Konzertagentur Kultopolis versus Villa Fuchs

Merzig · Um die Kulturarbeit im Landkreis Merzig-Wadern und die Aufgaben des Kreis-Kulturzentrums Villa Fuchs in Merzig ist ein heftiger Streit entbrannt.

Auslöser des sich abzeichnenden lokalen Kulturskampfes waren Aussagen von Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und des Villa-Geschäftsführers Michael Rauch in einer Sitzung des Kreisausschusses, in der es unter anderem um die schwierige finanzielle Situation der Villa Fuchs ging (wir berichteten).

Schlegel-Friedrich hatte darauf hingewiesen, dass die Konkurrenz durch Angebote der privaten Veranstalter wachse, und damit eine zuvor von Rauch formulierte Erläuterung zu Finanzproblemen der Villa übernommen.

Konkret sagte sie: "Bisher wurden Veranstaltungen, bei denen Überschüsse erwirtschaftet werden, auch von der Villa Fuchs organisiert. Wenn diese Gewinne an die privaten Veranstalter gehen, bleiben für die Villa Fuchs nur die Defizit-Veranstaltungen übrig."

Diese Sätze, die von der Saarbrücker Zeitung im Nachbericht zu besagter Sitzung zitiert wurden, brachten Roland Nilles, Geschäftsführer der in Merzig ansässigen Konzertagentur Kultopolis, auf die Palme. Er wandte sich in einem offenen Brief, der auch unserer Redaktion zuging, direkt an die Landrätin und die Mitglieder des Kreistages.

"Wie kann ein mit Steuermitteln finanzierter Kulturanbieter ein steuerzahlendes Unternehmen als Konkurrenten betrachten?", fragt er in dem Schreiben und weist den Vorwurf der Mitschuld an der finanziellen Schieflage des Kulturzentrums von sich. "Nur weil wir mit unserem Programm das kulturelle Angebot in Merzig beleben, sollen wir schuld an der finanziellen Situation der Villa Fuchs sein", schreibt der Konzertveranstalter. Während Nilles, wie er betont, stets von "Mitbewerbern" spreche statt von Konkurrenz, fehle es dem "öffentlichen Kulturanbieter" Villa Fuchs an "jeglichem Respekt". Sie sehe sich als "alleinigen Platzhirschen". Nach den Worten von Nilles folgen die Landrätin und die Politik "dieser völlig irrigen Argumentation und subventionieren mit Steuermitteln den durch nichts zu begründenden Kampf der Villa Fuchs gegen die ‚bösen' Privaten". Nilles weist außerdem darauf hin, dass sein privates Unternehmen nicht auf öffentliche Hilfe zurückgreifen kann: "Unsere Agentur arbeitet für jede einzelne Karte, weil ihr Überleben davon abhängt. Wer Steuergelder ausgeben kann, hat dies offensichtlich nicht nötig. Wer Steuergelder zahlen muss, jedoch schon."

Weiter schreibt er, dass die finanziellen Probleme des Kulturzentrums nicht wachsender Konkurrenz geschuldet, sondern "hausgemacht" seien, und unterstellt den Verantwortlichen der Villa Fuchs Unfähigkeit: "Glauben Sie mir, auch mit Kleinkunst und jenseits ehrgeiziger Projekte ist Geld zu verdienen - man muss es jedoch können. Diese Gabe ist, wie man nun lesen kann, aber leider nicht jedem gegeben." Nilles ist der Überzeugung, die "sehr gut mit Steuergeldern ausgestattete Villa Fuchs" sollte sich auf ihre eigentliche Aufgabe als Kulturzentrum besinnen. "Dazu gehört mit Sicherheit nicht etwa die Durchführung der im vergangenen Jahr so beworbenen ‚geilsten Party des Saarlandes'", schreibt Nilles in Anspielung auf eine Open-Air-Veranstaltung mit den Höhnern, Anna-Maria Zimmermann und den Atzen im Sommer 2016 in Merzig. "Bei solchen risikobehafteten Veranstaltungen werden Steuerzuschüsse in beträchtlicher Höhe verbraten und nicht durch das Angebot anderer Kulturanbieter", findet der Konzertimpresario.

Die Antwort der Landrätin fiel kurz aus: "Zumindest ich habe privaten Anbietern in keinster Weise einen Vorwurf gemacht. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass die Villa Fuchs, da das Angebot kommerzieller Anbieter zunimmt, ihr Kerngeschäft - nämlich nichtkommerzielle Veranstaltungen - nicht mehr in dem Maße wie in den vergangenen Jahren refinanzieren kann." Es sei in der Diskussion im Kreisausschuss auch nicht um die Frage gegangen, ob Zuschüsse erhöht, sondern um die Frage, ob der Mitgliedsbeitrag gesenkt werden kann.

Landrätin Schlegel-Friedrich: "Der Kreistag hat sich entschieden, den Mitgliedsbeitrag nicht zu senken, ihn aber bis 2019 auch nicht zu erhöhen."

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 Im Streit: Konzertagentur Kultopolis und Villa Fuchs. Fotos: SZ

Im Streit: Konzertagentur Kultopolis und Villa Fuchs. Fotos: SZ

Zum Hintergrund Der Kreisausschuss diskutierte in der Sitzung am 30. Januar, ob der Mitgliedsbeitrag von 64 000 Euro für das Kreiskulturzentrum Villa Fuchs gesenkt werden könne. Geschäftsführer Michael Rauch präsentierte den Mitgliedern dazu eine detaillierte Auflistung von Zahlen und Fakten, aus denen für das Jahr 2016 eine Unterdeckung von 26 000 Euro hervorging. Erwirtschafte Überschüsse werden nach Rauchs Worten reinvestiert. Die SPD-Fraktion fürchtete dadurch weitere Personalkosten. Der Ausschuss beschloss den im Haushalt festgesetzten Mitgliedsbeitrag einstimmig mit der Auflage, dass es bis 2019 keinen Antrag auf Erhöhung aufgrund höherer Personalkosten geben darf.

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