Ungebetene Gäste entpuppten sich als nützliche Mitbewohner

Britten · Sie sind gefürchtet, dabei weitaus weniger gefährlich als viele meinen: Hornissen. In einem Hausgarten in Britten hat ein ganzes Volk den Sommer verbracht, berichtet Alois Engeldinger, Vorsitzender des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine. Von ihm stammt der folgende Bericht.

 Das Foto zeigt das Hornissennest im Meisenhaus im Garten der Familie Jungfer, Britten. Der Boden des Vogelnestes wurde durch die Hornissen nach unten gedrückt, um das Nest zu vergrößern. Foto: Jungfer

Das Foto zeigt das Hornissennest im Meisenhaus im Garten der Familie Jungfer, Britten. Der Boden des Vogelnestes wurde durch die Hornissen nach unten gedrückt, um das Nest zu vergrößern. Foto: Jungfer

Foto: Jungfer

Den ganzen Sommer über summten sie im Garten - zunächst nur vereinzelt, im späteren Sommer dann in immer größer werdender Zahl. Mathilde Jungfer aus Britten , Preisträgerin beim diesjährigen Gartenwettbewerb des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine , hatte ungebetene "Untermieter" in einem Meisennest unweit ihrer Terrasse: die von vielen so gefürchteten Hornissen .

Rasch wachsendes Volk

Im Garten der Jungfers fühlten sie sich offensichtlich wohl, so dass auch das eigentlich den Meisen zugedachte Vogelhaus bald zu eng wurde. Obwohl stabil gebaut, verschafften sich die Insekten aus der Familie der "Sozialen Faltenwesen" mehr Platz, der Boden des Vogelhauses klappte nach unten und ermöglichte dem rasch wachsenden Volk weitere Anbauten.

"Es war im Sommer schon ein bisschen lästig. Auch wenn man liest, dass diese Tiere viel harmloser sind, als die meisten Menschen vermuten: Sie benehmen sich ziemlich respektlos, schwirrten uns um die Köpfe und setzen sich auch ohne Einladung überall hin. Ruhe kriegt man keine mehr", stellt Mathilde Jungfer fest. Aber es kam für sie nicht in Frage, das Nest zu zerstören.

Die Hornisse ist in Deutschland eine geschützte Art. Unter Gärtnern gilt sie als schützenswert, weil sie Insekten vertilgt - weitaus mehr schädliche Insekten als nützliche. Und ihrem Ruf werden sie nicht gerecht: Jagende oder sammelnde Hornissen stechen nur, wenn sie selbst in Panik geraten, zum Beispiel weil sie gequetscht werden, ansonsten versuchen sie zu fliehen. Dies ändert sich aber, wenn man sich in die direkte Umgebung eines Hornissennestes begibt. In diesem Fall wird aus dem sonst harmlosen Insekt ein angriffslustiger Krieger, der sein Nest und seine Volksgenossen zu verteidigen sucht. Ist man unabsichtlich in den Verteidigungsradius von Hornissen geraten (näher als wenige Meter vom Nest), sollte man hektische Bewegungen vermeiden, schon gar nicht in Panik nach ihnen schlagen.

Panik ist auch nicht angesagt bei einem Stich einer Hornisse: Die Gefährdung für Menschen und Haustiere ist wesentlich geringer, als es im Volksmund verbreitet wird. Die abgegebene Giftdosis liegt bei einem Stich meist geringer als bei der Honigbiene, der Schmerz etwa wie bei Wespen oder Honigbienen. Aber im Gegensatz zu Wespen, die zuweilen gezielt Menschen anfliegen und auch unprovoziert stechen können, sind Hornissenstiche selten. Probleme treten allerdings bei allergischen Reaktionen auf - nicht anders als bei Stichen anderer Insekten .

Keine Süßmäuler

Ein weiteres Merkmal, warum Hornissen eigentlich harmloser sind als andere Insektenarten: Ihnen liegt nichts an Süßspeisen, daher kommt man mit ihnen am Kaffeetisch nicht so leicht in Konflikt wie mit anderen Wespenarten. Aber sie tauchen dort trotzdem auf bei ihrer Jagd, vor allem die Jagd auf andere Wespenarten. Das Problem: Die meisten Menschen können Hornissen nicht unterschieden von den aggressiveren Wespenarten.

Inzwischen ist im Garten der Jungfers wieder Ruhe eingekehrt: Im Herbst wird es den Hornissen zu kalt, die alte Königin und die Drohnen (Männchen) sterben, nur ein Teil der Weibchen (Jungköniginnen) überleben, um im kommenden Frühjahr an anderer Stelle ein neues Volk zu gründen. Mathilde Jungfer wäre es recht, wenn das neue Nest sich etwas weiter weg von der Terrasse befindet.

Kundige Gartenbesitzer schätzen es, wenn sich Hornissen in ihrem Garten ansiedeln. Da so ein Volk etwa ein halbes Kilogramm Insekten pro Tag vertilgt, haben es die Gärtner mit weitaus weniger Schädlingen zu tun. Und wenn sich ein Volk ungefragt mitten in den Garten ihr Nest baut, kann es von geschulten Personen umgesiedelt werden. Dazu ist eine Ausnahmegenehmigung erforderlich. Auskunft erteilt die Gemeinde- oder Kreisverwaltung.

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