Neue Sandstein-Stufen warten auf Pilger

Oppen/Wahlen · Rechtzeitig zur traditionellen Wallfahrt am Pfingstmontag präsentiert sich die schmucke Odilienkapelle im Lücknerwald zwischen Oppen und Wahlen mit einem „runderneuten“ Treppenaufgang.

 Stolz sind sie auf ihre neue Sandsteintreppe vor der Odilienkapelle im Lückner. Mit dabei Minister: Reinhold Jost, Bürgermeister Lothar Christ und Kaplan Patrick Krutten. FOTO: WERNER KREWER

Stolz sind sie auf ihre neue Sandsteintreppe vor der Odilienkapelle im Lückner. Mit dabei Minister: Reinhold Jost, Bürgermeister Lothar Christ und Kaplan Patrick Krutten. FOTO: WERNER KREWER

Die mächtigen Steinstufen vor der 1861 erbauten Kapelle im neugotischen Stil sind von der Firma Mathias Becker aus Rissenthal erneuert worden, der Aufgang zu dem Bethaus, das idyllisch an einer dreistrahligen Quelle, dem Heiligenborn, liegt, wirkt nun noch prägnanter und raumgreifender.

Hoher Besuch

Kurz vor der Pfingstwallfahrt im Lückner schaute nun Umweltminister Reinhold Jost an der neu gestalteten Kapelle vorbei. Und der Minister hatte in seiner Funktion als Aufsichtsrat-Mitglied von Saartoto auch einen Förderscheck über 5000 Euro dabei. Neben Saartoto unterstützten auch die Gemeinden Losheim am See und Beckingen die Treppensanierung mit jeweils 1000 Euro. Den Rest der Baukosten von insgesamt 15 000 Euro trug die Interessengemeinschaft Odilienkapelle mit Hilfe von Spenden vom Sportverein Oppen, der Feuerwehr Oppen, dem Ortsrat Oppen, der beauftragten Firma Becker, der Erbringer Gärtnerei Jakobs sowie weiterer privater Spenden von Besuchern der Kapelle, die über Jahre hinweg gesammelt worden waren, zusammen. Nicht nur die Finanzierung des Projektes war ein Kraftakt, erinnert sich Gerhard Müller aus Oppen, einer der führenden Köpfe der Interessengemeinschaft. Zweieinhalb Jahre dauerte es, ehe der Antrag der Interessengemeinschaft, die Treppe in Stand zu setzen, verwirklicht werden konnte.

"Das Saarland ist seit 1951 Eigentümer der Kapelle", erläutert Gerhard Müller - und zwar über den Saarforst-Landesbetrieb, denn das Bethaus steht mitten im Wald. Noch vor Übertragung an das Land war die Treppe seinerzeit erneuert worden - sie war also weit über 60 Jahre alt.

Im Juni 2009 stellte die Interessengemeinschaft den Antrag, die Odilienstatue in der Kapelle zu restaurieren - was kurz darauf auch geschah. 2012 wurde dann die untere Treppe, die von der Kapelle zur Brunnenanlage des Heiligenborns führt, erneuert. Im Jahr darauf, genauer im Oktober 2013, stellte die Interessengemeinschaft den Antrag, auch die Haupttreppe und damit den Aufgang zur Kapelle selbst zu restaurieren. Müller erinnert sich: "Der Antrag, der durch alle Instanzen des Saarforstes lief, blieb ohne Ergebnis."

Immerhin: Nach Rücksprache mit dem Liegenschaftsamt des Landesbetriebes stimmte dieser einem Vorschlag der Interessengemeinschaft zu, die Sanierung in eigener Regie durchzuziehen. Die Genehmigung hierfür wurde im Oktober 2015 erteilt. Nach dem Winter machte sich Mathias Becker mit seinem Team an die Arbeit.

Hoffen auf viele Besucher

Nun sind alle Verantwortlichen stolz auf das Ergebnis der Arbeit, dies machte die Freigabe des sanierten Bethauses im Beisein von Minister Reinhold Jost , Losheims Bürgermeister Lothar Christ, der beiden Ortsvorsteher von Wahlen und Oppen, Volker Braun und Ralf Selzer, dem Oppener Landtagsabgeordneten Stefan Krutten sowie zahlreicher Bürger aus beiden Orten deutlich. Sie alle und freuen sich darauf, an Pfingstmontag bei hoffentlich trockenem Wetter zahlreiche Wallfahrer zu "ihrer" runderneuerten Wallfahrts-Kapelle zu begrüßen. Ursprung der Odilienverehrung ist das Kloster auf dem Odilienberg im Elsass. Nach der Legende stand dort im siebten Jahrhundert nach Christus die Hohenburg des elsässischen Königs Herzogs Eticho I., seine Frau schenkte statt einem Knaben einem Mädchen das Leben, das zudem noch blind war. Der Herzog war enttäuscht und wollte das Kind töten lassen, aber die Mutter ließ es durch die Amme in ein Nonnenkloster bringen.

Bei der Taufe soll das Kind in dem Moment das Augenlicht wiedererlangt haben, als das Taufwasser seine Lider berührte. Hier liegt der Ursprung in der Beziehung zwischen der Heiligen Odilia und dem Wasser . Von nun an wird sie um Hilfe von denen angerufen, die Heilung von Blindheit und Augenleiden erhoffen. Charakteristisch für die Pfingstwallfahrt im Lückner ist das "Augenwaschen" mit dem Wasser aus dem Heiligenborn.

Fräulein Walpurgis von Hagen zu Büschfeld hatte im 17. Jahrhundert die Odilienkapelle im Lückner gestiftet. Das adelige Fräulein, das erblindet war, soll der Legende nach an der Quelle im Lückner gerastet und ihre müden Augen mit Wasser von dort gekühlt haben - worauf sie ihre Sehkraft wiedererlangte. Nach 200 Jahren war die Kapelle in die Jahre gekommen und ein Neubau war dringend notwendig geworden. 1861 fasste der Wahlener Kirchenrat den Beschluss, die Kapelle wieder herzustellen.

Jedes Jahr findet an Pfingstmontag eine Wallfahrt zur Odilienkapelle statt. Sie hat nach der Sage folgenden Ursprung: Im Dreißigjährigen Krieg flohen die Wahlener Bürger mit ihrem Pfarrer vor den anrückenden Franzosen und Schweden zum Heiligenborn. Sie legten das Gelübde ab, jedes Jahr eine Prozession zur Odilienkapelle zu machen, wenn ihr Leben nicht in Gefahr gerät. Sie wurden verschont, wenn auch ihr Dorf ausgeplündert und niedergebrannt wurde. So wird die Prozession bis heute durchgeführt. Nach der Prozession und dem Gottesdienst findet stets ein Volksfest statt.

Zum Thema:

Auf einen Blick Für die Pfingstwallfahrt in diesem Jahr warten die Oppener Vereine, die nach dem Wald-Gottesdienst gegen 10 Uhr die Pilger erwarten, mit einer Neuerung auf: Auf dem Waldparkplatz an der L 156, wo der SSV Oppen seine Stände aufgebaut hat, spielt am Montag von 13 bis 16 Uhr Carsten "Cack" Grasmück die besten Songs der letzten Jahrzehnte. Ausgerüstet mit Gitarre, Ukulele und einigen Percussions wird der 36-jährige gebürtige Reimsbacher ein Freiluft-Unplugged-Konzert für die Wallfahrer gestalten. Neben dem Sportverein Oppen haben auch die Feuerwehr Oppen (Zufahrt zur Kapelle) sowie der Musikverein Wahlen (am Parkplatz an der L 369) Essens- und Getränkestände für die Besucher der Pfingstwallfahrt aufgebaut. red

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