Blankes Entsetzen, Fassungslosigkeit, Unverständnis: Die Nachricht vom plötzlichen Tod des früheren Oberbürgermeisters Alfons Lauer (SPD ) hat gestern die Kommunal- und Landespolitik erschüttert. Die Nachricht vom mutmaßlichen Freitod des langjährigen Verwaltungschefs der Kreisstadt machte kurz nach der Beisetzung seines früheren Stellvertreters Manfred Horf gestern Nachmittag in Bietzen unter den Teilnehmern der Trauerfeier die Runde - und hinterließ tiefe Bestürzung.

"Ich bin fassungslos", sagte Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich. Sie habe den früheren OB, der vor einem Jahr Präsident des Sparkassenverbandes geworden war, in den vergangenen Monaten regelmäßig in verschiedenen Sparkassen-Gremien getroffen. "Meine Wahrnehmung war, dass er gut im neuen Amt angekommen ist und sich dort auch gut etabliert hatte", erklärte die Landrätin. Der Ex-OB sei als Sparkassen-Präsident anerkannt gewesen, umso weniger könne sie verstehen, was geschehen sei. Im Merziger Café Kaufhaus Kahn waren Teilnehmer der Horf-Beisetzung aus den Reihen von Politik und Verwaltung zusammengekommen, als sich dort gegen 16 Uhr die Nachricht von Lauers Tod verbreitete. Die Reaktionen waren stets die gleichen: Kopfschütteln, Sprachlosigkeit, Tränen flossen.

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: "Ich bin völlig bestürzt." "Ich habe keine Worte mehr", sagte die CDU-Kreisvorsitzende und Bevollmächtigte des Saarlandes bei der Europäischen Union, Helma Kuhn-Theis. Es habe viele Teilnehmer der Beisetzung verwundert, dass der OB nicht am Begräbnis seines früheren Stellvertreters teilgenommen habe. "Wie verzweifelt muss er gewesen sein?", fragte sich wohl nicht nur Kuhn-Theis an diesem Nachmittag. Geschockt reagierte der Merziger Beigeordnete und langjährige SPD-Weggefährte Lauers, Dieter Ernst : "Das ist ein Hammer." Auch Bernd Seiwert, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Merziger Stadrat, rang sichtlich um Fassung: "Mir tut es leid für ihn - und für die Familie."

Die SPD-Kreisvorsitzende Anke Rehlinger erreichte die Mitteilung im Ausland: "Ich bin erschüttert und fassungslos über die traurige Nachricht, dass Alfons Lauer , ein langjähriger Freund und eine prägende Persönlichkeit der SPD Saar, verstorben ist", erklärte Rehlinger gegenüber der SZ. Die SPD im Kreis und in Merzig hätten ihm viel zu verdanken. "Der Tod von Alfons Lauer trifft mich bis ins Mark und macht uns sprachlos." Sie sei "unendlich traurig". Auch der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende, Stefan Krutten , konnte nicht fassen, was passiert war: "Ich habe Alfons Lauer in letzter Zeit noch bei verschiedenen Veranstaltungen auf Landesebene getroffen. Aber es gab für mich keinerlei Anzeichen dafür, dass so etwas passieren würde."

Lauers Nachfolger im Rathaus, Marcus Hoffeld , bekannte: "Ich bin schockiert." Der Tod Lauers sei nach dem Ableben von Fredi Horf der zweite schwere Schlag für die Kreisstadt binnen weniger Tage. Hoffeld : "Das müssen wir alle erst einmal verarbeiten."

Auch der Vorgänger des langjährigen Merziger Verwaltungschefs, Alt-Bürgermeister Walter Anton, war betroffen: "Ich habe vor kurzem noch mit ihm telefoniert. Er hat mir von seinen neuen Aufgaben erzählt, und ich hatte den Eindruck, dass er vollauf zufrieden ist mit seinem Leben." Manfred Klein, Merziger SPD-Ortsvorsteher und ebenfalls enger Vertrauter von Lauer, meinte kopfschüttelnd: "Was ist das für ein Tag?"

Auch die Spitze des Saarländischen Städte- und Gemeindetages, dessen Präsident Lauer einige Zeit gewesen war, zeigte sich bestürzt: "Die Zusammenarbeit mit ihm war für mich immer interessant und angenehm", sagte der jetzige Präsident Klaus Lorig (CDU ). Er war während Lauers Zeit an der Spitze des kommunalen Interessenverbandes dessen Stellvertreter gewesen. Er habe ein gutes Verhältnis zu Lauer gehabt, bekannte der Völklinger Oberbürgermeister, "wir lagen in unseren kommunalpolitischen Ansichten nie weit auseinander". Auch deshalb treffe ihn diese Nachricht massiv. Lorigs Stellvertreterin, die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, zeigte sich zutiefst geschockt: "Mir fehlen im Moment die Worte."

Am Mittwoch war unter großer Anteilnahme der Bevölkerung der Merziger Bürgermeister a. D. Fredi Horf in Bietzen beigesetzt worden. Horf war am Freitag im Alter von 67 Jahren verstorben. Mehr als 600 Trauergäste folgten auf dem Friedhof dem Sarg. In der völlig überfüllten Pfarrkirche hatten zuvor Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer Bürgermeister Marcus Hoffeld , Ortsvorsteher Michael Gebhart und Kultusminister a. D. Jürgen Schreier die Verdienste des langjährigen Merziger Bürgermeisters gewürdigt.

> siehe auch Seite B2