Anstatt im Bus mit dem Rollstuhl zur Klinik

Merzig · Winfried Hoffmanns Ärger ist groß. Ein Fahrer der Saar-Pfalz-Bus GmbH hat ihn mit seinem Rollstuhl an einer Haltstelle in der Merziger Stadtmitte stehen lassen. Und das alles ohne Begründung.

 Von dieser Haltstelle aus wollte Winfried Hoffmann im Bus zur Klinik fahren. Es musste es mit dem Rollstuhl tun. Foto: Hoffmann

Von dieser Haltstelle aus wollte Winfried Hoffmann im Bus zur Klinik fahren. Es musste es mit dem Rollstuhl tun. Foto: Hoffmann

Foto: Hoffmann

Über die Knüppel, die ihm als Rollstuhlfahrer zwischen die Beine geworfen worden seien, könne er Bände schreiben, erzählt Winfried Hoffmann. Doch das, was ihm diese Woche passiert ist, schlägt nach seinen Worten einem Fass den Boden aus: "Ein Busfahrer der Saar-Pfalz-Bus GmbH hat mich ohne Grund mit meinem Rollstuhl an der Haltestelle stehen lassen und nicht mitgenommen", empört er sich. Er fühlt sich ausgegrenzt, diffamiert, behandelt wie Dreck. "Ich war am Bahnhof in der Stadtmitte ausgestiegen, um mit dem Bus zur SHG-Klinik zu fahren, wo ich einen Termin hatte."

Also lenkte er seinen Rollstuhl zur Haltestelle Merzig Stadtmitte Bahnhof und wartete geduldig auf den Bus. "Es war die Linie 207 der Saar-Pfalz-Bus GmbH, die um 15.26 Uhr von der Haltestelle am Viehmarkt Richtung SHG-Klinik fährt", erzählt er. Der Bus habe ganz normal an der Haltestelle gestoppt. Hoffmann: "Die hintere Tür ging auch auf. Ich fragte den Busfahrer und die drei Fahrgäste ganz höflich, ob jemand die Rampe aufklappen könne, damit ich reinfahren könne. Nichts passierte."

Weder die Fahrgäste noch der Busfahrer haben sich nach seinen Worten angesprochen gefühlt. "Der Busfahrer schaute nur in den Spiegel." Noch zweimal wiederholte er seine Bitte, wie er berichtet. Die Reaktion: Die Türen schlossen sich, der Bus fuhr los. Er habe nur noch die Rückleuchten gesehen. "Und das Ganze ohne einen Dialog mit dem Fahrer", wie der Mann aus Dillingen weiter erzählt. "Wenn er erklärt hätte, warum es nicht möglich gewesen war, die Klappe für den Rollstuhl zu öffnen, hätte ich es ja noch verstanden. Doch nichts zu sagen und einfach wegzufahren, ist ziemlich unmöglich."

"Unterlassene Hilfeleistung"

Dabei sei es auch ohne Probleme möglich gewesen, mit ein wenig Hilfe den rund 50 Kilo schweren Rollstuhl in den Bus zu hieven, schimpft er. "Ich bin ja nicht querschittsgelähmt und kann ein paar Schritte gehen", sagt der Mann, der unter einem defekten Ischiasnerv leidet. Sofort habe er Mitarbeiter von Saar-Pfalz-Bus in Saarbrücken über den Vorfall informiert. "Sie haben versprochen, die Sache weiter zu geben, sich zu entschuldigen."

Schon öfter habe er auf dieser Strecke Schwierigkeiten gehabt, weil Busfahrer ihn nicht mitnehmen wollten, und dies bei dem Unternehmen moniert. "Mir wurde gesagt, dass die Busfahrer mich mitnehmen müssen, wenn ein Platz für einen Rollstuhl vorhanden ist. Offenbar ist das nicht bei diesem Busfahrer angekommen. Meine Geduld ist nun am Ende. Das hier war unterlassene Hilfeleistung." Für ihn steht fest: Saar-Pfalz-Bus, ein Tochterunternehmen der Bahn, hat die Hausaufgaben in Sachen Barrierefreiheit wieder nicht erfüllt.

"In meinem Rollstuhl habe ich die gut eineinhalb Kilometer bis zur SHG-Klinik zurückgelegt und bin viel zu spät zu dem Arzt-Termin gekommen." Aus Angst, wieder von einem Bus ausgesperrt zu werden, fuhr er nach seinen Worten nach dem Arzt-Termin in seinem Rollstuhl den Weg bis zum Bahnhof zurück.

Auf SZ-Anfrage entschuldigt sich ein Pressesprecher der Bahn für diesen Vorfall. Die eingeforderte Stellungnahme des Busfahrers liege noch nicht vor. Jedoch wurde der Besitzer des Busunternehmens laut Bahn-Sprecher angewiesen, auf seine Mitarbeiter einzuwirken, dass sich ein solcher Vorfall nicht mehr wiederhole. "Die Fahrer haben eine Fürsorgepflicht gegenüber Behinderten" - eine Aufgabe, die regelmäßig Thema in Schulungen sei. Unabhängig von der Stellungnahme habe man eingefordert, dem Omnibusfahrer erneut seine Pflichten gegenüber Behinderten klar zu machen.

Seinen Unmut über den Vorfall wird Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld in einem Brief an Saar-Pfalz-Bus zum Ausdruck bringen. "Wir sehen uns als behindertenfreundliche Stadt an, die das Ziel hat, die Bedingungen und Angebote mit dem Behindertenbeirat permanent zu verbessern. Da dürfen sich solche Fälle nie wieder wiederholen."

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