Signale bis zum Mond und zurück

Quierschied · Echte Tüftler müssen sie sein, Grenzgänger, die, um Funksignale auszusenden, bis an den Rand des technisch Möglichen gehen – darin liegt der Reiz des Amateurfunks. Funker aus der ganzen Großregion trafen sich jetzt in Quierschied.

 Amateurfunker sind echte Tüftler. Dementsprechend viel Funkerausstattung wurde in Quierschied angeboten. Foto: Sebastian Zenner

Amateurfunker sind echte Tüftler. Dementsprechend viel Funkerausstattung wurde in Quierschied angeboten. Foto: Sebastian Zenner

Foto: Sebastian Zenner

"Klar kann man mit dem Handy oder über das Internet kommunizieren. Aber das funktioniert ja zu 99 Prozent, und das ist langweilig", meint Christoph Klär. Er war am Samstag einer der Besucher des SaarLorLux-Amateurfunktages in Quierschied . "Viel interessanter ist es, unter den komplexen Ausbreitungsbedingungen, etwa der Kurzwelle, die vom Stand der Sonne, dem Wetter und von Magnetfeldern abhängen, eine Verbindung zu einem Ort am anderen Ende der Welt herzustellen", erklärt Klär seine Leidenschaft für das Funken. Er ist damit nicht allein. Auf 43 Tischen präsentierten Händler und Privatleute aus Deutschland, Luxemburg und Frankreich modernes und antiquiertes Zubehör für die Tüftler der Amateurfunk-Szene. Rund 800 Besucher kamen in die Alte Näherei in Quierschied , schätzt Heinz Nauerz, Vorsitzender des ausrichtenden Ortsverbandes Sulzbach-Fischbachtal (Q08) des Deutschen Amateur Radio-Clubs (DARC), dessen Mitglieder im Anschluss bis in die Nacht das 50. Vereinsjubiläum feierten. "Ich hätte noch mehr Tische vergeben können, aber größere Hallen, wie wir sie früher hatten, sind für unseren Verein nicht mehr bezahlbar", sagt Nauerz und ergänzt: "Dazu braucht man mehr Mitglieder." Und das in Zeiten ohne echten Nachwuchs: "Den gibt es in der Funkerszene fast gar nicht mehr. Wir versuchen zwar, in die Schulen zu kommen, aber dort sind schon viele andere Vereine aktiv, und das macht es für uns sehr schwer", klagt Nauerz. Früher sorgte eine regelrechte CB-Funk-Welle für Zulauf und lockte 30, 40 Teilnehmer in die Kursangebote der Vereine. "Heute sind es vielleicht noch fünf, sechs. Die jungen Leute sind etwas bequemer geworden als noch zu unserer Zeit", sagt Nauerz, der sich mit seinen Funkfreunden des DARC-Q08 jeden Freitagabend in der Alten Näherei trifft.

"Das nach wie vor Besondere an unserer Art der Kommunikation ist, dass wir alle eine Prüfung ablegen mussten und damit eine Lizenz erhalten, die uns das exklusive Recht einräumt, Funkgeräte und Sender selbst zu bauen", betont Christoph Klär: "Ein WLan-Netzwerk kann heute jeder benutzen. Wir können es aber auch so umbauen, wie wir es brauchen und hinter die Kulissen der Technik blicken." Vereinskamerad Markus Bernardi pflichtet ihm bei: "Das Ausreizen der begrenzten technischen Bedingungen ist faszinierend. Die Funktechnik eines Smartphones hätte bei uns keine Chance", meint er: "Das, was wir nutzen, muss günstig und leicht aufzubauen sein. Trotzdem ist es möglich, weltweite Funkverbindungen herzustellen."

"Wir haben sogar einen Funkamateur bei uns, der ein Funksignal zum Mond schießt, wo es reflektiert wird und an einem anderen Ort auf der Erde wieder empfangen wird", erzählt Heinz Nauerz und ergänzt nicht ohne Stolz: "Der Großvater des deutschen ISS-Raumfahrers Alexander Gerst hat dies auch gemacht, und das hat seinen Enkel so fasziniert, dass er schließlich Raumfahrt studierte."

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