„Stundenlohn liegt oft unter null Euro“

Merzig · Die wirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen Betriebe im Grünen Kreis war zentrales Thema in der Versammlung des Bauernverbandes. Es ging auch um Konkurrenzdruck, Wildschäden und den Strukturwandel.

 Die Präsidenten Klaus Fontaine (links) und Peter Hoffmann bei der Versammlung des Kreisbauernverbandes. Foto: Michael Rauch

Die Präsidenten Klaus Fontaine (links) und Peter Hoffmann bei der Versammlung des Kreisbauernverbandes. Foto: Michael Rauch

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Es war ein Jahr, das den Menschen aus vielerlei Gründen in Erinnerung bleiben werde. Sei es der Terror, die Abgasmanipulationen oder die Flüchtlingswelle. "Für uns Bauern wird es als eines der Trockenjahre gelten, fehlen doch in unseren Breiten rund 250 Milliliter Niederschlag, übers Jahr", sagte Peter Hoffmann, Präsident des Kreisbauerverbands Merzig-Wadern bei der Kreisversammlung am Donnerstag im Hotel Roemer. Die wirtschaftlichen Bedingungen seien derzeit nicht wirklich gut.

"Umso mehr überraschten dann hohe Raps- und Getreideerträge, auch wenn punktuell Trockenschäden zu beklagen waren", sagte Hoffmann und zeigte sich vorsichtig optimistisch. Doch waren es vor allem die Wetterextreme, die in diesem Jahr den Kulturen puren Stress bereitet hätten. Erst die vier zu kalten Monate und dann die lange Trockenheit.

So verwundere es nicht, dass die wirtschaftliche und soziale Situation der Betriebe Besorgnis erregend sei. Dies gehe aus den jüngsten Buchführungsergebnissen hervor. "Gewinnrückgänge im Bereich von fast 50 Prozent, über alle Betriebsformen und Betriebsgrößen hinweg", so der Bauernpräsident. Der Stundenlohn für die eigene Arbeitskraft liege meist unter null Euro.

Dies läge vor allem an den schlechte Preisen, die den Bauern zu schaffen machten. Weil sich vergleichsweise geringe Ernten nicht mehr auf die Preise auswirkten, meinte Klaus Fontaine, Präsident des Bauernverbandes Saar. "Die Preise werden nicht im Saarland und sie werden nicht in Deutschland bestimmt und auch die weltweiten Getreidepreise hängen nicht davon ab, ob in Europa eine ausreichende Ernte eingefahren wurde", sagte Fontaine.

Gnadenloser Konkurrenzkampf

Das Verhalten der sogenannten Marktpartner sei für die derzeitige Situation der Bauern mitverantwortlich. Der Lebensmittel-Einzelhandel lasse laut Hoffmann zum wiederholten Mal erkennen, dass sie an einer gedeihlichen Zusammenarbeit nicht interessiert sind. "So drücken sie in einem gnadenlosen Konkurrenzkampf untereinander die Preise", so Hoffmann. Aber auch im Kleinen, den Kommunen, gäbe es immer wieder Stolpersteine für die Bauern . So bemängelte Hoffmann den Zustand der Feldwirtschaftswege, den fehlenden Heckenschnitt und die Wildschadenproblematik.

So werde der Strukturwandel in der Landwirtschaft weitergehen. Derzeit gäbe es im Saarland nur noch 1200 aktive Landwirte. "Die Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft , gegenüber der Zahl der insgesamt Erwerbstätigen, liegt bei unter 1,5 Prozent in Deutschland", warnt Fontaine. Es sei schwer die Interessen des Bauernverbands gegenüber der Politik zu vertreten. "Es gibt aber keinen Grund in der Landwirtschaft den Kopf in den Sand zu stecken", ist sich Fontaine sicher. Deshalb forderte er alle Landwirte auf, konstruktiv mitzuarbeiten.

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