„Das macht echt Spaß hier“

Merzig · Einen Einblick in verschiedene Berufe erhielten Jungen und Mädchen beim Girls' Day & Boys' Day. Auch Betriebe im Kreis öffneten für die Schüler ihre Türen. Der SZ schilderten einige von ihnen ihre Eindrücke.

 Kerem Okatar lernte im Café Louis in Merzig die Arbeit in einem Bäckerei- und Konditoreiunternehmen kennen. Fotos: Rolf Ruppenthal

Kerem Okatar lernte im Café Louis in Merzig die Arbeit in einem Bäckerei- und Konditoreiunternehmen kennen. Fotos: Rolf Ruppenthal

Wer kennt das Klischee nicht: Frauen arbeiten im Sozialen oder als Verkäuferin. Männer machen sich die Finger schmutzig oder sind im technischen Bereich tätig.

Das kann aber auch umgekehrt sein. Am Donnerstag war der bundesweite Girls' Day & Boys' Day. Er gibt Mädchen die Gelegenheit, einen Tag lang in typische Männerberufe hineinzuschnuppern und Jungs die Chance, typische Frauenberufe kennen zu lernen.

"Besser als in der Schule"

Auch einige Betriebe aus dem Landkreis Merzig-Wadern öffneten für die Schüler ihre Türen. In den Kindertagesstätten Fitten-Ballern, Merchingen und Mondorf arbeiteten jeweils ein bis zwei Jungs einen Tag als Erzieher. Das Café Louis brachte in vier Filialen Schüler im Verkauf unter. Die Mädchen durften einen Tag als Soldatin bei der Bundeswehr erleben oder als Kfz-Mechatronikerin beim Bosch-Service Schulligen in Losheim. Was eine Feinwerkmechanikerin macht, lernten die Mädchen bei der Merziger Firma Grün Mechanik kennen. Ausgerüstet mit Stahlkappenschuhen, die die Firma Mann und Magar sponsorte, traten Lea Schäfer, Simone Bauer und Jaqueline Seimetz pünktlich um acht Uhr die Arbeit bei Grün Mechanik an. Bohren, drehen, fräsen und schleifen und die vielen Maschinen bedienen.

Das alles macht ein Feinwerkmechaniker, um Bauteile nach einer Zeichnung herzustellen. "Das macht echt Spaß hier und ist besser als den ganzen Tag ruhig in der Schule zu sitzen und zuzuhören", erzählt Lea begeistert. Die drei 15-Jährigen gehen zusammen in die neunte Klasse der Christian-Kretzschmar-Gesamtschule in Merzig . Später einmal in Richtung Maschinenbau zu gehen, können sich die Mädchen gut vorstellen.

Köpfchen gefragt

"Wir haben auch kein Problem damit, uns die Finger schmutzig zu machen", sagt Simone lachend. Dabei brauche man für den Beruf gar keine große Kraft, sondern eher Köpfchen, erklärt Geschäftsführer Dominik Grün. In den 40 Jahren Unternehmensgeschichte gab es immer wieder Frauen, die eine Ausbildung begonnen hatten. "Aber soweit ich mich erinnere, keine die sie zu Ende brachte", erzählt Grün, dessen Vater die Firma 1976 in Schwemlingen gründete.

Eine Erklärung dafür hat er aber auch nicht. Frauen im Team seien jedenfalls willkommen.

Hinter der Bäckertheke des Café Louis in der Merziger Fußgängerzone arbeiten nur Frauen. An diesem Donnerstag haben sie eine männliche Verstärkung. Kerem Okatar (15), ebenfalls Schüler der Christian-Kretzschmar-Schule, war neugierig, wie der Tag eines Bäckereifachverkäufers aussieht. Servieren, Teller einordnen, Kaffeemaschine bedienen. "Ich habe es mir in einer Bäckerei ruhiger vorgestellt.

 Schnupperten bei Grün Mechanik in die Arbeitswelt (von links): Jaqueline Seimetz, Lea Schäfer und Simone Bauer.

Schnupperten bei Grün Mechanik in die Arbeitswelt (von links): Jaqueline Seimetz, Lea Schäfer und Simone Bauer.

Man braucht schon ganz schön viel Energie", sagt er etwas erschöpft. Sein Traumberuf sei es nicht, in einer Bäckerei zu arbeiten. Viel lieber möchte er Wirtschaftsingenieur werden. "Männer unterschätzen oft die Aufstiegsmöglichkeiten, die sie in der Branche haben", zählt Verkaufsleiterin Jennifer Louis als Grund für die Frauendomäne auf. Sie würden natürlich auch Männer einstellen. Es bewirbt sich aber keiner. Auch wenn Neuntklässler Kerem erstmal mit der Schule weitermacht, bevor er einen Beruf erlernt, hat er aus diesem Tag einiges mitgenommen. Zum Beispiel, dass Hygiene in der Bäckerei groß geschrieben wird. Die Backwaren fassen alle nur mit Handschuhen an.

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