Feuriger Abend im Dillinger Lokschuppen

Dillingen · Zu der traditionellen Classics-Night hatte Thomas Bernardy am Wochenende wieder einmal in den Dillinger Lokschuppen geladen und das gleich an zwei Abenden. Ein abwechslungsreiches Programm, erstklassige Musiker wie der Andere Chor, das Classics-Night-Orchester sowie Spitzensolisten begeisterten das Publikum.

 Die US-amerikanische Sängerin Onita Boone hauchte der Classics-Night Soul ein. Fotos: Dirk Petry / Dynamite Pictures

Die US-amerikanische Sängerin Onita Boone hauchte der Classics-Night Soul ein. Fotos: Dirk Petry / Dynamite Pictures

Wieder qualmt der Lokschuppen dank des Energiebündels Thomas Bernardy, der seinen Anderen Chor, die Instrumentalisten und herausragende Solisten virtuos am Klavier begleitet und dirigiert. Das musikalische Cross-over-Spektakel reicht von Charpentiers "Prélude" aus dem "Te Deum" bis zum rasanten Party-Medley, das offiziell den Schlusspunkt setzt. "Harte Schnitte" verspricht Bernardy, der die Solisten auch gerne in ein Gespräch verwickelt, um sie etwas über ihr Leben und ihre musikalische Laufbahn erzählen zu lassen.

Wie immer ist der Andere Chor, aus dem besondere Stimmen zu Soli animiert werden, hervorragend aufgestellt. Anja Becker singt das "Hamsafar" von Tin und Oranna Kasper bringt sich ausdrucksstark beim Finale ein. Auch das Orchester spielt ohne Fehl und Tadel und unterstützt die Sängerinnen und Sänger auf einfühlsame Weise. Beeindruckend homogen gelingt den Instrumentalisten Bachs "Badinerie" & "Air" aus den Orchestersuiten mit Bernardy am Klavier.

Auch in diesem Jahr punktet Bernardy, im Hauptberuf Organist am Saardom, im Besonderen mit der Auswahl seiner Solisten: Charlotte Dellion, der lyrischen Sopranistin mit Esprit aus Bouzonville, dem saarländischen "Pop-Urgestein" Horst Friedrich , der mit seiner Stimme selbst in hohen Tonlagen noch zu spielen versteht. Doch der absolute Spitzenstar ist Onita Boone, die außergewöhnliche Gesangskünstlerin aus New York City. Sie reißt das Publikum geradezu von den Sitzen. Ihre einzigartige Soul-Stimme und ihr Temperament ermöglichten ihr bereits Auftritte mit Whitney Houston , Mariah Carey , Take Six, Elton John , George Michael und Billy Preston sowie anderen Gesangsgrößen aus dem internationalen Musikgeschäft. Bereits mit zwei Jahren steht sie auf der Bühne, mit drei schreibt sie ihren ersten Song. Die ehemalige Gospelsängerin lebt heute mit Familie in Köln.

Wie einst Joe Cocker

Als Nachwuchstalente auserkoren sind diesmal Désirée Beaumont, 24, und Helge Lorenz, 27. Während Studentin Beaumont, auch Solistin an der Gitarre, mit ihrer schönen Sopranstimme im Schatten von Lorenz steht, räumt dieser die Ovationen nur so ab. Mit der Stimme von Joe Cocker , einschließlich seiner gefühlvoll zappelnden und zuckenden Bühnengestik, die er vor dem Mikrofon pflegte, "röhrt" er das berühmte "Up were we belong " und erntet Zwischenapplaus. Den hat es noch bei keiner Classics-Night gegeben, verkündet Bernardy stolz. "Und - tut das weh?", fragt Bernardy bei Lorenz nach. "Nein", meint der, eine Flasche Schnaps am Morgen mache es möglich. Nun - der eine oder andere leidet dann vielleicht doch, als sich Lorenz beim Cocker-Song "With a little help from my friends" mit seiner Stimme fast überschlägt und "verhakelt".

 Nachwuchskünstler Désirée Beaumont und Helge Lorenz verzauberten ab dem zweiten Takt das Publikum.

Nachwuchskünstler Désirée Beaumont und Helge Lorenz verzauberten ab dem zweiten Takt das Publikum.

Auch das Publikum bleibt nicht untätig: Songs wie das britische "Pomp and Circumstances" von Elgar oder auch das "Audiemus" von Jenkins und die "Ode an die Freude" laden zum Mtsingen ein, zumal der Text auf der Videowand angezeigt wird. Ein feuriges Party-Medley mit Ohrwürmern wie Y.M.C.A. von Village People oder "Mamma mia" von Abba bis zum rasanten Disco-Hit "I will survive" von Gloria Gaynor, deren Gesangsrolle überschäumend Onita Boone übernimmt, bringt den Saal schließlich zum Kochen. Doch zurück in ruhigere Gewässer: Nach zahlreichen Zugaben verabschieden sich alle Bühnenkünstler mit dem "Halleluja" von Leonard Cohen und schaffen damit einen feierlichen Ausklang.

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