Seit 25 Jahren macht er Kinder stolz

Merzig · Eddi Zauberfinger feiert 25 Jahre Liedertheater – und ist damit so aktuell wie nie. So lange tritt Dennis W. Ebert auch im Saarland auf. Die Besucher von einst kommen jetzt mit ihren Kindern. Kein Grund für ihn, aufzuhören.

 Begeistert machten die Kinder in Merzig bei Eddis lehrreichem Programm mit.

Begeistert machten die Kinder in Merzig bei Eddis lehrreichem Programm mit.

Foto: Sponholz

Christiane Basenach sitzt auf einer der Holzbänke vor dem alten Rathaus in Merzig , klatscht und wippt mit den Füßen im Takt. "Die Lieder kenne ich alle noch von früher", gibt sie zu. "Schon als Kind habe ich damals mitgefühlt. So wie heute." Der einzige Unterschied: Jetzt ist sie 32 und beobachtet, ob es ihrer Tochter Nele (3) genauso geht wie ihr damals. Warum Eddi Zauberfinger sein Publikum nach 25 Jahren noch immer in seinen Bann zieht? "Weil er Kinder einfach gut anspricht mit seiner Mimik und Gestik", vermutet die Mutter. "Weil er sie animiert zum Mitmachen - auf Kinder-Art."

Eddi Zauberfinger heißt eigentlich Dennis W. Ebert, ist 59 Jahre alt, Grundschulpädagoge und Diplom-Sportlehrer. Und er hat ein ganz besonderes Talent, mit Kindern umzugehen. Als "Rattenfänger" hat man ihn schon augenzwinkernd bezeichnet - und einer vom Security-Dienst hat ihn mal anerkennend gelobt: "Du gibst Kindern Sicherheit."

Genau das ist es, was Eddi Zauberfinger mit seinen Erlebnisliedern erreichen möchte - und was ihn seit nunmehr einem Vierteljahrhundert mit seiner Kombination aus Musik und Theater am Leben hält. Sein Ziel, "Kinder stark machen", ist nicht einfach so dahingesagt, genauso wenig wie das Motto "Hits für bessere Kinderwelten" auf seiner Jubiläums-CD. Es ist Eberts Antrieb und Motor - neben der Freude an dem, was er erlebt. Wie sich Kinder während der 70 Minuten seines Auftritts auf einmal öffnen, sich etwas zutrauen, mitspielen und mitsingen, wie stolz sie dabei sind, dass sie diese "Ich-kann-Erfahrung" machen können, das ist als Lohn für die Arbeit auf der Bühne nicht zu toppen.

Denn Arbeit ist es wirklich - auch wenn es so mühelos und professionell aussieht und Ebert ständig auf die Kinder eingehen, umdenken, animieren oder auch mal Grenzen setzen muss. Ein vermutliches Geheimnis seines Erfolges: Die Kinder spüren, dass er sie ernst nimmt und dass er auch Probleme benennt. "Ich zeige nicht die schöne heile Welt", sagt Ebert. Sondern es ist eine Welt, in der Kinder auch mal Angst vor dem Krach von Düsenjägern haben. Oder wo Seepiraten mit der "Rainbow Warrior" unterwegs sind, um die Tiere der Meere zu retten. "Kein Klamauk", sagt Ebert über sein Programm. "Es ist didaktisch, ein pädagogisches Rollenspiel." Und er selbst der "Vollblutpädagoge", der zwar nicht mahnend den Zeigefinger erhebt, der aber auch feste pädagogische Ziele hat: Werte zu vermitteln etwa. "Ich kann keine Lieder ohne Gehalt schreiben", sagt er.

Dass er überhaupt angefangen hat, Lieder zu schreiben, ist seinen beiden Kindern Lisa (29) und Johannes (28) zu verdanken. Denn die kamen 1991 mit ihm aus einer Zirkusvorstellung und wünschten sich, zu Hause Zirkus spielen zu können. Seitdem sind unzählige Lieder, CDs, eine DVD und die beiden Umweltmusicals "Eddi Zauberfinger" und "Willi, der Wassertropfen" entstanden, in 50 000 Klassen bundesweit gibt es seine Bewegungs-CD, und an jedem Wochenende steht der Autodidakt irgendwo zwischen Augsburg, Frankfurt und dem Saarland auf einer Bühne.

Und auch, wenn dieselben Lieder von einst noch die gleiche Wirkung auf die Kinder haben wie vor 25 Jahren, eines ist anders geworden: Noch nie habe Ebert so viele Kinder mit Wahrnehmungsauffälligkeiten gesehen wie heute. Es seien Kinder dabei, die zwar wissen, wie man mit dem Daumen ein Smartphone bedient, aber nicht mehr, wie man jemanden mit einem Zeigefinger am Kinn kitzelt. Es seien auch verwahrloste oder traumatisierte Kinder dabei, die kein Rhythmusgefühl mehr hätten und nicht in der Lage seien, ihre Bewegungen zu koordinieren. Und genau hier setzt Eddi Zauberfinger an: Weil er eben nicht von oben "vorspielt", sondern weil die Kinder, die Hauptakteure, mitmachen, und Freude entwickeln, weil sie mutig und stolz werden. Und weil sie ganz nebenbei etwas lernen. Mehr denn je glaubt Ebert daher, dass sein Konzept wichtig und aktuell ist - und bei den Kindern etwas zum Positiven bewegen kann. Auch über das Programm hinaus. Deswegen denkt er auch noch lange nicht ans Aufhören. Eigentlich gäbe es nur einen Grund für ihn, die Auftritte von Eddi Zauberfinger zu beenden: "Wenn ich nicht mehr ankomme, dann bin ich verkehrt. Wenn die Kinder nicht mehr mitmachen und fragen würden: Was macht der alte Mann da?"

Von fragwürdigen politischen Entscheidungen lässt sich der gläubige Christ, für den Gottlosigkeit "ebenso ein Gräuel ist wie Menschen ohne Rückgrat", seine Freude an der Arbeit jedenfalls nicht nehmen. Im Gegenteil: Dann denkt er an "das wichtigste Kinderlied", das es gibt - "Sind so kleine Hände" von Bettina Wegner - und daran, dass die Politiker "irgendwann weg sind". Aber Eddi Zauberfinger wird dann immer noch in den Köpfen und Herzen der Menschen sein, davon ist er überzeugt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort