Serien-Brandstiftung in Losheim?"Wir sind immer noch schockiert"

Losheim/Wadern. Nach der Brandstiftung auf dem Gelände der Kompostieranlage in Niederlosheim vom Freitagabend dauern die Ermittlungen der Polizei an - und führen möglicherweise in Richtung Serientat

Losheim/Wadern. Nach der Brandstiftung auf dem Gelände der Kompostieranlage in Niederlosheim vom Freitagabend dauern die Ermittlungen der Polizei an - und führen möglicherweise in Richtung Serientat. Denn einen Zusammenhang mit zwei weiteren Bränden in Niederlosheim und Wahlen vom Wochenende und den beiden Brandstiftungen an Eisenbahnwaggons in Losheim in der vergangenen Woche halten die Ermittler mittlerweile für möglich.Brandermittler des Landespolizeipräsidiums und der Polizeiinspektion (PI) Wadern arbeiteten seit Freitagabend eng zusammen, sagte Rainer Spanier, Leiter der PI Wadern, der SZ. Ein Tatverdächtiger sei nach dem Brand an einer Maschine auf dem Gelände der Kompostieranlage in Niederlosheim per Zufall in der Nähe des Tatorts aufgegriffen worden; auf ihn konzentrierten sich die Ermittlungen derzeit, sagte Spanier. Am Wochenende habe es eine Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen gegeben, außerdem habe jener Gegenstände mit sich geführt, mit denen ein Feuer entflammt werden könne. "Aber Spuren und Alibis werden derzeit noch ausgewertet, es gibt noch keine Beweise."

Unterdessen werde im Hinblick auf zwei weitere Brände am Freitag und Sonntag in Niederlosheim und Wahlen sowie auf die beiden Brandstiftungen an der Eisenbahnhalle und zwei historischen Waggons in Losheim aus der vergangenen Woche "in alle Richtungen ermittelt". Will sagen: Dass derselbe Täter alle Brände in der Gemeinde Losheim am See gelegt habe, sei nicht auszuschließen. Am Freitag war es vor dem Einsatz an der Kompostieranlage zu einem Brand an einer Fichtenhecke gekommen. Am Sonntag musste die Feuerwehr zum fünften Brand in einer Woche anrücken, als am späten Abend eine unbewohnte Hütte in Wahlen brannte. "Auch die Polizei war sofort vor Ort", erklärte der Losheimer Löschbezirksführer Andreas Brausch der SZ. "Auch hier wird wohl Brandstiftung vermutet." Und weiter: "Die Losheimer Bevölkerung ist zunehmend verunsichert. Das ganze Dorf spricht darüber." Gibt es also eine Verbindung zwischen den fünf Bränden in kurzer Zeit? "Die räumliche Nähe der Tatorte legt nahe, dass es sich um ein Seriendelikt handeln könnte", erklärte Spanier. Seine Dienststelle werde in Unterstützung durch das zuständige Dezernat in Saarbrücken alles tun, um schnell für Klarheit zu sorgen. "Uns ist klar, dass die Bevölkerung beunruhigt ist. Auch deshalb haben die Brandermittler am Wochenende gearbeitet, um möglichst keine Zeit zu verlieren". Ermittler seien am Samstag an der Kompostieranlage und an der Eisenbahnhalle auf Spurensuche gewesen. Sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung seien nach wie vor erbeten, sagte Spanier.

Hinweise an die Polizei Wadern, Tel. (0 68 71) 9 00 10.

Losheim. Nach der Brandstiftung an zwei historischen Eisenbahnwaggons in Losheim (die SZ berichtete) steht der Museums-Eisenbahn-Club Losheim (MECL) vor einem "erheblichen finanziellen Problem", betont Vorsitzender Günter Leistenschneider. Der Verein, der seit 1982 Museumsbahn-Fahrten auf der Trasse der ehemaligen Merzig-Büschfelder Eisenbahn anbietet, müsse den entstandenen Schaden von rund 65 000 Euro allein stemmen. Denn die beiden beschädigten Waggons waren nicht versichert. Ein Lichtblick: Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hat finanzielle Unterstützung angeboten. Außerdem denkt der Verein über einen Spendenaufruf nach.

"Wir sind noch immer schockiert über das, was passiert ist", sagte Leistenschneider der SZ. Zwei Mal hatte die Feuerwehr in der vergangenen Woche auf dem Gelände der Eisenbahnhalle löschen müssen. Zwei Waggons der Museumsbahn sowie Teile der Eisenbahnhalle wurden schwer beschädigt, die Polizei geht von Brandstiftung aus. Nur mit Mühe hatten Einsatzkräfte ein Ausgreifen des Feuers auf andere Waggons verhindert.

"Mit so einem Schaden rechnet man nicht", sagte Leistenschneider. Auch seien die beschädigten Wagen nicht versichert worden, weil die "Versicherungsprämie sehr hoch wäre". Nun müssten die rund 180 Vereinsmitglieder für den Schaden aufkommen, damit die Waggons wieder zum Einsatz kommen können. Doch das wird dauern, schätzt Leistenschneider. "An den Waggons von 1903 und 1923 halten sich zwar die Blechschäden von außen in Grenzen. Aber die Innenausstattung ist völlig verbrannt. Das zu reparieren, wird sicher ein Jahr oder länger dauern." Neben den Mitgliedsbeiträgen werden auch Einnahmen aus dem Museumsbahn-Betrieb, der ab Ostermontag wieder beginnen soll, in die Reparatur fließen. Ein überraschendes Hilfsangebot hat Leistenschneider bereits erhalten. "Die Ministerpräsidentin ist bereit, uns zu unterstützen". Das bestätigte die Staatskanzlei auf SZ-Nachfrage. Annegret Kramp-Karrenbauer habe von den Bränden erfahren und angeboten, aus ihrem Budget einen Beitrag zur Sanierung des "historischen Kulturguts" zu leisten, hieß es. Zwar sei die Förderung nur in begrenztem Rahmen möglich und eine konkrete Summe könne noch nicht genannt werden. Aber die Hilfe werde nun geprüft. Unterdessen denkt der MECL über eine Spendenaktion nach. Leistenschneider: "Wir werden im Vorstand beraten, ob wir einen Spendenaufruf starten und ein Konto einrichten". Denn jede Hilfe sei jetzt nötig. kes

losheim.de

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"Die Losheimer Bevölkerung ist zunehmend verunsichert. Das ganze Dorf spricht darüber."

 Löscharbeiten an einem Waggon von 1903. Foto: Rolf Ruppenthal

Löscharbeiten an einem Waggon von 1903. Foto: Rolf Ruppenthal

Andreas Brausch, Löschbezirksführer Losheim

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