Saarhölzbacher rechnen mit Stichwahl

Beobachtungen am Wahlsonntag in zwei Wahllokalen – Eine Tendenz will niemand abgeben

 Kandidaten empfehlen sich.

Kandidaten empfehlen sich.

Der Blick auf den Personalausweis ist nur pro forma. Die Wahlbenachrichtigung genügt. "Wir kennen alle persönlich", verrät Wahlvorstand Roland Schneider, der um die Mittagszeit mit Karin Krewer und Paul Oberconz im Bürgerhaus Dienst schiebt. Mit stoischer Ruhe liest Schneider die Nummern vor, die Krewer feinsäuberlich abhakt, während Oberconz die Stimmzettel ausgibt - mit rund 700 Wählern der zweitgrößte Wahlbezirk in der Gemeinde, wie Schneider sagt.

Gut 40 Prozent haben bis zu diesem Zeitpunkt ihre Stimme abgegeben - einschließlich der Briefwähler. Zur Briefwahl hatte sich dem Vernehmen nach auch Mettlachs Ex-Bürgermeister Carsten Wiemann entschieden. "Er wohnt noch hier. Bleibt nur die Frage, wie lange noch. Das kommt sicherlich darauf an, wo er einen neuen Job findet", sagt ein Saarhölzbacher. Mancher aus dem Mettlacher Ortsteil dürfte spekulieren, wem der SPD-Politiker, der über die Immobilien-Affäre um das Flüchtlingsheim Auf Kappelt gestrauchelt war, seine Stimme gegeben hat. Bleibt er seiner Partei treu, oder hat er sich für einen anderen Kandidaten entschieden - Fragen, die wegen des Wahlgeheimnisses nie beantwortet werden.

Entscheidung fällt anderswo

Auswahl gibt es genug: Sechs wollen Wiemanns Nachfolge antreten: Christian Schmitt (CDU ), Daniel Kiefer (SPD ), Dr. Joachim Badelt (Freie Bürger Mettlach) und drei Einzelbewerber: Joachim Leinen und Christian Kopytko, beide sind parteilos, und NPD-Mitglied Peter Richter. Wegen der vielen Bewerber überreicht Schneider unmittelbar nach dem Urnengang die Wahlbenachrichtigung - für die Stichwahl am 3. Juni. "Es ist nicht davon auszugehen, dass einer auf Anhieb mehr als 50 Prozent holt", sagt er. "Es sei denn, ich hätte mich aufstellen lassen. Dann würde es keine Stichwahl gegeben", meint Adolf Thieser - ein Konter, der Ehefrau Margret und die drei Wahlhelfer zum Lachen bringt. Eine Tendenz will niemand abgeben. Nur eines ist vielen aus dem Ortsteil klar: Bei den beiden letzten Bürgermeisterwahlen, als mit Judith Thieser und Carsten Wiemann zwei Kandidaten aus Saarhölzbach kamen, hatten die Bewerber in ihrem Heimatort punkten können - mit über 80 Prozent der Stimmen. Doch dieses Mal, so vermuten viele, wird die Wahl in Mettlach und Orscholz entschieden.

"Nicht so weit weglegen", gibt Schneider denn auch Klaus und Michaela Rothkopf auf den Weg, als er ihnen die Scheine überreicht. 30 Jahre ist er nach eigenem Bekunden nun dabei. "Und die Briefwahlen nehmen mehr und mehr zu." "Wann kriegen wir die Ergebnisse", will Sonja Schuler wissen. "Gegen 18.30 Uhr dürften wir mit dem Auszählen fertig sein", lautet seine prompte Antwort.

Kurze Rast für Wahlhelfer

Kurz vor seinem Dienstantritt im Wahllokal in der Turnhalle gibt Daniel Becker seine Stimme ab - in Begleitung von Ehefrau Nicole, Töchterchen Marie (fünf Jahre) und Söhnchen Moritz (zwei Jahre). Während die süßen Mäuschen die Mama in die Wahlkabine begleiten, kann Becker nur kurz mit seinen Kollegen reden - die Arbeit auf dem Berg ruft. Derweil haben Matthias Fell und Andreas Becker, die ebenfalls im Gemeindehaus ihre Stimme abgeben, erst einmal Schnaufpause: "Um 18 Uhr geht es dann zur Stimmauszählung." Mittlerweile haben Krewer und Oberconz ihren Platz für Irene Brüning und Marco Oswald geräumt - Pause nach gut fünf Stunden. Nur Schneider muss noch auf seine Ablösung warten. "Das ist aber so abgemacht." Gut 320 Wähler zählen sie kurz nach ein Uhr.

Nur wenige Meter von dem Gebäude entfernt, das die Affäre ins Rollen brachte - der Alten Schule Auf Kappelt - lassen sich Peter Simon, Desiree Schmidt und Daniel Becker den Zitronenkuchen schmecken, den Gabriele, die Ehefrau von Andreas Nikolaus Heinrich gebacken hat. "Ich bin zum Wahlvorstand befördert worden", lacht Heinrich. Knapp 180 Wähler haben ihre Stimmen bis zu diesem Zeitpunkt abgegeben, in die Zahl eingeschlossen sind die Briefwähler.

Die Stimmung ist locker - Witzchen und Seitenhiebe auf Mettlacher Politiker eingeschlossen. "Wir in Saarhölzbach halten fest zusammen - im Ortsrat wird nicht gestritten", verrät das Quartett.

 Bürgermeisterwahl in Mettlach: Wer zieht ins Mettlacher Rathaus ein? Fotos: Rolf Ruppenthal

Bürgermeisterwahl in Mettlach: Wer zieht ins Mettlacher Rathaus ein? Fotos: Rolf Ruppenthal

 Wähler geben in der Turnhalle in Saarhölzbach ihre Stimmen ab.

Wähler geben in der Turnhalle in Saarhölzbach ihre Stimmen ab.

"Wir haben heute einen Linksdreh", schmunzelt Heinrich, als er ankommenden Saarhölzbachern den Weg weist, wo sie ihre Wahlbenachrichtigung vorzuzeigen haben, wo der Wahlschein abzuholen ist und wo die Urne für den Stimmzettel steht. "Feste Zeiten, wann die Wähler kommen, gibt es nicht mehr", sagen die Wahlhelfer aus Erfahrung. Stoßzeiten sind nach ihren Aussagen am frühen Nachmittag zwischen 13.30 und 15 Uhr - eine Prognose, mit der sie richtig liegen. Denn die Zahl liegt gegen 17 Uhr bei über 50 Prozent. "Es gibt aber auch noch solche Wähler , die drei Minuten vor 18 Uhr ihre Stimme abgeben", sagt Heinrich.

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