Zukunft auf der Kippe

Das Kolpingwerk Trier hat gemeinsam mit der CEB-Akademie Hilbringen 13 junge Litauer als Auszubildende in saarländische Betriebe vermittelt, vor allem in der Region Merzig. Doch dem Bund sind die Fördergelder für das Programm „MobiPro“ ausgegangen. Damit werden arbeitslose Jugendliche aus Europa unterstützt, die in einem EU-Land eine betriebliche Ausbildung machen wollen. Jetzt hängen die hoffnungsfrohen Litauer, Betriebe und Organisatoren in der Luft. SZ-Redaktionsmitglied Elsa Middeke hat mit dem Diözesanvorsitzenden des Kolpingwerks, Andreas Heinrich, darüber gesprochen, wie die Kooperation noch zu retten sein könnte.

Herr Heinrich, wie und wann haben Sie von dem Bewilligungsstopp des Programms MobiPro erfahren?

Heinrich: Am Morgen des 9. April hat mir ein Mitarbeiter berichtet, dass die Zentrale Auslandsvermittlung (ZAV) auf ihrem Online-Auftritt meldet, sie nähmen seit dem 8. April keine neuen Anträge mehr an. Später am Tag bekamen wir eine E-Mail von der ZAV, in der sie mitteilten, dass die Fördergelder aufgebraucht seien. Noch am 7. April hatten wir mit ZAV-Mitarbeitern über die Anträge für 13 junge Litauer gesprochen. Die haben wir nun nachgereicht und hoffen das Beste.

In welche Berufe und Firmen hatten CEB und Kolpingwerk Trier die 13 jungen Litauer als Azubis vermittelt?

Heinrich: Vorwiegend in Betriebe in der Region Merzig: wie zwei Elektriker in Weiskirchen, drei Altenpfleger in Rehlingen oder zwei Friseure in Losheim.

Für die Jugendlichen hatte in Litauen gerade der Deutschkurs des Programms begonnen. Wie geht es jetzt für sie weiter?

Heinrich: Die Aktion Arbeit vom Bistum Trier hat zugesagt, den bereits laufenden Sprachkurs der 13 Litauer als Überbrückung mit 3500 Euro bis Mai zu finanzieren. Wir hoffen, dass sich Bund und Bundesagentur für Arbeit dann noch einmal beraten, wie es weitergehen soll.

Nicht nur die Azubis hängen nun in der Luft, auch die Saar-Betriebe. Was bedeutet das für die regionale Wirtschaft?

Heinrich: Für die Betriebe stehen die erhofften, hoch motivierten Auszubildenden auf dem Spiel. Natürlich verschärfen fehlende Azubis auch in Berufszweigen wie der Altenpflege das Problem des Fachkräftemangels im Saarland.

Was bedeutet der Stopp des Programms für CEB und Kolpingwerk?

Heinrich: Die Kolpingwerke und die CEB haben schon viel investiert: Zeit, Geld und Mitarbeiter. Wir stehen das jetzt aber weiter durch.

Wo sehen Sie den schlimmsten Schaden durch den Abbruch des Programms?

Heinrich: Es ist eine große Blamage für Deutschland. Jugendliche aus dem Ausland bekommen ein schlechtes Bild von uns und werden das Interesse an MobiPro verlieren. Wenn es für die 13 jungen Litauer jetzt nicht klappt, werden wir nächstes Jahr keine neuen Jugendlichen werben können. Und nicht nur uns wird es so gehen.

Wie konnte es dazu kommen, dass MobiPro mittendrin ausgebremst worden ist?

Heinrich: Das Programm ist schlecht verwaltet und berechnet worden. Es ist aber unserer Erfahrung nach nicht davon auszugehen, dass alle Teilnehmer die dreijährige Ausbildung durchziehen. Deshalb sollte eine realistische Abbrecherquote einkalkuliert werden, sodass mehr Jugendliche von dem Geld gefördert werden können.

Wie könnte MobiPro künftig sonst noch verbessert werden?

Heinrich: Wir brauchen neben der Kalkulation einer Abbrecherquote auch eine regionale Steuerung. Von 9000 geförderten jungen Menschen sind allein über 3000 Azubis in die Hotelbranche in Mecklenburg-Vorpommern vermittelt worden. Die Fördermittel müssten aber nach Bevölkerungszahlen und Wirtschaftskraft der Bundesländer aufgeteilt werden.

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