„Das ist eine Riesensauerei!“

Wahlen · Ein unbekannter Umweltfrevler erregt seit Wochen die Gemüter in den Ortschaften Oppen und Wahlen: Entlang der Landstraßen, die beide Orte durch das Waldgebiet Lückner verbinden (L 156 und L 369), lädt der Unbekannte scheinbar wahllos Abfall am Straßenrand ab.

Dabei scheint eindeutig, dass der unbekannte Täter aus einem landwirtschaftlichen Kontext herstammt. Denn seine Hinterlassenschaften sind stets die gleichen: In größeren Haufen hinterlässt er Folienstücke sowie Schnurreste und Seilnetze - Utensilien, die zum Verschnüren und Verpacken großer Getreide-Rundballen benötigt werden. Das legt auch die Vermutung nahe, dass es stets ein und dieselbe Person war, die dafür verantwortlich ist.

An mehr als einem halben Dutzend Stellen finden sich die Müllhaufen - und bringen viele Menschen aus der Umgebung, die den weitläufigen Lücknerwald als Naherholungsgebiet schätzen, zur Weißglut. "Das ist eine Riesensauerei!", schimpft etwa Alfred Klauk aus Oppen. Der langjährige Löschbezirksführer der Oppener Feuerwehr kennt sich im Lückner bestens aus, unter anderem wegen der dort alljährlich an Pfingstmontag stattfindenden Waldkirmes, an der sich auch die Feuerwehr beteiligt. Besonders übel heimgesucht hatte der unbekannte Umweltsünder einen Asphaltstreifen am Rande der L 156 in einer scharfen Linkskurve, der vielen Spaziergängern als provisorischer Parkplatz dient. Über Wochen und Monate hatte der unbekannte Täter dort Seil- und Folienreste angehäuft.

Schließlich hatten sich auch unliebsame Nachahmer gefunden: Autoreifen, ein alter Fernseher und eine große blaue Plastiktonne hatten sich dazugesellt. Als vor einigen Wochen der Platz überraschend geräumt wurde (siehe separaten Text), brachte Alfred Klauk umgehend einige handgeschriebene Schilder an den Bäumen dort an, die dazu mahnten, die Fläche sauber und frei vom Müll zu halten. Besonders perfide: Nur wenige Tage darauf lagerte der Müllsünder erneut eine große Ladung seiner Abfälle genau unter einem solchen Schild ab. Für Alfred Klauk ist klar: "Das war eine Provokation."

Erbost sind auch die beiden Ortsvorsteher von Oppen und Wahlen , Ralf Selzer und Volker Braun . "Laufend beschweren sich bei mir die Leute über die Müllhaufen. Und es kommen ja ständig welche dazu", sagt Volker Braun . Auch für ihn ist das Verhalten des Unbekannten nicht weiter hinnehmbar. Zwischenzeitlich ist die illegale Müllablagerung durch die Straßenmeisterei des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS) bei der Polizei angezeigt worden (siehe separaten Text). Die beiden Ortsvorsteher hoffen, dass sich Hinweise auf den unbekannten Täter ergeben, damit diesem endlich das schändliche Handwerk gelegt werden kann.

Hinweise in diesem Zusammenhang nehmen die Polizei-Inspektion Wadern, Tel. (0 68 71) 9 00 10, oder die Ortsvorsteher Ralf Selzer, Tel. (0 68 32) 80 18 98, und Volker Braun , Tel. (0 68 72) 99 43 31, entgegen.

Wer hat den provisorischen Parkplatz an der L 156 von dem Müllberg befreit, der über die Wintermonate dort gewachsen war? Interessanterweise blieb diese Frage im Zuge der SZ-Recherchen zu den illegalen Müllablagerungen im Lückner bislang unbeantwortet. Keine der von unserer Zeitung befragten Stellen hat demnach vor etwa drei Wochen dafür gesorgt, dass die beachtlich angewachsene Müllmenge von dort verschwunden ist. Knifflig an der Sache ist, dass im betroffenen Bereich im Lückner mehrere Gemeinde-Banngrenzen aneinander stoßen: Teile des Waldes gehören zum Gebiet der Gemeinde Beckingen, andere zu Schmelz, wiederum andere zur Stadt Wadern und zur Gemeinde Losheim am See.


Runder Tisch soll kommen

 Mehrere Ablagestellen, immer die gleichen Abfälle: Folienreste sowie Schnüre und Seilnetze finden sich an mehr als einem halben Dutzend Stellen im Lückner. Foto: cbe

Mehrere Ablagestellen, immer die gleichen Abfälle: Folienreste sowie Schnüre und Seilnetze finden sich an mehr als einem halben Dutzend Stellen im Lückner. Foto: cbe

Foto: cbe

"Wir hatten zwar eine entsprechende Anfrage vorliegen, aber nach unseren Erkenntnissen liegt dieser Asphaltstreifen auf Gemarkung der Gemeinde Schmelz", hieß es dazu aus dem Rathaus von Beckingen.

Allerdings war diese Information offenbar nicht zutreffend, wie SZ-Recherchen ergaben, denn auch im Schmelzer Rathaus kam man zu dem Schluss, dass diese Fläche nicht auf dem eigenem Gebiet liegt.

Bliebe noch die Gemeinde Losheim am See. Aber auch dort, erfuhr die SZ vom Gemeinde-Bauhof, war niemand mit der Räumung des Platzes befasst. Allerdings will die Seegemeinde, wie aus dem Ordnungsamt zu erfahren war, in Kürze einen Runden Tisch einberufen, der sich diesem Müllproblem widmen und alle damit befassten Stellen, unter anderem auch die Polizei , an einen Tisch bringen soll. Denn die fortwährende Müllablagerung bewege sich mittlerweile an der Grenze zur Straftat: Als vor kurzem nach starken Regenfällen die L 369 kurz vorm Ortseingang Wahlen überflutet worden war, hatten die Wassermassen auch einiges von den Folien- und Seilresten mitgerissen, die am Rande eines Feldweges deponiert worden waren - diese hatten daraufhin ein Einlaufrohr verstopft und weitere Überschwemmungsschäden verursacht.

Bliebe noch der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS), der für die Unterhaltung der beiden betroffenen Landstraßen zuständig ist. Das gilt allerdings nur für den Straßenkörper, nicht für die Straßenränder und angrenzenden Bereiche, erläuterte LfS-Sprecher Klaus Kosok. Allerdings habe die Straßenmeisterei Merzig den stark betroffenen Asphaltstreifen an der L 156 vor einiger Zeit in Augenschein genommen und auf Grund des Ausmaßes der Vermüllung bei der Polizei Anzeige wegen illegaler Ablagerung von Abfall erstattet. Der Abfall selbst sei allerdings "zur Beweissicherung" an Ort und Stelle verblieben - und auch später von der Straßenmeisterei nicht entfernt worden.

So bleibt vorerst offen, wem der Dank dafür gebührt, diesen Platz vorübergehend gereinigt zu haben - wenn auch die Räumung nur von kurzer Dauer war. Denn kaum eine Woche später hatte der unbekannte Umweltfrevler wieder zugeschlagen und erneut Abfall dort abgeladen.

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