Für faire Milchpreise

Merzig · Milch gibt es im Überfluss. Und genau das wird für Bauern weltweit zum Problem. Darauf will jetzt die Aktion 3. Welt Saar aufmerksam machen. Mit einer Kooperation, die bisher einzigartig in Deutschland ist.

Was haben Milchbauern in Burkina Faso und Deutschland gemeinsam? Auf den ersten Blick herzlich wenig. Dort der Kleinbauer mit einer handvoll Kühe und seinem hölzernen Melkschemel, dort der deutsche Bauer mit riesigen Stallungen und voll automatisierter Melkmaschinerie. Und doch leiden beide unter einem ähnlichen Problem. Die Milch ist zu billig. Immer mehr Bauern hierzulande können kaum von ihrer Arbeit leben. Gleichzeitig wird die europäische Über-Produktion als Kondensmilch und Milchpulver nach Westafrika exportiert, wo sie den dortigen Bauern die Lebensgrundlage entzieht. Auf dieses globale Problem, das auch Auswirkungen auf die Bauern im Saarland hat, will die Aktion 3. Welt Saar aufmerksam machen.

Deshalb hat sie das Projekt "Erna goes fair" ins Leben gerufen. Erna steht für Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit. Das Besondere an dem neuen Projekt ist, dass sich erstmals in Deutschland Bauern, Naturschützer und Gewerkschaften gemeinsam engagieren. So ist unter anderem der Bundesverband deutscher Milchviehhalter dabei. "Nirgendwo sonst haben wir eine solche Konstellation", sagt Roland Röder, der Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar : "Landwirtschaft wird es immer geben. Die Frage ist, welche Landwirtschaft es sein wird und unter welchen Bedingungen produziert wird." Dabei unterstützt das saarländische Umweltministerium das Projekt mit 15 000 Euro. "Ich bin ja selbst Mitglied der Aktion 3. Welt Saar , und da ist es schön, der Aktion Hilfestellung geben zu können", sagte Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) bei der Scheckübergabe.

Zum Start des Projekts gibt es vom 16. September bis zum 7. Oktober im Merziger Rathaus eine Ausstellung unter dem Titel "Mensch. Macht. Milch ". Ein bewusst doppeldeutiger Titel, erklärt Röder. "Wie der Name der Ausstellung schon sagt, spielen bei der Milchproduktion auch Machtverhältnisse eine Rolle." Deshalb halten Röder und seine Kollegin Gertrud Selzer am 23. September um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum einen Vortrag zum Thema "Wem gehört das Saatgut und warum hungern Menschen trotz Überflusses." Am 3. Oktober, 14 Uhr, geht es zu einer Hofbesichtigung in Gerlfangen, und am 5. Oktober folgt ein Erntedankgottesdienst mit Milchfrühstück in der evangelischen Kirche in Merzig .

Das Projekt plant außerdem eine Fachtagung mit Bauern und Gewerkschaften , einen 15-minütigen Film über die Milch und Vorträge in Schulen sowie anderen Bildungseinrichtungen im Saarland.
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Auf einen BlickÖffnungszeiten der Ausstellung: Mo bis Mi, 7.30 bis 16 Uhr; Do 7.30 bis 18 Uhr, Fr 7.30 bis 12 Uhr im Foyer des Rathauses, Brauerstraße 5.Führungen für Schulklassen und Gruppen: Kontakt: Martin Thiery, Rathaus Merzig , E-Mail: m.thiery@merzig.de oder Tel. (0 68 61) 8 54 71, oder Aktion 3. Welt Saar , Roland Röder, E-Mail: mail@a3wsaar.de, Tel. (0 68 72) 99 30 56. jbö

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