Sie helfen Opfern von Straftaten

Merzig · Gerhard Ruloff und Gerd Ludwig, Mitarbeiter des Weißen Rings, stellen zum Tag der Kriminalitätsopfer ihre Aufgaben vor.

 Gerhard Ruloff und Gerd Ludwig vom Weißen Ring im Gespräch mit den SZ-Redakteuren Margit Stark und Christian Beckinger (von rechts). Foto: Nina Drokur

Gerhard Ruloff und Gerd Ludwig vom Weißen Ring im Gespräch mit den SZ-Redakteuren Margit Stark und Christian Beckinger (von rechts). Foto: Nina Drokur

Foto: Nina Drokur

Am heutigen Mittwoch, 22. März, ist Tag der Kriminalitätsopfer. Für Gerhard Ruloff und Gerd Ludwig ein wichtiger Tag: Die beiden Ehrenamtler von der Opferhilfeorganisation Weißer Ring stellen bei ihrem Besuch in der Redaktion Merzig die Arbeit der Organisation vor, in der sie sich engagieren. Sie helfen, wie alle deutschlandweit rund 3200 Mitarbeiter des Weißen Rings, Menschen, die Opfer von Straftaten geworden sind. Einer der Gründungsväter des Weißen Rings war der ZDF-Journalist und langjährige "Fernsehfahnder" Eduard Zimmermann, Begründer der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst".

Ruloff, Ludwig und ihre Mitstreiter hören zu, spenden Trost, leisten Beistand und vermitteln an die richtigen Adressen, wenn sie selbst nicht weiterhelfen können. Auch eine kurzfristige finanzielle Unterstützung kann der Verein, wenn nötig, leisten. "Zu den häufigsten Fällen gehören Einbrüche, häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch", weiß Gerhard Ruloff. Seit zwei Jahren ist er bei der Organisation aktiv. "Meine Frau wurde selbst einmal Opfer und hat damals viel Hilfe durch den Weißen Ring bekommen. Sie war es, die mir vorgeschlagen hat, mich dort zu engagieren", erzählt der 62-Jährige. Nachdem er sich die Arbeit genauer angeschaut hatte, traf er die Entscheidung, weiterhin dabei zu bleiben. "Das ist bei allen unseren Mitarbeitern so", erläutert der Saarbrücker. "Wenn man sich beim Weißen Ring engagieren möchte, nimmt man zunächst an einem zweieinhalbtägigen Seminar teil, bei dem man unter anderem die Gesetzesgrundlagen kennen lernt. Anschließend bekommt man die Gelegenheit, drei Opferfälle bei einem Kollegen zu begleiten. Danach kann man für sich entscheiden, ob man sich die Arbeit zutraut oder nicht." Die Ausbildung ist damit nach Ruloffs Worten aber noch nicht beendet. Der Weiße Ring biete Seminare und Weiterbildungen an, mit denen man sich auch spezialisieren könne.

Zum Beispiel in Richtung Kriminalprävention. In der Außenstelle Merzig sind zurzeit fünf Mitarbeiter tätig. Leiter der Außenstelle ist Gerd Ludwig aus Losheim. Vor drei Jahren kam er zum Verein, "um der Gesellschaft etwas zurückzugeben", sagt der 73-Jährige, der vor Kurzem zum neuen Außenstellenleiter für den Kreis Merzig-Wadern ernannt worden ist (die SZ berichtete). Das Motto der Gruppe: "Jedes Opfer, das kein Opfer wird, ist uns wichtig." Das, da sind sich Ludwig und Ruloff einig, geht nur mit Prävention. Allerdings fehle es an tatkräftiger Unterstützung: "Ideen haben wir viele, wir haben auch alle Papiere und Materialien, aber nicht genügend Leute, um sie umzusetzen."

Wer sich ehrenamtlich beim Weißen Ring engagieren möchte, sollte vor allem eines mitbringen: Empathie. "Man muss zuhören und auf Menschen zugehen können", sagt Ludwig. "Wenn man ihnen nur zuhört, das hilft den Menschen oft schon." Wobei: "Mitleid haben aber nicht mitleiden" das sei das A und O. Ein Mal im Monat treffen sich die Mitglieder zum Erfahrungsaustausch. "Wenn ein Fall mal zu sehr an die Nieren geht, kann man jederzeit zurücktreten und den Fall an einen Kollegen übergeben", informiert Ludwig. "Außerdem bieten wir unseren Mitgliedern auch die Möglichkeit der Supervision oder sogar psychologische Betreuung an."

Das Mindestalter für Mitglieder ist 18 Jahre. "Zwar ist eine gewisse Lebenserfahrung von Vorteil, aber wir brauchen auch gerade junge Leute", betont Ruloff. "Wie sollen wir alten Leute denn Zugang finden zu jemandem, der beispielsweise Opfer von Cyber-Mobbing geworden ist?" Es gehe auch nicht immer um Opferfälle. Der Verein betreibe auch Öffentlichkeitsarbeit und andere Veranstaltungen, bei denen helfende Hände fehlen.

Zurzeit steht die Außenstelle Merzig nach Informationen des Leiters in Kontakt mit der örtlichen Polizei. Gemeinsam wollen sie einen Informationsabend für Eltern planen, deren Kinder Opfer von Mobbing geworden sind. "Eltern merken zwar, das mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, aber oft sind sie dann mit der Situation überfordert und wissen nicht, was sie tun können. Deshalb möchten wir auf diese Eltern zugehen und ihnen helfen."

Wer Interesse an einer Mitgliedschaft oder einer Mitarbeit beim Weißen Ring hat, kann sich bei Gerd Ludwig. Außenstellenleiter Merzig-Wadern, unter Tel. (01 51) 55 16 47 09 melden.

Zum Thema:

Seit mehr als 40 Jahren im Einsatz für Opfer Der Weiße Ring wurde 1976 in Mainz gegründet als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten". Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von rund 3200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfern in bundesweit 420 Außenstellen. Der Weiße Ring ist in 18 Landesverbände gegliedert. Der Verein finanziert seine Tätigkeit aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen.

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