Lebensberatung Saarbrücken Wie Kindertränen wieder trocknen

Regionalverband · Erkaltete Liebe, enttäuschtes Vertrauen: Wenn Ehen vor dem Aus stehen, Familien der Zerfall droht, kann oft nur noch Hilfe von außen etwas zum Guten bewegen. Das Bistum Trier hat dafür ein Team zu bieten, das selbst einen Kampf um seine Existenz gewinnen musste.

 Solche Puppen helfen Maria Weber von der Lebensberatung, mit Kindern ins Gespräch zu kommen.

Solche Puppen helfen Maria Weber von der Lebensberatung, mit Kindern ins Gespräch zu kommen.

Foto: Frank Kohler

Tag für Tag ist dicke Luft, die 13-Jährige nicht mehr wiederzuerkennen. Sie zofft sich nur noch mit dem Bruder, hat keinen Bock mehr auf Schule, igelt sich ein. Seit einem halben Jahr geht das so. Plötzlich sind T-Shirts out, langärmelige Pullis in. Entsetzt sehen die Eltern, warum. Narben übersäen die Unterarme des Kindes. Das Mädchen hat sich wieder und wieder die Haut aufgeritzt. Dem Gefühl der Ohnmacht folgt die Entscheidung: Wir gehen zur Lebensberatung Saarbrücken. Vier von rund 1200 Menschen, die voriges Jahr Hilfe in der Ursulinenstraße 67 bekamen.

Sechs Mitarbeiter hat diese Beratungsstelle des Bistums Trier (siehe Infokasten), die der SZ ihren Jahresbericht vorstellte. Maria Weber leitet das Team. Ihr Zimmer leuchtet, wie alle Räume, in freundlichen Farben, wirkt wie ein erster Hoffnungsschimmer nach trüben Tagen. "Paare stehen heute unter einem gewaltigen Druck. Sie haben es wegen eines durchgetakteten Alltags schwerer als früher. Ihnen bleibt kaum Zeit für ihre Beziehung. Stattdessen fühlen sie den ständigen Zwang, gut zu funktionieren." Erst recht, wenn ein Kind kommt. "Zwischen dem Leben mit und ohne Nachwuchs liegen Welten. Die Paare müssen in ihre Elternrolle und das neue Familiengefüge reinwachsen." Damit tun sich viele, zumal unter beruflichem Stress, so schwer, dass sie Hilfe brauchen. Und bekommen. Das fünfköpfige Beraterteam will Auswege zeigen, wo Paare in der Krise nur noch Sackgassen sehen. Erfolgsgarantien gibt es in der Ursulinenstraße allerdings nicht.

Kinder als Scheidungsopfer



"Wir beraten ergebnisoffen", sagt Maria Weber. Das heißt auch, Grenzen zu benennen und unter Umständen zum Schlussstrich, zur Scheidung , zu ermuntern. Etwa, wenn Männer zu Schlägern geworden sind und ihre Frauen sich aus Angst vor neuer Gewalt wie in einem Minenfeld durch den Tag tasten. Doch oft lohnt es, um eine Beziehung zu kämpfen und an die Stelle fader Routine Spaß am Leben zu setzen. "Fast jede Beziehung ist es wert, um sie zu kämpfen", sagt Weber.

Selbst nach Trennungen brauchen Paare Möglichkeiten, miteinander umzugehen. "Es geht darum, dass Eltern, die ihre Enttäuschung über den Ex-Partner nicht verwinden können, noch angemessen für die Kinder da sein müssen." Trotzdem erlebte ein Sechsjähriger die Treffen der Eltern nur als Schlagabtausch, bei dem seine Bedürfnisse keine Rolle spielen. Dass es wieder anders ist, ist einer der Gründe, warum das Team seine Arbeit gern macht. So gut, dass das Bistum Trier , Träger und Hauptfinanzier, nach früheren Sparplänen die Lebensberatung überleben ließ und die Mannschaftsstärke belässt. Im Oktober kommt Ersatz für einen Kollegen, der dieses Jahr aufhörte.

Zum Thema:

StichwortDie Lebensberatung Saarbrücken, eine Einrichtung des Bistums Trier , hilft Menschen aus dem ganzen Regionalverband Saarbrücken kostenlos und unabhängig von Konfession und Nationalität. Hilfesuchende bekommen Rat bei Erziehungsproblemen, bei Konflikten in der Partnerschaft sowie bei Trennung oder Scheidung . Beratung ist auch online möglich. oleKontakt zur Lebensberatung unter Telefon (06 81) 6 67 04 oder im Internet.lebensberatung.info

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort