Beweise gegen Betrüger und Schwarzarbeiter

"Sie sind heute genauso leicht zu ertappen"

Saarbrücken. Blaumachende Angestellte, die sich krankschreiben lassen, um woanders schwarz zu arbeiten. Oder Mitarbeiter, die unterschlagen und klauen. Davon lebt der 61-jährige Detektiv Achim Hermann seit 30 Jahren.In seiner Privat- und Wirtschaftsdetektei übernimmt er Aufträge von Privatleuten und Unternehmen. "Dass wir einen Fall nicht lösen, kommt selten vor, wir haben auch immer viel zu tun", sagt er. Und zu Unrecht angesetzt werden seine Detektive in Wirtschaftsfällen kaum: "In 99 Prozent der Fälle ist tatsächlich etwas faul, meist geben Arbeitskollegen den Hinweis", sagt Hermann.

Wie viele Detektive in seiner Detektei arbeiten, will er nicht preisgeben. Aber ihr Tagesgeschäft sind Observation und verdeckte Ermittlungen, ihre Werkzeuge Augen, Fotoapparat, Fernglas und gute Beziehungen. Durchschnittlich arbeiten Hermann und seine Detektive ein oder mehrere Wochen an einem Fall, dann kann die Rechnung je nach Zeitaufwand für den Auftraggeber auch einmal mehrere Tausend Euro betragen. Die Ermittlungsberichte der Detektive müssen objektiv geschrieben sein, damit sie vor Gericht als Beweisstücke verwertbar sind.

Um verdächtige Angestellte verdeckt zu überwachen, schleusen sich die Detektive auch in das Unternehmen ihres Auftraggebers ein. Meist als Praktikanten getarnt mit offenen Augen und Ohren. "Aber an den PC der Observierten zu gehen, ist eine heiße Sache", beschreibt Hermann die Arbeit, die sich auch manchmal in die Grauzone hineinbewegt. Etwa einen auch privat genutzten Betriebs-PC kann nur die Polizei nach einer Strafanzeige untersuchen. Auch eine Überwachung mit Videokamera ist nur erlaubt, wenn es Hinweise auf eine Straftat oder erhebliche Pflichtverletzungen gibt.

Datenschutz, Arbeitsanweisungen und Betriebsverfassung gilt es zu respektieren.

Die Überwachung ist ein Eingriff in die Privatsphäre und bedarf, je nach Arbeitsanweisung, der Zustimmung des Betriebsrates. Schließlich haben die Detektive nur die Jedermannsrechte wie jeder andere Bürger auch: "Das Abhören des gesprochenen Wortes, etwa durch Wanzen, ist verboten", erklärt Gerhard Weitschal, der erste Vorsitzende des Deutschen-Detektiv-Verbandes.

Er folgert: "Der Detektiv muss die Interessen abwägen und seinen Auftraggeber beraten, welche Mittel zulässig sind."

Ein guter Detektiv ist also nicht nur ein Kriminalist mit betriebswirtschaftlichem, technischem und rechtlichem Fachwissen. "Allerdings gibt es unter den Kollegen auch viel Schall und Rauch", merkt Weitschal an.

Viele große Detekteien würden vorgeben, bundesweit Filialen zu haben, dann aber die Fälle an lokale Subunternehmen weiterreichen.

Auch gebe es erhebliche Qualitätsunterschiede, die Auswahl eines guten Detektivs sei für Kunden schwierig. Schließlich ist der Beruf, den es in Deutschland seit der Industrialisierung gibt, nicht offiziell geschützt. Derzeit werden angehende Detektive entweder in einer Detektei angelernt oder belegen dazu noch Fernlehrgänge. Bei 30 Jahren Detektivarbeit hat Hermann mit Mobiltelefon, GPS, Internet und Suchmaschinen so manche technische Veränderung erlebt, die seine Arbeit einfacher und schneller machen.

Andere Dinge wiederum sind gleich geblieben: "Dass die Leute beim Betrügen schlauer geworden sind, kann man nicht sagen. Sie sind heute genauso leicht zu ertappen, wie damals."

"Dass wir

einen Fall

nicht lösen, kommt

selten vor."

Achim Hermann, Detekteichef

Hintergrund

Im Gewerberegister der Stadt Saarbrücken gibt es 42 Unternehmen, die sich mit klassischen Detektiv-Aufgaben beschäftigen. Zwölf Detekteien beschäftigen sich nur mit Ermittlungen und Beobachtungen, wie zehn weitere, die aber nicht als Detekteien eingetragen sind. Sieben Detekteien haben auch die Erlaubnis für Personen- und Objektschutz. Weitere zehn Unternehmen nennen sich nicht Detekteien, haben aber die Erlaubnis zu Personen- und Objektschutz, wie auch drei Security-Unternehmen. sop

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