Boléro zum Salat

Losheim · Das traditionelle Klassik Open-Air am Losheimer Stausee heißt nun „SR-Klassik am See“, es ging Samstagabend über die Bühne. Das Motto in diesem Jahr: „Rausch und Ekstase“.

 Klassik unter freiem Himmel in toller Atmosphäre. Foto: r. Ruppenthal

Klassik unter freiem Himmel in toller Atmosphäre. Foto: r. Ruppenthal

Foto: r. Ruppenthal

Die Liegewiesen-Arena war gut gefüllt, der Crémant gekühlt, Schnittchen und Salatvariationen aufgetischt. Das so gut versorgte Publikum erwartete ein (fast) spanischer Abend mit der Deutschen Radio Philharmonie und dem aus seiner Zeit am Saar-Staatstheater noch vielen bekannten Dirigenten Toshiyuki Kamioka. Seine exorbitanten Dirigier-Aktionen, sein grenzenloses Mienenspiel konnten auf einem Großbildschirm bewundert werden. Die Musiker gaben konzentriert ihr Bestes und der musikalischen Reise Atmosphäre.

Wäre da nicht das immerwährende Problem mit der Beschallungstechnik, die den großen Orchestersound allzu vorsichtig klein regelte. Über Südfrankreich ging es mit Georges Bizets flau präsentierter 1. Arlésienne-Suite in spanische Klangwelten. Der Russe Nikolai Rimski-Korsakow hat sie in seinem "Capriccio espagnol" plakativ eingefangen und sinfonisch ausgeschmückt. Schwergewichtige Unterbrechung, aber emotionaler Höhepunkt wurde Sergej Rachmaninows 2. Klavierkonzert. Seine sentimental-romantischen Melodien fanden im Soundtrack vieler Hollywood-Filme Verwendung, ihre musikalische Strahlkraft ist ungebrochen, bewegte die Herzen. Nicht zuletzt, weil am Klavier ein Meister saß: Bernd Glemser, der seinem Part alles an technischer Brillanz und ehrlichem Gefühl gab, was "Open-Air" möglich ist. Noch eindrucksvoller hätte es werden können, wenn der große Konzertflügel elektroakustisch nicht zum Kleinklavier geschrumpft wäre.

Charmant moderierend versorgte Gabi Szarvas mit Informationen, launig unterstützt von Festival-Macher Joachim Arnold. Nach der Pause führte ihre Reisebegleitung dann auf die Iberische Halbinsel. Mit der "Rhapsodie España" von Emmanuel Chabrier und Maurice Ravels kräftig parfümierter "Rhapsodie espagnole". Nicht nur bei dessen abschließendem "Boléro" musste man die Ohren spitzen, um neben dem Gezwitscher der Singvögel auch die Musik wahrzunehmen. Deren fulminante, 15-minütige Steigerung gelang beeindruckend. Begeisterter Applaus.

Das Motto des Abends war "Rausch und Ekstase". Dazu hat die musikalische Dosis allerdings nicht so ganz gereicht. Erst das finale Brillant-Feuerwerk sorgte für den letzten Kick.

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