Türkischer Bayer ist auf der Bühne zu Hause

Merzig · Django Asül tritt am kommenden Donnerstag, 16. April, 20 Uhr, mit seinem Programm „Paradigma“ in der Merziger Stadthalle auf. SZ-Mitarbeiter Philipp Anton hat sich vorab mit dem Kabarettisten unterhalten.

 Django Asül liebt Live-Auftritte. Foto: VA

Django Asül liebt Live-Auftritte. Foto: VA

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Sie leben in Niederbayern und sind dort groß geworden. Wie ist es Ihnen gelungen, sich als Türkischstämmiger so gut zu integrieren?

Django Asül : Ich musste mich dort nie integrieren, denn ich war ja schon da. Das ist Verdienst meiner Eltern. Sie sind damals auf die Menschen in ihrer neuen Heimat zugegangen und haben sofort Anschluss gefunden. Das machte es später umso einfacher für mich. Die Menschen in Deggendorf sind wie eine Familie für mich. Bei unseren Nachbarn hatte ich sogar ein eigenes Zimmer und fuhr mit ihnen als Kind nach Italien in Urlaub.

Das heißt, Sie haben von Anfang an eine bayerische Sozialisation erlebt?

Django: So ist es. Mit vier Jahren nahm mich der Nachbarsmann schon mit zum Stammtisch in die Dorfkneipe (lacht). Das dort Erlebte verwende ich heute noch gerne in meinen Programmen.

Ist Integration dennoch ein wichtiges Thema für Sie, mit dem Sie sich auch beschäftigen?

Django: Ich denke, es ist jedem selbst überlassen, ob er sich einbringt oder nicht. Man kann niemanden dazu zwingen. Meine Eltern haben den Kontakt gesucht, und ich finde, solch eine Eigeninitiative gehört einfach auch dazu. Wenn zwei Leute, egal welchen Ursprungs, miteinander auskommen wollen, dann kommen die auch miteinander aus. Das ist eine Bringschuld, die ich an jeden Menschen stelle.

Wie ging es nach dem Abitur für Sie weiter?

Django: Ich habe eine Ausbildung zum Bankkaufmann begonnen. Anschließend fing ich noch eine Ausbildung zum Tennistrainer an, wobei ich die nie zu Ende führte, da zu diesem Zeitpunkt das Kabarett für mich schon rund lief.

Konnten Sie aus der Ausbildung auch etwas für ihre spätere Karriere mitnehmen?

Django: Auf alle Fälle! Ich kann jedem diesen Weg nur empfehlen, wenn man irgendwann auf die Bühne gehen will. Es waren zweieinhalb wunderbare Jahre, in denen ich einerseits eine umfassende Ausbildung durchlief und andererseits natürlich auch unheimlich viele Menschen, aus allen Gesellschaftsschichten, beobachten konnte.

Wann fassten Sie den Entschluss, mit Kabarett zu beginnen, und wie kamen Sie darauf?

Django: Gegen Ende meiner Bank-Ausbildung, im Herbst 1994, habe ich zufällig Matthias Beltz live gesehen. Als ich ihn sah, dachte ich mir: Das will ich auch mal versuchen. Am nächsten Arbeitstag ging ich dann zu meinem Ausbilder und sagte ihm, dass ich, wenn in acht Wochen die Ausbildung abgeschlossen ist, meine sieben Sachen packen werde.

Sammelten Sie danach auf den kleinen Dorfbühnen erste kabarettistische Erfahrungen?

Django: (lacht) Ich wäre froh gewesen, ich hätte eine Bühne gehabt! Ich trat in Buchhandlungen und kleinen Cafés auf, es hatte richtigen Kleinkunst-Charakter.

Hatten Sie sich darauf vorbereitet oder gar Unterrichtsstunden genommen?

Django: Nein, das war learning by doing, schließlich ist es nicht gerade leicht, in Niederbayern jemanden zu finden, der davon was versteht (lacht). Ich schrieb mir keine Texte vor und hatte folglich auch kein Gefühl für die Zeit, die Auftritte dauerten mitunter über drei Stunden. Aber ich hatte immer schon ein Gespür dafür, ob etwas bei den Leuten ankommt und das tat es.

Worin sehen Sie das Besondere in Ihren Programmen?

Django: Naja, ich habe nie Texter oder einen Regisseur gehabt, und ich denke, das macht mein Programm authentisch. Außerdem ändere ich es regelmäßig dahingehend ab, das es auch einen aktuellen Bezug wahrt.

Wie entstand überhaupt Ihr Künstlername?

Django: Der geht auf meine Ausbildungszeit zurück. Es war ein Hirngespinst von einem Kollegen und mir, das auf einem Betriebsausflug entstand. Bei meinen ersten Auftritten kam ich dann naiverweise wieder darauf zurück (lacht).

Mit der Zeit machten Sie sich in ganz Bayern einen Namen, treten seit Jahren beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus auf. Wie kommt der türkische Bayer bei den Landsleuten, und wie im restlichen Deutschland an?

Django: Bei meinen Anfängen beim Münchner Kaktus ging ich auf die Bühne und sprach zunächst türkisch. Als ich dann im nächsten Moment plötzlich niederbayrisch sprach, gingen die Zuschauer an die Decke. Die Verbindung sorgt heute noch für Staunen, und ich mache mir gerne einen Spaß daraus.

Hin und wieder sieht man Sie auch mal im Fernsehen. Sie waren bei "7 Tage, 7 Köpfe", im "Quatsch Comedy Club" oder mit ernster Rolle im "Tatort". Stehen Sie lieber vor der Kamera oder auf der Bühne?

Django: Solche Ausflüge wie der "Tatort", das macht man zwecks der Gaudi, wie der Bayer sagt. Ich habe eine Hochachtung vor den Schauspielern, für mich wäre das als Alltag zu viel. Live-Auftritte sind eine tolle Sache. Man hat die Leute vor sich, kann improvisieren, und an jedem Abend ist man woanders. Es ist schön, ab und zu in einem Krimi oder so mitzuspielen, aber diese Dinge kann einem nur die Live-Bühne geben.

Karten gibt es in allen Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen und im Kreiskulturzentrum Villa Fuchs, Telefon. (0 68 61) 9 36 70 oder im Internet:

villa-fuchs.de

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