Proteststurm gegen Mega-Windräder

Düppenweiler · Die Pläne des Energieversorgers EnBW für den Windpark Primsbogen sorgen für heftigen Widerstand, vor allem bei den Anwohnern von Düppenweiler. Es hat sich inzwischen eine Bürgerinitiative gegründet.

 Der geplante Windpark Primsbogen erhitzt die Gemüter in der Gemeinde Beckingen. Symbolfoto: Armin Weigel

Der geplante Windpark Primsbogen erhitzt die Gemüter in der Gemeinde Beckingen. Symbolfoto: Armin Weigel

Für große Aufregung sorgt in der Gemeinde Beckingen der geplante Windpark Primsbogen rund um den Litermont . Zusammen mit den Nachbargemeinden Schmelz und Nalbach will Beckingen ein gemeinsames Windvorranggebiet auf Flächen rund um den Litermont erschließen. Dies hatten die drei Kommunen im Sommer 2015 vereinbart, das hatte der Gemeinderat auch gebilligt. Im Zuge eines Interessenbekundungsverfahrens sollten potenzielle Investoren für die Errichtung dieses Windparks gesucht werden.

In diesem Verfahren hat der Energieversorger EnBW den Zuschlag erhalten. Doch dessen Pläne, die am 25. April erstmals öffentlich vorgestellt wurden, sorgen für heftigen Widerstand, vor allem bei den Anwohnern von Düppenweiler . Es hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die über das soziale Netzwerk Facebook ihren Protest artikuliert. Insgesamt acht Windräder sollen auf den als Vorranggebiet ausgewiesenen Flächen gebaut werden. Zwei davon, beide auf Waldflächen, würden sich auf Gebiet der Gemeinde Beckingen befinden, die das Gelände an EnBW verpachtet und nach SZ-Informationen dafür rund 80 000 Euro Pacht jährlich erhalten soll.

Aber: Mit einer Gesamthöhe von rund 230 Metern wären dies nach Angaben der BI die höchsten Windräder , die es aktuell in Deutschland gibt. "Die WKA werden bis zu 170 Meter über den Litermont hinausragen!", kritisieren die Gegner des Projektes. Sie betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen die Nutzung der Windenergie seien, aber die gewaltigen Dimensionen der Anlage für sie nicht akzeptabel seien. Ein weiterer Kritikpunkt ist der massive Eingriff in die Landschaft, der für den Bau der Riesen-Windräder erforderlich wäre. "Für die Aufstellfläche wird im Wald pro Windrad eine mehr als sportplatzgroße Fläche gerodet und befestigt." Auch müssten für die Transporte von Bauteilen und Baustoffen zu den geplanten Standorten massive Rodungen erfolgen. Zudem sehen die Kritiker durch den Baustellenverkehr starke Belastungen auf die Anwohner von Düppenweiler zukommen.

Der Protest zeigt Wirkung: Gestern rückte die CDU-Fraktion im Gemeinderat von dem Projekt ab und erklärte, dass sie es nicht mittragen werde. "Einstimmig wurde in der Fraktion beschlossen, dass die Dimensionen der Windräder zu groß und dadurch die zu erwartenden Belastungen für unsere Bürger nicht zumutbar sind", heißt es in einer via Facebook verbreiteten Erklärung. Auch der CDU-Kandidat für die Bürgermeisterwahl im September, Daniel Minas, distanzierte sich von den Plänen: "Die Belastungen für die Bürger unserer Gemeinde sind zu groß, der Eingriff in die Natur ebenso. Daher bin ich gegen dieses Projekt."

Jedoch sieht die Beckinger Verwaltung keine Möglichkeit mehr, das Projekt in Gänze auf den Prüfstand zu stellen, wie sie auf SZ-Anfrage mitteilte. "Allerdings besteht noch die Möglichkeit, Teilfragen auf der Ebene der Bürgermeister der drei beteiligten Gemeinden und der zuständigen Sachberarbeiter zu diskutieren." Was die Warnungen vor den negativen Konsequenzen für die Naturlandschaft am Litermont und die Lebensqualität der Anwohner in den umliegenden Ortschaften betrifft, verweist die Gemeinde darauf, dass diese Bestandteil des Genehmigungsverfahrens nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz sei. Zuständig für die Genehmigung sei das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA). "Hierbei werden seitens des LUA strenge Maßstäbe angelegt, was die Verkehrsbelastung während der Bauphase, die Eingriffe in den Naturhaushalt oder die Geräuschemissionen während des Betriebs der Anlagen betrifft."

Heute, Dienstag, wird das Projekt ab 18.30 Uhr vom Investor EnBW und Verantwortlichen der Gemeinde Nalbach in der Kirchberghalle Piesbach vorgestellt. Am Mittwoch wird sich der Ortsrat Düppenweiler ab 19 Uhr in der Kultur- und Sporthalle damit befassen.

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