Merzig jubelt über die Heimkehr der Soldaten

Merzig · Kein Thema bewegt in diesen Tagen die Gemüter im Land so sehr wie die durch die Flüchtlingskrise bedingte Masseneinwanderung nach Deutschland. In unserer Serie wird die Zuwanderung in die Merziger Region während der vergangenen 200 Jahre auch als Geschichte der auf vielfache Weise stattgefundenen Begegnung mit dem Fremden dargestellt.

Die deutschen Soldaten aus der Saarregion, die in französische Gefangenschaft geraten waren, hatten gegenüber denjenigen aus den übrigen Gebieten des Deutschen Reiches Glück: Sie wurden schon bis zum Sommer 1919 in die Heimat entlassen. Der Grund hierfür ist in dem Bemühen Frankreichs, die politische Führungsrolle an der Saar zu beanspruchen und gleichzeitig seinen wirtschaftlichen Einfluss zu verstärken, zu sehen.

Die Merziger Zeitung berichtete am 2. Juli 1919: "Gestern traf in Saarbrücken wieder ein Gefangenentransport aus Frankreich ein. Unter dem Jubel der bereits stundenlang auf dem Bahnhof Harrenden lief der mit frischem Grün geschmückte Bahnzug ein. Derselbe hat 1215 Gefangene in die Heimat zurück gebracht. Acht Offiziere und 1207 Mann. Die Gefangenen, 187 Mann aus Saarbrücken, verließen den Zug; vom Roten Kreuz liebevoll verpflegt, bezogen sie Nachtquartier. Die Feldgrauen aus dem übrigen Saartal setzten ihre Reise fort, um in ihren Heimatort zu gelangen. Auch in Merzig verließ ein Gefangener den Zug, L. Hein aus Besseringen, welchem wir ein frohes Willkommen zurufen. Möchte bald auch den wenigen noch Fehlenden aus dem Kreise Merzig die frohe Heimkehr beschieden sein! - Unser Auge umflort sich und man möchte weinen bei dem Gedanken an diejenigen Helden, die nie mehr wiederkehren in die Arme ihrer armen Lieben! In fremder Erde, fern von der lieben Heimat , ruhen sie aus von ihren Schmerzen und Todeskämpfen - sie starben den Heldentod für ihr geliebtes Vaterland. Das ist die schmerzliche Kehrseite bei der frohen Wiederkehr unserer Gefangenen!"

Drei Tage später notierte dasselbe Blatt dann: "Trotzdem bereits mehrere Transporte von Kriegsgefangenen aus Frankreich eintrafen, harrt der Kreis Merzig noch immer auf die Ankunft eines großen Teils seiner Lieben. Täglich durcheilen Gerüchte unsere Stadt, welche das Eintreffen unserer Gefangenen ankündigen, man zieht in Scharen zum Bahnhof und kehrt enttäuscht traurigen Herzens zurück. Es war wieder einmal umsonst, trotzdem bleibt für uns, als Bewohner des Saarbeckens, die frohe Hoffnung, dass wir unsere lieben Angehörigen bald wiedersehen, da wie bekannt die Saargefangenen besondere Vergünstigungen genießen. Bis jetzt ist von dem Eintreffen eines erneuten Gefangenentransportes nichts bekannt."

Am 7. Juli 1919 konnte dann die Merziger Zeitung schließlich vermelden: "Gott sei Dank, nun sind sie endlich zurückgekehrt, die noch fehlenden Kriegsgefangenen des Kreises Merzig, welche schon seit einer Woche täglich mit Sehnsucht erwartet wurden! Das Eintreffen des Zuges war für 10.17 Uhr Samstagabend zuerst gemeldet, doch traf der Transport erst 12.30 Uhr nachts hier ein, freudig begrüßt von einer großen Menschenmenge, welche trotz der späten Stunde sich angesammelt hatte. Über Toul-Nancy-Metz-Saarbrücken-Brebach kommend, wurden sie auf letzterem Bahnhof von vielen Tausenden mit Jubel begrüßt. Der Transport bestand aus 1200 Mannschaften und 48 Offizieren. Von ersten verblieben 920 im Kreise Saarbrücken, die übrigen dampften nach Merzig ab. Den Offizieren hatten Damen der Gesellschaft unter Überreichung von duftenden Blumen einen kleinen Imbiss hergerichtet im Waisenasyl. Dort wurden auch die Herren einquartiert. Im Laufe des Vormittags fand dann im Beisein des Bezirkskommandeurs unter Erledigung einiger Formalitäten die Entlassung statt. - Zurück zu unseren Gefangenen. Die 180 Mann wurden zu der festlich geschmückten Halle des Güterbahnhofs unter Fackelschein französischer Soldaten geleitet, wo denselben ein kräftiges Essen mit je einer Flasche Rotwein auf Kosten der französischen Militärverwaltung geboten wurde. Herr Bürgermeister Dr. Pint hieß die Gefangenen im Namen der Herren Bürgermeister des Kreises herzlich willkommen. Man habe den gefangenen Landsleuten ein warmes Gedenken bewahrt und sie mit Sehnsucht in der Heimat erwartet." < wird fortgesetzt

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