Angler versinken fast im „wilden Müll“

Fischbach/Saarbrücken · Regelmäßig müssen die Mitglieder des ASV Fischbach die Ufer ihrer Weiher vom Abfall befreien.

 Die Mitglieder des ASV Fischbach am vorigen Samstag mit dem gesammelten Müll. Foto: Thomas Seeber

Die Mitglieder des ASV Fischbach am vorigen Samstag mit dem gesammelten Müll. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Viel Arbeit gab es am vorigen Samstag auch für die Mitglieder des Angelsportvereins (ASV) Fischbach. Denn der Verein beteiligte sich wie in den Vorjahren auch am "Frühjahrsputz für die Umwelt" im Rahmen der Kampagne "Saarland picobello". Wie ASV-Sportwart Christof Morsch gegenüber der SZ gestern berichtete, waren an den Weihern 23 Vereinsmitglieder (darunter 11 Jugendliche) von 8 bis 13 Uhr im Einsatz. Dabei sammelten sie wild entsorgten Müll, wie Morsch bestätigte. Darunter sind nach seinen Worten auch viele gelbe Säcke gewesen, die - weil nicht sachgemäß befüllt - vermutlich von den Entsorgern nicht mitgenommen worden seien. Die fleißigen Umweltschützer vom ASV Fischbach sammelten Müll in rund zehn große blaue Müllsäcke ein. Unter dem "wilden Müll" waren Öle, Farben und Lacke sowie Kinderspielsachen für den Garten und Grünabfälle. Man könne fast meinen, dass rund 14 Tage vor "Saarland picobello" einige Menschen ihre Keller leer geräumt hätten und den Sperrmüll dann einfach an den Weihern "wild entsorgt hätten" (Morsch). Die Angelsportfreunde hätten die blauen Müllsäcke auf vier Anhänger und einen Pick up verladen und dann zum Marktplatz in Fischbach gebracht. Der dort zwischengelagerte Müll solle heute von der Gemeinde dort abgeholt werden, sagte Morsch gestern abschließend der SZ.

Die fast 150 Mitglieder des Angelsportvereins Fischbach haben aber noch anderen Ärger: Sie kümmern sich seit Jahren fast täglich um den Netzbach- den Rosen-, Absink- und Fischbachtalweiher. "Wir sammeln Woche für Woche säckeweise Müll und Unrat" sagt der 1. Vorsitzende Christof Rau, "das geht schon seit Jahren so und es wird immer schlimmer." Ein Besuch vor Ort zeigt die Ausmaße nur zum Teil. Unzählige zerbrochene Glasflaschen, Papier, Plastikflaschen liegen auf dem Gelände vor dem Absinkweiher. Daneben ein Berg von Sägespänen, etwas weiter Kondome und die Reste eines Menüs aus einem Schnellimbiss. "Wir hatten hier auch schon Kisten mit gebrauchten Spritzen sowie Nadeln, die aus irgendeiner medizinischen Einrichtung stammen müssen", berichtet Rau weiter, mehrfach seien auch Unmengen von Bauschutt abgeladen worden. "Die Polizei hat die Verursacher zwar ermittelt, Folgen hatte das keine", sagt Rau, der sich und seinen Verein allein gelassen fühlt: "Am Wochenende finden vor allem im Sommer hier wilde Partys statt. Wenn unsere Mitglieder dann versuchen, die Leute darum zu bitten, ihren Müll wieder mitzunehmen, werden sie beschimpft und bedroht. Bei der zuständigen Polizeidienststelle in Saarbrücken-Burbach heißt es dann meistens, sie hätten kein Personal, um auch noch irgendwelche Weiher zu bestreifen." Von Naherholung im Urwald vor den Toren der Stadt kann da kaum die Rede sein.

Ein Problem sei, dass die Weiher auf dem Gebiet der Landeshauptstadt liegen, der Verein aber in der Gemeinde Quierschied ansässig ist. "Die Probleme sind der Verwaltung nicht bekannt und auch Bürgermeister Lutz Maurer weiß nichts davon", erklärt Quierschieds Pressesprecher Sebastian Zenner, "da es ohnehin Gelände der Stadt Saarbrücken ist, gibt es dazu im Moment von unserer Seite nichts zu sagen."

Gesprochen wurde schon, selbst mit der Oberbürgermeisterin Charlotte Britz direkt. "Es gibt auch eine Vereinbarung, dass die Stadt den von uns gesammelten Müll einmal in der Woche abholen kommt", sagt Rau, "doch auch das funktioniert nur unregelmäßig." Die Angler hoffen, dass eine Schranke direkt an der Zufahrt zu Absink- und Netzbachweiher zumindest dort das Müllproblem mindern könnte. Die Stadt habe dies mit Hinweis auf den Lieferverkehr zur Gaststätte am Netzbachweiher bislang aber immer abgelehnt. Auf Anfrage unserer Zeitung reagierte man im Rathaus St. Johann eine Woche lang gar nicht, auch auf wiederholte Nachfrage kam keine Erklärung. "Die Stadt kümmert sich einen Dreck um uns", sagt Rau achselzuckend. ( : Weiterer Bericht)

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