Nach der Lehre ein Studium?

Besseringen · Gärtner Günther Schuster bietet seinen Auszubildenden die Möglichkeit, parallel zur Lehre auch die Fachhochschulreife zu erwerben. Azubi Jenny Zeller will von dem Angebot Gebrauch machen.

 Günther Schuster mit seinen Schützlingen Jenny Zeller (Mitte) und Isabell Altmayer. Foto: R. Ruppenthal

Günther Schuster mit seinen Schützlingen Jenny Zeller (Mitte) und Isabell Altmayer. Foto: R. Ruppenthal

Foto: R. Ruppenthal

Als erste Zierpflanzengärtnerei im Saarland nimmt die Gärtnerei Hoffmann-Schuster in Besseringen an dem landesweiten Projekt "Ausbildung Plus" teil. Damit bietet Gärtner Günther Schuster seinen Auszubildenden die Möglichkeit, parallel zur Lehre auch die Fachhochschulreife zu erwerben. Das sei ein Anreiz für viele Jugendliche, betont Clara Hahmann von der saarländischen Landwirtschaftskammer. "Die Zahl der Auszubildenden ist im Saarland generell rückläufig, wir hoffen, so nochmals einen Anreiz zu schaffen."

Im August hat Jenny Zeller nach einem einmonatigen Praktikum ihre Ausbildung zur Gärtnerin im Zierpflanzenbau bei Schuster begonnen. "Ich war positiv überrascht", erzählt die 18-Jährige. Denn eigentlich wollte sie zuvor eine Ausbildung zur Floristin machen, doch die Lehrstelle in der Gärtnerei Hoffmann-Schuster war bereits anderweitig vergeben. Sie habe sich aber direkt im Betrieb wohl gefühlt, eine andere Gärtnerei sei gar nicht mehr in Frage gekommen. "Es hat einfach alles gepasst", schildert Zeller. Mit Schuster habe sie sich dann an einem Nachmittag zusammengesetzt. "Ich musste dann noch etwas überzeugen, bis sie Ja gesagt hat", erzählt der 62-Jährige lachend. Im Winter könne die 18-Jährige dann auch in die Floristik reinschnuppern.

Eigentlich habe Schuster gar nicht mehr vorgehabt, in seinem Alter noch neue Floristen und Zierpflanzenbaugärtner auszubilden: "Aber Jenny und Isabell waren so qualifiziert, die wollte ich nicht ziehen lassen." Isabell Altmayer ist wie Zeller seit August im Besseringer Betrieb angestellt. Sie macht eine Ausbildung zur Floristin. "Ich freue mich, meine Kreativität endlich ausleben zu dürfen", sagt die 17-Jährige. Das Fachabitur während der Ausbildung zu absolvieren, wolle sie jedoch nicht: "Ich denke, das wäre mir zu stressig." Zeller hingegen wird innerhalb der dreijährigen Lehre auch die Fachoberschule besuchen. Sie weiß, was auf sie zukommt: "Es wird bestimmt anstrengend." Für den Unterricht stellt Schuster die Auszubildende an diesem Tag von der Arbeit frei. "Von qualifizierten und gut ausgebildeten Lehrlingen profitiert auch meine Gärtnerei", erläutert er.

Ab September wird die 18-Jährige zusätzlich zur Berufsschule auch das TGBBZ I in Saarbrücken besuchen. Nicht nur Auszubildende von Agrarberufen nähmen am Unterricht teil, weiß Simone Schlicker, Ausbildungsberaterin der saarländischen Landwirtschaftskammer: "Auch Hotelfachlehrlinge oder Azubis aus handwerklichen Berufen werden mit Jenny im Unterricht zusammensitzen." Neben Mathe, Deutsch und Sozialkunde wird Zeller in Naturwissenschaften und Englisch unterrichtet. "Nach der Ausbildung zur Zierpflanzenbaugärtnerin und dem Erwerb der Fachhochschulreife stehen Jenny dann alle Türen offen", betont Schlicker. Denn Zeller könne dank "Ausbildung Plus" an allen Fachhochschulen in Deutschland studieren und dann auch nicht nur agrarwirtschaftliche Studienfächer, sondern unter anderem auch Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften.

Weitere Informationen zu "Ausbildung Plus" in Agrarberufen gibt es bei Clara Hahmann unter Telefon (0 68 81) 92 82 70 sowie per E-Mail an clara.hahmann@lwk-saarland.de.

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