Grillen, Einladung der Oma und Visite des Hafenfestes

Merzig · Die Collmanns wissen ihre beiden knuffigen Racker bei den Großeltern in Püttlingen gut aufgehoben. "Da sind unsere Kinder sehr gerne", verrät SPD-Kandidat Thomas Collmann, der kurz vor 11.30 Uhr mit Ehefrau Nina seine Stimme im Beckinger Feuerwehrgerätehaus abgibt - im Wahlbezirk zwölf, dem gleichen, in dem Mitbewerber Michael Petto (freier Kandidat) wählt. Für die Bürgermeisterwahl in Beckingen haben die Feuerwehrleute ihr Heim geräumt, die Einsatzfahrzeuge vor den Toren in Reih und Glied aufgestellt. Sicher wendet sich der 54-jährige Sozialdemokrat dem Tisch zu, an dem Mechthild Heinrig, Sebastian Schmitt, Willi Ehrl und Anja Herrmann sitzen. "Bin ich überhaupt wahlberechtigt?", scherzt Collmann und freut sich, dass alle schmunzeln. Bis kurz vor Mittag haben nach Worten von Anja Herrmann 262 von 782 Wählern, die Briefwähler eingerechnet, ihr Kreuz gemacht - "eine normale Wahlbeteiligung", wie die Schriftführerin sagt. Den Moment, in dem Colllmann seinen Stimmzettel in die Urne wirft, hält Ehefrau Nina mit dem Handy fest.

 Bei der Stimmabgabe am Sonntag: Daniel Minas, Thomas Collmann und Michael Petto (von links). Fotos: Rolf Ruppenthal

Bei der Stimmabgabe am Sonntag: Daniel Minas, Thomas Collmann und Michael Petto (von links). Fotos: Rolf Ruppenthal

"Wir haben gemütlich zusammen gefrühstückt, haben Moritz und Luis zu den Großeltern gefahren. Dort bleiben sie bis zum Abend", erzählt das Ehepaar. Weder der Wahlgang noch die Auszählung der Stimmen im Rathaus sind nach Bekunden der Eltern für den sechsjährigen Moritz, der seit dem 29. August die Schulbank drückt, und sein ein Jahr jüngeres Brüderchen interessant. Daher: "Wir holen sie erst danach ab." Den Nachmittag verbringen die Collmanns mit Freunden - eingeschlossen eines Grillfestes, bis es um 18 Uhr ernst wird. Noch einige kurze Gespräche mit Beckingern, ein paar witzige Bemerkungen - dann verschwindet das Paar Richtung Heimat . "Wir wollen uns nach den anstrengenden Monaten des Wahlkampfes etwas Ruhe gönnen", sagt der Dienstgruppenleiter bei der Saarlouiser Polizei .

Mittlerweile gibt auch Mitbewerber Michael Petto seine Stimme ab. Während der freie Kandidat in der Wahlkabine verschwindet, geben Maximilian Nagel, Luzia Ewen, Gretel Kloß und Stefan Braun Wählern Schützenhilfe: "Sie müssen zum Wahlbezirk zwölf. Das ist gegenüber." Alternativ: "Bei uns sind sie richtig." 177 von 654 Wahlberechtigten haben hier bis zur Mittagszeit ihre Stimmen abgegeben. Die Wahlhelfer sind sich aber sicher: "Nach der Messe wird ein weiterer Ansturm erfolgen." Schon vor acht Uhr, vor Öffnung der Wahllokale, haben nach Worten von Stefan Braun die ersten vor der Tür gestanden und gewartet. Petto hat sein Kreuz in der Kabine gemacht, will den Umschlag in die Wahlurne werfen - ein Augenblick, auf den Ehefrau Manuela nur gewartet hat. Sie zückt das Handy, hält die Szene fest - unter den kritischen Augen von Tochter Joline.

Mit Argusaugen beobachtet die 13-Jährige, wie die Mama auf den Auslöser drückt. Dass Sohn Collin jetzt wie seine große Schwester das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Dillingen besucht, erfüllt die Eltern mit Stolz. "Noch gefällt es mir gut", gesteht der Zehnjährige bescheiden und schaut den Papa an. Die Anspannung der letzte Tage ist nach seinen Worten abgefallen. "Heute Nachmittag werden wir das Hafenfest in Dillingen besuchen und nach der Auszählung den Abend mit Freunden und Unterstützern verbringen", verrät der 44-jährige Petto, Chef der Q4 media Aktiengesellschaft in Pachten.

Der Zeiger der Kirchturmuhr geht auf zwölf zu, als CDU-Kandidat Daniel Minas in der Erwringer Scheier seine Stimme abgibt - als 195. von 746 Wahlberechtigen, die Briefwähler eingeschlossen, wie die drei Leute der "ersten Schicht" Klaus Peter Schwinn, Stefan Jakob und Michael Seger verraten. Schmunzelnd registriert Minas, zugleich Ortsvorsteher von Erbringen, wie der ein oder andere Wahlberechtigte Wahlhelfer Seger zum runden Geburtstag gratulieren. "Das war doch schon vergangene Woche", wehrt dieser bescheiden ab, nimmt jedoch die Glückwünsche strahlend entgegen.

Eines steht fest: Um das Mittagessen muss sich der CDU-Kandidat nicht kümmern, das erledigt an diesem Wahlsonntag Oma Kunigunde. "Sie hat gesagt, dass ich gestärkt das Wahlergebnis abwarten muss", verrät er. Was die Großmutter ihrem Enkel auftischt, darum hat er sich keine Gedanken gemacht. "Ich habe sie noch nicht gefragt. Aber alles, was sie kocht, schmeckt lecker." Natürlich darf Enzo, der putzige Jack Russell, nicht fehlen. Freudig begrüßt der muntere Vierbeiner sein Herrchen, der nur zu gerne das treuer Kerlchen mit den großen Knopfaugen streichelt.

"Ich denke, dass ich mit ihm heute Nachmittag noch eine Runde durch den Wald gehe", sagt der 35-jährige leitende Angestellte in einer bundesweit tätigen Bauunternehmung. Der Spaziergang ist eine weitere schöne Ablenkung, die ihm die Stunden bis zur Auszählung der Stimmen verkürzt. "Wir haben heute Morgen schon die Messe besucht, haben damit alles menschlich Erdenkliche getan", lacht er. Nach einem kurzen Plausch mit Erbringern steigt der Ortsvorsteher ins Auto, um sich von der Großmutter kulinarisch verwöhnen zu lassen. "Heute habe ich schon viele aufmunternde Anrufe erhalten", verrät Minas siegessicher.

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