„Keine Gefahr von einstürzenden Stollen“

Greimerath/Losheim · Sind die Bauarbeiten am umstrittenen Windpark Judenkopf bei Britten ins Stocken geraten, weil sich unter einem der fünf Räder möglicherweise alte Bergwerksstollen befinden? Diese Frage stellt sich für die Gegner des Projekts aus Greimerath. Die Investoren sagen, dass „diese Vermutungen unzutreffend sind“ und betonen: „Die Tiefbauarbeiten an den einzelnen Anlagen verlaufen optimal.“

 Hier kommt ein Windrad hin: Blick auf die Baustelle am Judenkopf. Foto: Axel Munsteiner

Hier kommt ein Windrad hin: Blick auf die Baustelle am Judenkopf. Foto: Axel Munsteiner

Foto: Axel Munsteiner

Die Gemeinde Greimerath und die dortige Bürgerinitiative (BI) Pro Natur Hochwald wehren sich weiter gegen die Errichtung von fünf Windräder auf dem Judenkopf. Sie haben vor Gericht Widerspruch dagegen eingelegt, dass die Saar-Behörden die Genehmigung zum Bau der Anlagen erteilt hat. Über diesen Widerspruch ist noch nicht entschieden.

Derweil wurden am Judenkopf Zufahrtswege eingerichtet, an den Standorten Kranstellflächen hergestellt und mit den Aushubarbeiten für die späteren Fundamente der Räder begonnen. "Doch jetzt gibt es eine neue Entwicklung am Judenkopf", erklärt Bernhard Schmitt von der BI. Sie hänge mit der Bergbau-Problematik in diesem Bereich zusammen. Wie im TV berichtet, wurden auf Greimerather Gemarkung tiefe Erdspalten entdeckt, bei denen es sich um eingestürzte Stollen des ehemaligen Eisenerzbergwerkes Louise handelt.

Die Greimerather Windpark-Gegner gehen davon aus, dass es auch auf saarländischer Seite unterirdische Stollensysteme gibt, die um 1850 von Britten aus in den Berg getrieben wurden. Ein Beleg dafür sei eine alte Karte, die in digitalisierter Form durch ein Projekt des Deutschen Bergbaumuseums vorliegt (im Internet unter www.digipeer.de/index.php?sf=0&al=britten). Dort sind im Bereich der geplanten Anlagen Konzessionsfelder für das Grubenfeld Saarhölzbach II eingezeichnet. Schmitt räumt zwar ein, "dass uns keine Erkenntnisse vorliegen, wann und in welchem Umfang hier Abbau stattgefunden hat". Jürgen Witt verweist aber auf ein Gutachten aus dem Jahr 1944, das aus Sicht der BI die Vermutung nahe legt, dass auch auf saarländischer Seite Eisenerz abgebaut wurde. Der BI-Vorsitzende Rainer Schmitt sagt daher drastisch: "Wir gehen davon aus, dass der Berg löchrig wie ein Schweizer Käse ist." Die BI geht zudem davon aus, dass bei den Aushubarbeiten für die Windkraftanlage (WKA) 5 - sie ist am weitesten von Greimerath entfernt - "offensichtlich schwerwiegende Probleme aufgetreten sind, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit dort befindlichen Bergwerksanlagen in Zusammenhang stehen". Nach ihrer Beobachtung sind deshalb die Arbeiten an diesem Standort ins Stocken geraten. Im direkten Umfeld ist die BI auf Absenkungen im Waldboden gestoßen, bei denen es sich um Pingen handele. Pingen sind per Definition Vertiefungen, die häufig durch den Einsturz alter Tiefbaugruben entstehen.

Was sagen die Investoren zu den Äußerungen der Bürgerinitiative? "Wir schließen definitiv aus, dass es sich bei dieser Vertiefung um eine Absenkung in Folge einer früheren bergbaulichen Aktivität handelt", betont Marie-Elisabeth Denzer, Sprecherin des Energiekonzerns VSE, nachdem ihr das Foto von unserer Zeitung zugesandt wurde. Die Investoren verweisen darauf, dass es in der Planungsphase des Windparks umfangreiche geologische Untersuchungen gegeben habe. "Diese haben keinen Hinweis darauf erbracht, dass sich unter diesem Gelände Hohlräume, zum Beispiel durch Stollenanlagen, befinden. Das sind die wissenschaftlichen Fakten, ohne die es keine Baugenehmigung gegeben hätte", betont Denzer. Das gelte auch für WKA 1 und WKA 2, die nach den Unterlagen des Oberbergamts Saarland für den Zeitraum 1840 bis 1938 den dokumentierten historischen Stollen am nächsten liegen. WKA 5 befindet sich davon noch einmal 1500 Meter entfernt und liege somit "weit außerhalb dokumentierter bergbaulicher Aktivitäten", unterstreicht Denzer. Die Investoren betonen weiter, dass sie durch die geologischen Untersuchungen "die Sicherheit haben, dass weder durch eine frühere bergbauliche Aktivitäten eine Gefahr für die Standsicherheit der Windkraftanlagen noch eine Gefahr von Stolleneinbrüchen besteht". Auch sei die Vermutung der BI falsch, dass die Arbeiten an WKA 5 ins Stocken geraten sind. An den einzelnen Anlagen "verlaufen sie optimal", so Denzer. Die Räder werden nach ihrer Aussage "planungsgemäß in der zweiten Jahreshälfte 2013 errichtet und in Betrieb genommen."

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HintergrundAuf dem saarländischen Teil des Judenkopfs will eine Investorengemeinschaft insgesamt fünf Räder aufstellen. Ihr gehören die Technischen Werke Losheim, die Vereinigte Saar Elektrizitäts (VSE) AG und die Familie von Boch an. Ein Rad soll sich auf den Flächen der Gemeinde Losheim drehen. Vier Anlagen würden sich auf dem Privatwaldbesitz der Familie von Boch befinden. Davon gibt die Unternehmerfamilie laut von Boch aber ein Rad zum Betrieb an VSE und TWL ab Die weißen Mühlen sollen eine Gesamthöhe von jeweils knapp 200 Metern haben. Der Abstand zum nächsten Wohnhaus in Greimerath beträgt 1,8 Kilometer.

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