Lose Schrauben und lautes Knacken

Britten · Neue Aufregung um die Windräder auf dem Judenkopf in Britten: Die Greimerather Bürgerinitiative hat am Dienstag unter einer Anlage, die auch laut knackende Geräusche machte, mehrere Stahlschrauben gefunden. Laut Betreiber und Ministerium hat es tatsächlich einen Defekt an diesem Windrad gegeben. Er wurde noch am Dienstag behoben. Eine Gefahr für Spaziergänger bestehe nicht mehr.

 Diese Schrauben hat Jürgen Witt am Dienstag in der Nähe eines Windrads auf dem Judenkopf gefunden. Die Bürgerinitiative Greimerath mutmaßt, dass die Schrauben von der Anlage heruntergefallen sind. Laut saarländischem Umweltminsterium könnte diese Annahme berechtigt sein. Foto: Axel Munsteiner

Diese Schrauben hat Jürgen Witt am Dienstag in der Nähe eines Windrads auf dem Judenkopf gefunden. Die Bürgerinitiative Greimerath mutmaßt, dass die Schrauben von der Anlage heruntergefallen sind. Laut saarländischem Umweltminsterium könnte diese Annahme berechtigt sein. Foto: Axel Munsteiner

Foto: Axel Munsteiner

Der Anruf der Greimerather Bürgerinitiative (BI) Pro Natur Hochwald erreicht unsere Zeitung gestern um die Mittagszeit. Ihre Mitglieder hatten sich 2013 vergeblich gegen den Bau der fünf Anlagen auf dem Judenkopf gewehrt. Sie verfolgt das Geschehen auf dem Höhenzug der Landesgrenze auch nach Inbetriebnahme der weißen Türme sehr kritisch. Der Vorsitzende Rainer Schmitt und Jürgen Witt berichten davon, dass Bewohner von Greimerath schon seit Freitag laut knackende Geräusche gehört haben, die vermutlich von einem der Räder kommen. Als Witt sich dann am Dienstagmorgen im Umfeld von Anlage drei umschaut, entdeckt er auf dem Boden mehrere Schrauben, die zirka zehn Zentimeter lang sind und jeweils rund 130 Gramm wiegen. Für Witt liegt der Verdacht nahe, dass die Schrauben aus großer Höhe von der Anlage heruntergefallen sind.

Kurz nach dem Anruf ist Treffen mit Witt und Herbert Martini, einem weiteren BI-Mann, auf dem Judenkopf. Das laut knackende Geräusch ist zwei Mal deutlich zu hören. "Es kann da etwas nicht stimmen. Wir können nicht warten, bis womöglich irgendetwas passiert", sagt Witt. Deshalb hat die BI am Dienstagvormittag auch schon das saarländische Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) informiert, das für die Genehmigung von Windrädern zuständig ist und deren Betrieb überwacht. Betreiber des Windparks Judenkopf ist eine Investorengemeinschaft, der auch das Energieunternehmen VSE (Vereinigte Saar-Elektrizität) angehört. Ein Wartungsteam des Anlagenherstellers Vensys sei bereits vor Ort, sagt die Firmen-Pressestelle am frühen Nachmittag. Etwas später meldet sich Sabine Schorr bei unserer Zeitung. Die Sprecherin des Saarbrücker Umweltministeriums, der das LUA untersteht, hat "frische Infos" vom Judenkopf. Nach Auskunft der Wartungstrupps habe es einen Schaden am Arretierungssystem gegeben, mit dem die Rotorblätter angehalten werden können. Die auf den Boden gefallenen Schrauben stammten wohl von diesem Arretierungssystem. Eine der Schrauben sei in ein Rotorblatt gefallen, was vermutlich das schlagende Geräusch verursacht habe, sagt Schorr. Der Wartungstrupp habe die Schraube aus dem Rotorblatt herausgeholt und den Schaden am Arretierungssystem behoben. Die Anlage laufe wieder normal. Laut Ministeriumssprecherin geht von ihr keine Gefahr aus - zum Beispiel für Spaziergänger auf den Forstwegen in der Nähe des Rads. VSE-Sprecher Michael L'Houillier sagt am späten Nachmittag, dass die Betreiber des Windparks auf dem Judenkopf den Anlagenhersteller Vensys zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert hätten. "Wenn es so sein sollte, dass etwas von der Anlage heruntergefallen ist, muss natürlich ganz konkret geklärt werden, wie es dazu kommen konnte", betont L'Houillier. VSE bedaure den Vorfall, wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht an weiteren Spekulationen über die Ursachen des Defekts beteiligen.

Der Windpark auf dem Judenkopf, der auf dem Gebiet von Britten liegt, stößt seit Anfang 2013 auf heftigen Widerstand im rheinland-pfälzischen Greimerath . Als die Pläne für den Bau von fünf Rädern mit einer Gesamthöhe von jeweils etwa 200 Metern immer konkretere Formen annahm, bildete sich die Bürgerinitiative Pro Natur Hochwald. Rund 120 Greimerather Bürger nahmen Ende Februar 2013 an einem Protestzug durch Losheim teil. Der dortige Gemeinderat machte damals aber den Weg für das Vorhaben frei. Auch die Ortsgemeinde Greimerath versuchte, die Verwirklichung des Projekts zu verhindern. Nach Beginn der Bauarbeiten klagte sie gegen den Windpark, erlitt vor dem Verwaltungsgericht in Saarlouis aber eine Niederlage. Danach stand der Fertigstellung der Windräder , die zum Teil in einem Privatwaldstück errichtet wurden, nichts mehr im Weg.

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