Turteltaube und Mückenfledermaus stoppten Millionen-Projekt

Merzig · Damit Wildkatzen, Vögel und Fledermäuse sich entfalten können, ist nun auch eine Alternativtrasse für die Nordumfahrung Merzig gescheitert. Doch noch will sich nicht jeder mit dem Aus des Projekts abfinden.

Die Nordumfahrung Merzig ist vom Tisch. Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld (CDU ) glaubt jedoch nicht, dass das Projekt am fehlenden Geld gescheitert ist. Schließlich hätten CDU und SPD im Land die Nordsaarlandstraße 2012 in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. "Da hat man sich im Vorfeld mit Sicherheit Gedanken gemacht, ob die Finanzierung in der Form steht", sagte er der SZ. Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD ) hatte am Freitag das Aus für den drei Kilometer langen Straßenneubau (Kosten: 18 Millionen Euro) bekannt gegeben, der als Teil der Nordsaarlandstraße für eine schnellere Anbindung des Hochwaldes an die A 1 und A 8 sowie für eine Entlastung des Verkehrs in Merzig sorgen sollte. Vor allem Vorgaben des Natur- und Artenschutzes hätten den Bau verhindert. "Ich muss akzeptieren, dass es da wohl Richtlinien der EU gibt, nach denen nicht gebaut werden kann", so Hoffeld.

"Das Projekt ist nicht am politischen Willen oder fehlendem Geld gescheitert", hatte Rehlinger betont. Nachdem acht mögliche Trassen auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft worden waren, scheiterte die einzig mögliche Strecke daran, dass sie den Übungsplatz der Bundeswehr-Kaserne Auf der Ell durchschnitten hätte. In der Folge wurde eine Alternativtrasse geprüft zwischen der Ortsumfahrung Besseringen und der L 158. Diese könne jedoch ebenfalls keine Genehmigung erhalten, da sie gegen EU-Artenschutzregeln verstoße, so Rehlinger. Insbesondere betroffen wären Kernlebensräume von Wildkatzen, zahlreichen Fledermausarten wie dem Großen Mausohr und der Mückenfledermaus sowie Brutstätten von Vögeln, darunter Specht-Arten, Waldkauz und Turteltaube. Der Naturschutzbund BUND begrüßte das Aus. Andernfalls hätte man juristische Schritte eingeleitet.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) appelliert hingegen an die Landesregierung, weitere Alternativen zu prüfen. "Wenn dieser zentrale Abschnitt nicht gebaut wird, steht die Sinnhaftigkeit des gesamten Projektes Nordsaarlandstraße infrage", sagte Hauptgeschäftsführer Heino Klingen. Ein Aus schade der touristischen Entwicklung rund um den Bostalsee.

Die Linke im Landtag fordert, es müsse mit Naturschützern nach alternativen Strecken gesucht werden. Anders sehen es die Grünen im Landtag, die das seit rund 15 Jahren diskutierte Projekt ablehnen. "Die Nordumfahrung Merzig ist ökologischer und ökonomischer Unsinn", so Fraktionschef Hubert Ulrich . BUND und Grüne bezeichnen die Entlastungen durch die Straße als äußerst gering.

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