Auf dem Weg zur Weltspitze

Merzig · Von der Stiftung des chinesischen Super-Pianisten Lang Lang ausgewählt, aus aller Welt, viele erst 13 Jahre alt: junge klassische Pianisten auf dem Weg zur Weltspitze. Acht von ihnen perfektionierte der renommierte Saarlouiser Musik-Professor Wolfram Schmitt-Leonardy vor kurzem in einem Meisterkurs in Fraulautern. Mit ihm sprach SZ-Redakteur Johannes Werres über den Kurs und das Abschlusskonzert, das danach noch anstand.

 Meisterkurs auf Weltniveau: Professor Wolfram Schmitt-Leonardy (am Flügel Ziemowit Switalski, 15) kürzlich im Vereinshaus Fraulautern. Foto: Thomas Seeber

Meisterkurs auf Weltniveau: Professor Wolfram Schmitt-Leonardy (am Flügel Ziemowit Switalski, 15) kürzlich im Vereinshaus Fraulautern. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Herr Professor Schmitt-Leonardy, junge musikalische Hochbegabungen zu fördern auf ihrem Weg zur Weltspitze: Der Anspruch der Lang Lang Stiftung ist der höchst mögliche überhaupt. Übt da drin im Saal des Vereinshauses Fraulautern gerade wirklich die künftige Weltelite der Klassik-Pianisten?

Schmitt-Leonardy: Nicht alle aus den Meisterkursen, aber manche. Ich denke, wenigstens einer der acht jungen Leute in dem Meisterkurs hier in Fraulautern gehört zu den Top-Leuten. Die meisten dieser jungen Leute habe ich bei Lang Lang Foundation kennen gelernt. Diese Stiftung macht jedes Jahr ein Casting - über You Tube - an dem sich um die 500 junge Leute aus der ganzen Welt bewerben. Die Stiftung siebt aus, und wir bekommen 70 DVDs von jungen Pianisten , die von unglaublich gut bis übertalentiert spielen. Wir bewerten sie, und die Stiftung lädt jedes Jahr zehn Musiker davon zum Allianz Junior Music Camp ein. Einige davon sind jenseits von gut und böse - so begabt.

Der Beste, meiner Meinung nach, ist ein junger Amerikaner. Er ist bei diesem Kurs hier in Saarlouis nicht dabei, er kommt aber zum nächsten Kurs im Juni wieder her. Er spielt 30, 40 Konzerte im Jahr in der ganzen Welt, tritt mit Lang Lang im Fernsehen auf - und ist 13 Jahre alt. Aus den Teilnehmern an diesem Allianz Music Camp lade ich die Teilnehmer des "Forum junger Solisten" ein, also meiner Meisterkurse.

Schaue ich mir die jungen Leute an, erkennt man weniger Anstrengung in den Gesichtern als Freude - oder sagen wir profan: Spaß.

Schmitt-Leonardy: Das ist ja der Vorteil der Jugend. Das haben sie alle gemeinsam. Sie sind voller Begeisterung und fühlen sich auch stark. Leider verliert sich das später ganz schnell. Deshalb ist es so wichtig, dass man ihnen möglichst viele gute Erfahrungen mitgibt.

Springt das auf das Publikum über?

Schmitt-Leonardy: Ja, das macht Laune. Bei den einen überträgt sich die Freude. Bei anderen ist es dieser Aha-Effekt, die Überraschung. Da sitzt ein kleiner Junge, der spielt wie ein Alter, aber mit Feuer, wie es der Alte nicht mehr hat. Das ist die richtige Mischung. Da kommt so ein Kleiner und grinst und klatscht ab, alles easy. Und dann setzt er sich ans Klavier und haut einen rein.

Wieso gehen Sie damit nach Saarlouis? Da gibt es doch anderswo, sagen wir, ein größeres Publikum, größere Resonanzkörper?

Schmitt-Leonardy: Ich komme her, weil ich die Verbindung zu Saarlouis noch habe. Im Saal steht mein eigener Flügel. Und ich finde den Saal des Vereinshauses Fraulautern nach wie vor grandios.

Es ist akustisch einer der schönsten Säle im Südwesten, einer der besten, die ich kenne. Wirklich klasse. Ich habe hier auch meine jüngsten CDs aufgenommen. Und ich bekomme den Saal für diesen Zweck von der Stadt umsonst. Das ist ihr Beitrag.

Anfang Januar war ein Konzert im Vereinshaus Fraulautern angesetzt, bei dem die jungen Leute vorspielten. Einer der acht musste vorzeitig abreisen: Joshua Mhoon aus den USA, 13. Zu hören waren Jan Nikovic aus Kroatien, 15, Kaan Baysal aus der Türkei, 15, Ziemowit Switalski aus Polen, 15, Marias Linares aus Spanien, 15, Ning Haiting aus China, 18, Knut Hanßen, "der auch mein Assistent in München ist", 24, Lissy Hermelink aus Deutschland, 17. Jeder hatte, so Schmitt-Leonardy, bis zu zehn Minuten Zeit, etwas aus dem Repertoire zu spielen, "was wir hier im Meisterkurs erarbeitet haben".

Zum Thema:

Zur Person Wolfram Schmitt-Leonardy, Jahrgang 1967, ist ein international hoch angesehener und vielfach ausgezeichneter Pianist. Er stammt aus Saarlouis und hat hier weiter einen Wohnsitz. Seit 2010 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater München. Zudem lehrt er an der Ecole Normale de Musique de Paris Alfred Cortot. Der Gast-Solist in vielen großen Konzerthäusern gibt selbst Meisterkurse. Er arbeitet als Professor für die Stiftung des chinesischen Starpianisten Lang Lang. In deren Förderprogramm für Nachwuchs-Pianisten dockt Schmitt-Leonardys Projekt zur Förderung internationaler Hochbegabter (Forum junger Solisten) an. we

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort