichert sich dank eines starken Schlussspurts den Titel in der Kreisliga A Untere Saar. Und Thailen triumphiert in der Kreisliga A Hochwald. Nur ein einziges Spiel verliert die Mannschaft in der gesamten Saison - und auch das nur am Grünen Tisch. Dabei stellen die Thailener noch einen Rekord auf: Robin Flesch ist mit 54 Treffern mit Abstand bester Torjäger der Liga. Büschfelds Markus Rau trifft zwar seltener, dafür aber spektakulär. Er bringt das Kunststück fertig, aus 55 Metern einzunetzen.

 Gebeutelte Wölfe: Die Handballer des HSV Merzig-Hilbringen erleben ein schwarzes Jahr. Verletzungspech setzt dem Team arg zu. Zum Jahreswechsel schwebt das Team in höchster Abstiegsnot.

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 En garde: Anna Zens feiert den ersten deutschen Meistertitel für den saarländischen Fechterbund seit 25 Jahren.

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 Das Jahr 2016 beginnt mit Höhenflügen im Merziger Zeltpalast.

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 Meister Proper: Der FC Wadrill gibt in der Rückrunde keinen einzigen Punkt ab und sichert sich mit 20 Punkten Vorsprung die Bezirksliga-Meisterschaft. Fotos: Ruppenthal (6)/Britz/Schneider/ Brücker

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Und wenn wir gerade beim Positiven sind: Eigentlich hatte 2016 ja auch seine guten Seiten. Die Ü40 der TTF Besseringen sichert sich die Südwest-Meisterschaft im Tischtennis, Anna Zens wird deutsche B-Jugend-Meisterin im Degenfechten und schreibt Geschichte: Es ist der erste deutsche Titel für einen Saar-Fechter seit 25 Jahren. Eine Erfolgsgeschichte bleibt auch die saarländische Schullaufmeisterschaft - 5200 Kinder gehen in Merzig an den Start. Das ist neuer Rekord. Und wieder einmal Verlass ist auch auf Gold-Hengst Sezuan. Mit Reiterin Dorothee Schneider im Sattel gewinnt das Pferd vom Gestüt Peterhof bei der WM in Holland zum dritten Mal in Serie Gold bei den jungen Dressurpferden. Es war also nicht alles schlecht 2016. Was uns 2017 bringt? Wir sind gespannt. Auf ein gutes Neues.

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