176 Kunden in vier Stunden

Saarbrücken · Leser-Reporter Pascal Lamotte wollte sein neues Auto anmelden. Doch die Stadtverwaltung hatte zwischen den Jahren geschlossen. Allein zum Notdienst im Bürgeramt Halberg kamen 176 Kunden in vier Stunden.

Die Zeit zwischen den Jahren ist die Zeit der Ruhe. Das dachte sich wohl auch die Saarbrücker Stadtverwaltung und ließ den Großteil ihrer Einrichtungen vom 23. Dezember bis Neujahr geschlossen. Doch ging es bei alldem nicht nur um ein wenig besinnliche Ruhe für die Angestellten, sondern auch um harte Zahlen. Auf 10 000 Euro schätzt die Stadt die Einsparungen durch die insgesamt viertägige Schließung. Alleine durch Heizkosten, wegfallende Hausmeisterdienste und sinkenden Strombedarf.

Doch genau das stieß Pascal Lamotte aus Dudweiler übel auf. Denn just am 22. Dezember hatte sein altes Auto "den Geist aufgegeben". Lamotte hatte zwar vorgesorgt und ein Ersatzfahrzeug bereitstehen, für das er am Montag, 23. Dezember, in Dudweiler ein Kurzzeitkennzeichen abholen wollte. Doch das Amt war, wie die drei anderen in der Stadt, in Burbach und am Halberg geschlossen. Einzig das Bürgeramt Halberg hatte am 30. Dezember vormittags für Notfälle geöffnet, was Lamotte allerdings wenig half.

Und ganz allein war er offenbar nicht mit seinen Problemen. Auch andere Bürger hatten sich bei der Stadt beschwert. "Allerdings bewegt sich die Anzahl in einem überschaubaren Maße. Mir sind bislang rund zehn Fälle bekannt", sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Lamotte hatte sich vor allem darüber geärgert, dass alle drei Ämter gleichzeitig geschlossen waren: "Ich hätte durchaus Verständnis dafür, wenn man von den drei Bürgerämtern zwei geschlossen hätte und eines in reduzierter Besetzung geöffnet ließe. Aber nein, hier wird alles komplett dichtgemacht." Tatsächlich waren alleine in den vier Stunden, in denen das Bürgeramt Halberg als Notdienst geöffnet hatte, 176 Kunden aus allen Stadtbezirken gekommen, sagt Blug. Gemessen an den üblichen Zahlen "überdurchschnittlich viele Kunden".

Zumal auch andere Stellen, wie die Verwaltung der Zentralen Kommunalen Entsorgung und der Friedhofs- und Bestattungsbetrieb geschlossen waren. Eine zentrale Notstelle einzurichten, sei aber organisatorisch nicht möglich gewesen, so Blug: "Wir hatten Notdienste eingerichtet. Aufgrund der vielfältigen Aufgabenfelder einer Verwaltung ist ein zentrales ‚Notamt' technisch und personell nicht umsetzbar - unter anderem schon wegen der unterschiedlichen EDV-Anforderungen." Allerdings habe auch die Stadt den Bedarf über die Feiertage erkannt. Zurzeit werde beraten, wie nächstes Mal besser zu reagieren sei, so Blug: "Wir werden die Beschwerden zum Jahreswechsel 2014/15 berücksichtigen."

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von SZ-Leser-Reporter Pascal Lamotte. Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Sprachnachricht unter Telefon (06 81) 5 95 98 00, schicken Sie eine E-Mail an leser-reporter@sol.de oder füllen Sie unser Onlineformular unter www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort