Neunaugen ziehen in neuen Lebensraum um

Beckingen/Brotdorf · Die Umsiedlung in den Seffersbach bei Brotdorf war notwendig geworden, weil umfangreiche Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz am Kondeler Bach anlaufen und die Tiere gefährden würden (die SZ berichtete bereits kurz).

 Erfolgreich verlief die Umsiedlung der Neunaugen in den Seffersbach. Fotos: Rolf Ruppenthal

Erfolgreich verlief die Umsiedlung der Neunaugen in den Seffersbach. Fotos: Rolf Ruppenthal

Erfolgreiche Umsiedlungsaktion: Nachdem bei der letzten Fischbestandsaufnahme des saarländischen Fischereiverbandes im Unterlauf des Kondeler Bachs bei Beckingen eine überdurchschnittliche Zahl von Querdern festgestellt wurde, startete der Verband jetzt eine außergewöhnliche Rettungsaktion.

500 Tiere umgesiedelt

Zusammen mit der Diplom-Biologin Claudia Klos-Engels fingen Mitglieder des Fischereiverbandes am Samstagvormittag möglichst viele dieser Larven des Bachneunauges ein, um sie nachmittags wieder im Seffersbach bei Brotdorf auszusetzen. Diese Aktion wurde notwendig, weil in wenigen Tagen umfangreiche Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz am Kondeler Bach anlaufen, was die Existenz der Querder stark beeinträchtigen könnte. Rund 90 Meter des Bachlaufes wurden abgefischt und etwa 500 Tiere umgesiedelt.

Querder, das sind die Larven des Bachneunauges, eines aalartigen kleinen Fisches, der durch seine außergewöhnliche Lebensweise "berühmt" wurde. Bachneunaugen, wegen ihrer augenähnlichen Flecken im Kopfbereich so genannt, bevorzugen klare Gewässer und waren deshalb schon vom Aussterben bedroht. Europaweit sollen sich die Bestände in der jüngeren Vergangenheit jedoch wieder erholt haben.

Eine Besonderheit des Bachneunauges besteht darin, dass diese Tiere einen großen Teil ihres Lebens im Larvenstadium verbleiben. Erst nach drei bis vier Jahren beginnt die Umwandlung in die ausgewachsene Form. Es bilden sich Augen und Geschlechtsorgane.

Dagegen wird der Verdauungstrakt zurückgebildet, so dass die erwachsenen Tiere keinerlei Nahrung mehr aufnehmen. Nach der Paarung sterben sie dann und mit den Larven, den so genannten Querdern, beginnt der Kreislauf des Lebens von vorne. Die jungen Neunaugen leben dann zumeist fast gänzlich im Grund verborgen. Lediglich das Maul der Tiere ragt ins Wasser, um auf diese Weise Schwebteilchen aufnehmen zu können.

SFV-Präsident Werner Becker konnte zu diesem Rettungseinsatz für die Beckinger Querder auch Umweltminister Reinhold Jost begrüßen, der selbst mit ins Wasser stieg, um die Bachneunaugen und ihre Larven einzufangen.

Gute Wasserqualität

 FVS-Präsident Werner Becker packt mit an.

FVS-Präsident Werner Becker packt mit an.

Dabei lobte er den Einsatz des Fischereiverbandes als wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Zum einen zeige die Aktion, dass die Wasserqualität des Kondeler Baches gut sei, zum anderen trage der Einsatz des Fischereiverbandes dazu bei, die Bestände des Bachneunauges im Saarland zu erhalten.

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