Vier Brände binnen zehn Tagen

Düppenweiler · Die Feuerwehr musste in der Nacht auf Donnerstag zu zwei Bränden in Hüttersdorf ausrücken. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Einen Zusammenhang zu den Feuern in der vergangenen Woche schließen die Ermittler nicht aus.

 Etwa 210 Heuballen und ein riesiger Stapel Brennholz gingen am späten Mittwochabend in Hüttersdorf in Flammen auf.

Etwa 210 Heuballen und ein riesiger Stapel Brennholz gingen am späten Mittwochabend in Hüttersdorf in Flammen auf.

Die Polizei steht vor einem Rätsel. Viermal hat es innerhalb von zehn Tagen in den Gemeinden Schmelz und Nalbach gebrannt. Die Ermittler vermuten Brandstiftung . Immer vom selben Täter? "Ein Zusammenhang ist nicht auszuschließen", hieß es in einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Lebach.

Zum ersten Mal schlugen der oder die Feuerteufel am Montag, 8. August, zu. Um 22.30 Uhr zunächst in Primsweiler, um 0.30 Uhr in Bilsdorf. Dann, in der vergangenen Woche, zwei weitere Brände: Am Mittwochabend um 21 Uhr wählte ein junger Mann den Notruf. Er hatte beobachtet, dass ein Holzunterstand an einer Weiheranlage zwischen Nalbach und Hüttersdorf in Flammen stand. Darunter lagerte der Eigentümer Gebrauchsgegenstände wie Tische und Bänke. Als die Feuerwehr Schmelz mit vier Fahrzeugen und 15 Einsatzkräften eintraf, brannte die Laube schon vollständig. "Die Löscharbeiten verliefen ohne Komplikationen", berichtete Polizeihauptkommissar Uwe Dohm auf SZ-Anfrage. Es sei ein Schaden von rund 1000 Euro entstanden.

Gegen 22.30 Uhr heulten die Sirenen schon wieder. Diesmal brannten circa 210 Heuballen und 80 Kubikmeter Holz am Ende der Höchststraße in Hüttersdorf. "Die Flammen waren schon aus fünf Kilometer Entfernung zu sehen", erzählte Dohm. Obwohl die Feuerwehren der Gemeinde Schmelz mit 44 Einsatzkräften und elf Fahrzeugen gegen den Brand kämpften, dauerten die Löscharbeiten bis in die Morgenstunden. Die Ermittler schätzten den Schaden auf etwa 20 000 Euro. "Wir hatten Glück, dass der Brand auf einer freien Fläche war", sagte Dohm. Es bestand also keine Gefahr für Menschen oder Tiere. Trotzdem war das Deutsche Rote Kreuz im Einsatz. Die Sanitäter versorgten die Feuerwehrleute mit Getränken.

Noch in der Nacht auf Donnerstag nahm die Polizei die Ermittlungen auf. Sie geht in beiden Fällen von vorsätzlicher Bandstiftung aus.

Wie auch bei den Feuern in der vergangenen Woche. Dabei war die ehemalige Notkirche in Primsweiler abgebrannt. Außerdem ging in Bilsdorf ein Strohballenlager neben einem Kuhstall in Flammen auf. Nähere Details sind noch nicht bekannt. "Aber wer eins und eins zusammenzählt, weiß, dass da etwas nicht stimmt", sagte Dohm. Er und seine Kollegen versuchen nun, das Feuerrätsel zu lösen.

Die Ermittler suchen nach Hinweisen zu den Bränden. Wer etwas gesehen hat, kann sich melden bei der Polizeiinspektion Lebach unter Telefon (0 68 81) 50 50 oder der Polizeiinspektion in Saarlouis unter Telefon (0 68 31) 90 10.

"Sie möchten einfach nur diesen Kick erleben"

Psychologe Dr. Josef Schwickerath spricht im SZ-Interview über die Motivation von Brandstiftern


Viermal brannte es in den vergangenen zehn Tagen in den Gemeinden Schmelz und Nalbach. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Doch warum legen Menschen Brände? SZ-Redakteurin Sarah Konrad hat darüber mit Dr. Josef Schwickerath, Leitender Psychologe an der AHG Klinik in Berus, gesprochen.

Herr Schwickerath, warum legen Menschen Feuer?

Dr. Josef Schwickerath: Das hat unterschiedliche Gründe. Zunächst einmal muss man zwischen zwei Arten von Brandstiftern unterscheiden. Da sind zum einen die krankhaften Brandstifter, die sogenannten Pyromanen. Sie sind von Flammen fasziniert, sie sind neugierig und erleben beim Feuerlegen eine innere Befriedigung. Und es gibt Brandstifter, die ganz andere Motive haben.

Welche?

Schwickerath: Rache oder Wut zum Beispiel. Manche wollen irgendetwas vertuschen. Bei den vier Bränden in der Gemeinde Schmelz kann man nicht sagen, ob da ein Plan dahinter steckt. Oder ob es Pyromanie ist.

Was fasziniert Pyromanen so am Feuer?

Schwickerath: Sie genießen das Gefühl, etwas ausrichten zu können, etwas in Gang setzen zu können, eine gewisse Macht zu haben. Wenn Pyromanen Feuer legen, stecken da meist keine materiellen Absichten dahinter. Sie wollen niemandem schaden. Sie möchten einfach nur diesen Kick erleben. Und dabei vielleicht auch andere Probleme vergessen. Viele Pyromanen interessieren sich auch für Löschfahrzeuge und Brandbekämpfung.

Sind also Feuerwehrleute besonders gefährdet, zum Brandstifter zu werden?

Schwickerath: Nein. Das kann man so pauschal nicht sagen.

Sind sich Brandstifter bewusst, was sie da tun?

 Obwohl die Feuerwehren der Gemeinde Schmelz mit einem Großaufgebot im Einsatz waren, dauerten die Löscharbeiten bis in die Morgenstunden. Fotos: Rolf Ruppenthal

Obwohl die Feuerwehren der Gemeinde Schmelz mit einem Großaufgebot im Einsatz waren, dauerten die Löscharbeiten bis in die Morgenstunden. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Dr. Josef Schwickerath

Dr. Josef Schwickerath

Schwickerath: In der Regel schon. Es gibt natürlich auch Menschen, die aus einer Halluzination heraus Feuer legen. Aber das hat mit der klassischen, krankhaften Brandstiftung nichts zu tun.

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