Die Kreisstadt Merzig trägt seit dieser Woche doppelten Trauerflor

Was für eine Woche liegt hinter uns. An Tragik ist sie nicht zu überbieten. Fassungslosigkeit, Entsetzen und Unverständnis begleiten alle Gespräche über den Freitod des früheren Merziger Oberbürgermeisters Alfons Lauer , der seit einem Jahr Präsident des saarländischen Sparkassenverbandes war.

In seiner Saarbrücker Wohnung hat er sich laut Polizei am Mittwoch das Leben genommen - angeblich fast zur gleichen Zeit, als sein langjähriger Weggefährte Manfred Horf, früher Bürgermeister in Merzig , in seinem Heimatort Bietzen unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen wurde. 57 Jahre ist Lauer alt geworden, Manfred Horf war zehn Jahre älter.

Innerhalb weniger Tage haben uns zwei Männer verlassen, die in den letzten beiden Jahrzehnten Akzente in Merzig gesetzt haben - jeder auf seine Art, mal laut, mal leise. Lauer und Horf haben einiges bewegt in dieser Kreisstadt, die zurzeit den Trauerflor trägt.

Lauer war nach außen hin der Macher, Horf der Schaffer. So zumindest wurden die beiden in der Bevölkerung wahrgenommen. Intern gab es mitunter einen anderen Eindruck. Dass sich zum Beispiel die Wohn- und Lebensqualität Merzigs verbessert hat, ist Verdienst beider. Davon werden auch nachfolgende Generationen profitieren, die dann auch bewerten müssen, wie viele Seiten Horf und Lauer im Geschichtsbuch der Kreisstadt jeder für sich einnehmen sollen.

Als sie hier walteten und schalteten - Lauer an der Spitze der Verwaltung, Horf zunächst an der Spitze seiner Stadtrats-Fraktion, dann ebenfalls im Rathaus - sind viele Projekte umgesetzt worden, die in der Addition die Stadt deutlich nach vorne gebracht haben.

Lauer, so wird erzählt, war ein Politiker, der gerne und oft den politischen Konsens gesucht hat, was es ihm erleichterte, seine Dinge voran zu treiben. Er soll auch - gemeinsam mit Horf (und anderen) - eingefädelt haben, was dann später auf Landesebene nachvollzogen wurde: Die große Koalition, die Zusammenarbeit von SPD und CDU . Seit es diese gibt, läuft die Merziger Stadtpolitik fast geräuschlos ab. Selbst der Kräftewechsel in der Stadtführung löste politisch kein Erdbeben aus. Als Lauer ging, rückte ein CDU-Mann auf den Chef-Sessel im Rathaus. Und fast wie selbstvertändlich beerbte ein SPD-Mann den Bürgermeister Horf.

Tatendrang, Ehrgeiz, Einsatzbereitschaft - Charakter-Eigenschaften, die in einem städtischen Nachruf Lauer zugeschrieben werden. Sie beschreiben auch Horf. Beiden kann man attestieren, dass es ihnen stets um "ihre" Stadt, um "ihre" Bürger, gegangen ist. Viele Projekte sind erfolgreich abgeschlossen worden. Andere wurden nicht realisiert, wären unter Misserfolgen zu verbuchen. Die gibt es in jeder Politikerkarriere. Auch damit sind die beiden unterschiedlich umgegangen.

Beide Menschen fehlen - ihren Angehörigen, Freunden, den Bürgern der Stadt. Sie hinterlassen Lücken. Aber man wird sich ihrer erinnern.

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