Einen neuen Anfang wagen
Merzig · Wenn Gott mit uns einen neuen Anfang wagt, sollten wir uns selbst auch immer mal wieder die Chance dazu geben, findet Martina Zimmer. Sie ist pastorale Begleiterin der Kindertageseinrichtungen im Dekanat Losheim-Wadern.
Nach langer Zeit habe ich wieder mit dem Klavierspielen begonnen - aus Freude an der Musik und aus dem Bedauern heraus, dass eine Fertigkeit, die ich einmal gelernt und geliebt habe, einfach brach lag. Nach zunächst eigenständigem Üben habe ich jetzt doch Unterricht bei einem Klavierlehrer. Die größte Herausforderung ist dabei nun, mein Spielen dem Anleiten des Lehrers anzupassen. Umlernen ist gefragt und die Einsicht, dass ich - von außen betrachtet - anscheinend doch noch nicht so gut spielen kann. Aber war es nicht eigentlich schon ganz in Ordnung? Und jetzt wieder vieles von vorn beginnen? Das kostet echt Überwindung und Geduld. Lohnt sich überhaupt der ganze Aufwand oder ist der alte Stil nicht doch gut genug?
Diese Fragen stellen wir uns immer dann, wenn wir mit dem Alten ganz unzufrieden sind, wir Dinge auch ändern könnten, dies uns aber zu viel Arbeit macht. "Och, das passt schon noch!" Aus Bequemlichkeit oder Fantasielosigkeit bleiben wir dann oft beim Altbewährten stehen und schöpfen dabei gar nicht all die Möglichkeiten aus, die noch darin verborgen sind.
Mich treiben beim Üben am Klavier die Gedanken an, dass das Spielen mir so auf Dauer sicher mehr Freude machen wird, dass sich mir viel größere Spiel-Räume erschließen werden, und ich bin neugierig auf das Neue, Unbekannte, das ich entdecken werde - Motive, die hinter jeder Veränderung stehen können. Sie lassen mich dranbleiben trotz aller Mühe und Ungeduld . . .
Die Worte aus dem Buch Jesaja machen mir außerdem Mut: "Starre nicht auf das, was früher war. Steh' nicht stille im Vergangenen. Ich, sagt er, mache einen neuen Anfang. Es hat schon begonnen, merkst du es nicht?" (Jes 43,18-19). Wenn Gott mit uns einen neuen Anfang wagt, sollten wir uns selbst auch immer mal wieder die Chance dazu geben.
