Da fehlte nicht die kleinste Prise Salz

Sulzbach · Herausragende Qualität beim Chansonpreis Sulzbacher Salzmühle. Tolle Künstlerinnen und Künstler vor vollem Haus.

 Einen großartigen Auftritt legte Annika von Trier hin. Foto: Iris Maurer

Einen großartigen Auftritt legte Annika von Trier hin. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Da fehlt noch Salz!" mahnte Sebastian Krämer in seinem kabarettistisch-musikalischen Beitrag an. Für die vierte Auflage der Sulzbacher Salzmühle galt das sicherlich nicht. Die vier Anwärter auf den begehrten Chanson- und Liedermacherpreis präsentierten am Sonntag im Festsaal der Sulzbacher Aula gut bis scharf gewürzte Beiträge und sorgten mit einem facettenreichen Stilmix - erstaunlich, was Chanson alles so sein kann - für einen vergnüglichen Abend.

Und hätte tatsächlich in dem einen oder anderen Beitrag das Salz gefehlt, nachwürzen wäre kein Problem gewesen: Denn auf der Bühne standen schon die beiden Salzmühlen für die Preisträger - eine für den ersten Preis "Französische Interpretation", die andere für den ersten Preis "Deutsche Interpretation".

Dass es dem Chanson nicht gut geht, wie "Monsieur Chanson" Gerd Heger im Vorfeld geäußert hatte, mochte man angesichts der proppenvollen Aula kaum glauben. Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam konnte am Samstagabend auch zahlreiche Ehrengäste aus Wirtschaft und Politik begrüßen - letztere seien natürlich nicht wegen des Wahlkampfes gekommen, sondern Dauergäste seit Beginn des Projektes im Jahr 2011.

Die Idee, einen deutsch-französischen Chanson- und Liedermacherpreis auszuloben, hatte damals der Sulzbacher Liedermacher Wolfgang Winkler, der schnell Geldgeber und Mitstreiter fand, unter anderem den Saarländischen Rundfunk und als Schirmherrin neben dem Bürgermeister die Vertretung Frankreichs im Saarland. Dieses Mal kam die Generalkonsulin Catherine Robinet, die die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft betonte.

Eine Vorjury hatte die Qual der Wahl, aus über hundert Bewerbungen vier Anwärter auf die Hauptpreise auszuwählen. "Es waren richtige Hochkaräter dabei," verriet Heger, der gewohnt charmant und routiniert durch den Abend führte.

Warum dann ein Antoine Villoutreix den Sprung in die letzte Runde geschafft hatte, dürfte dem einen oder anderen für immer verborgen bleiben. Zwar verfügt Villoutreix über eine schöne, warme, leicht rauchige Stimme, punktete auch mit hintersinnigen Wortspielereien und einem netten Umgang mit dem Publikum, blieb musikalisch aber weit hinter seinen Konkurrenten zurück.

So war es kein Wunder dass der erste Preis in der französischen Kategorie an Pauline Paris ging, eine kleine zierliche Frau mit mächtiger Stimme, die sich exzellent an der Gitarre begleitete. Ein echter Spatz aus Paris, in der Tradition des französischen Chansons verhaftet. Eine Glanzleistung, die Annika von Trier noch toppte. Atemberaubend, was sie alles mit ihrer Stimme anstellte: akrobatische Tonwechsel, die einer Opernsängerin würdig wären, gekonnt gemischt mit Texten auf hohem künstlerischen Niveau. Ein wunderbarer Auftritt.

Gerne hätte man ihr den Hauptpreis gegönnt. Der aber ging an Sebastian Krämer, schlicht und ergreifend ein zu harter Konkurrent. Krämer, einer der profiliertesten Chansonsänger mit kabarettistischen Anwandlungen, hatte sein Publikum von der ersten Sekunde an fest im Griff ("Sie machen auch einiges mit heute Abend"), schwelgte in rührseligem Moll, bis einem vor Lachen die Tränen kamen, und krönte seinen Beitrag mit dem eingangs erwähnten Salzlied.

Doch bei Preisträger Krämer fehlte so rein gar nichts, und darum war es kein Wunder, dass er auch noch den Publikumspreis einheimste.

Zum Thema:

Die Jury aus Susanne Wachs, Ulrich Commerçon, Anne Schoenen, Stefanie Bungart-Wickert und Stephan Toscani vergab den mit 2000 Euro dotierten 1. Preis in der Kategorie "Französische Interpretation" an die Pariserin Pauline Paris, der 2. Preis (1000 Euro) ging an Antoine Villoutreix, der 1. Preis "Deutsche Interpretation" an Sebastian Krämer, Krämer gewann auch den Publikumspreis (500 Euro). Der 2. Preis ging an Annika von Trier, die zudem den Preis für das beste Salzlied (500 Euro) erhielt.

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