Strahlend wiegt sich Jana Stelley in ihrem quittengelben Hänger vor dem großen Spiegel. "Voll schön, gefällt mir", jubelt sie. Mit einem Schmunzeln quittiert Ulrike Kremer die Begeisterung der quirligen Musikdarstellerin. "Seidensamt, aus dem das wir das erste Kleid für Wednesday genäht haben, sah auf der Bühne zu schräg aus", sagt die Kostümbildnerin. "Deshalb haben wir jetzt Krepp und Seidenchiffon gewählt", verrät sie und lässt ihren Kennerblick über das neue Outfit der Tochter der Addams schweifen. Gut 50 Kostüme hat die Frau, die Modedesign studiert hat, seit April für die deutschsprachige Erstaufführung der Addams Family entworfen, die am kommenden Freitag, 22. August, im Merziger Zeltpalast Premiere hat.

Altrosé sind die Pailletten, die am Ausschnitt von Morticias alias Edda Petry schwarzem Strechsatinkleid dezent schimmern. "Wir haben das Kleid mit roter französischer Spitze gefüttert. Die kommt zur Geltung, wenn sie Tango tanzt", sagt die Kostümbildnerin, die alle nur liebevoll Ulli nennen. Aufreiht warten die Perücken in der Maske auf ihre Träger - versehen mit den Vornamen.

Kaum haben Kremer und Mitarbeiterin Kathrin Engel die rabenschwarze Jacke des Familienoberhauptes mit Haartressen geschmückt, widmet sich Kathrin dem grauen Anzug von Gomez, gespielt von Uwe Kröger . "Wir wollen ihm einen Flair von Latin-Lover verleihen", sagt sie und schaut dem Musical-Star zu, der mit Kollegen auf einem Stuhl im Freien die letzten Sonnenstrahlen genießt. "Wann ist sein Mantel fertig?", will die Kostümbildnerin von Mitarbeiter André Schauf wissen, der an dem flauschigen Überzieher arbeiten. "In fünf Minuten", lautet seine Antwort. Ein Uhrenvergleich beweist ihr: noch gut in der Zeit.

Obwohl sich die Merziger bei den Kleidern von Vater, Mutter und ihrem Nachwuchs streng an das Original halten - bei den Ahnen machen sie eine Ausnahme. "Wir wollten das Stück auf europäische Geschichte zuschneiden, obwohl die Geschichte im Central Park von New York spielt", erzählt Ulli Kremer.

"Daher lassen wir einen Highlander auftreten, ebenso Napoleon und eine Rokoko-Dame. Wir sagen immer, die Frau mit dem Turm auf dem Kopf", lacht sie und eilt mit einem Karton voll Schuhe zu Monika Freeman, der Darstellerin der Lady aus der Zeit von 1730 bis 1780. Grund: die beigen Pumps behagen ihr nicht. Derweil plagt Anne Welte , die die bereits halb in die Rolle der Grandma geschlüpft ist, eine bange Frage: "Kann ich das rote Armband und die ebenso farbige Kette zu dem Outfit tragen?" Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: "Probieren wir es doch mal." Mittlerweile hat André Schauf den Mantel von Gomez fertig; eine Arbeit, die dem kritischen Blick der Chefin standhält. Wednesday hat erneut die Garderobe gewechselt: schwarze Tüllbluse, dunkelgrauer Rock. Über die Korsage, die ihr Kathrin Engels anlegt, gerät die aparte Blondine völlig ins Schwärmen. "Ich mag das - I like it, I like it"- in den bekannten Song aus Sister-Act stimmt Ulli Kremer für einen kurzen Augenblick ein, um sich sofort Onkel Fester zuzuwenden. Kritisch beäugt sich Enrico de Pieri in dem weißen Frack, der für so manche Überraschung gut ist. "Die Knöpfe bleiben nicht weiß. Sie werden in ein florierendes Grün gefärbt", ordnet die Kostümbildnerin an. "Im April haben wir mit dem Schneidern der Kostüme begonnen", gesteht sie. Mit dem Eintreffen des kompletten Ensembles geht's dann in die Vollen. "Ich bin seit sieben Uhr hier", meint sie und schaut auf die Uhr: kurz nach 17 Uhr. Ein Ende ist an diesem Probentag noch nicht abzusehen. "Aber mit dieser Truppe macht es eine Menge Spaß."

Karten-Tel. (0 68 61) 9 91 00.

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