Die Fotografien in der Riegelsberger Rathausgalerie wirken wie Gemälde. Abstrakt und surreal. Doch alles entspricht der Wirklichkeit. Um der Realität auf die Spur zu kommen, muss man auf Entdeckungsreise gehen. Der Völklinger Fotokünstler Wolfgang Bier (63) zeigt Serien von Spiegelungen, und das passt hervorragend in die Galerie mit den gläsernen Wänden. Wer genau hinschaut, kann den Künstler in der bauchigen Glasflasche erkennen, die er auf der grünen Wiese vor einem Weingut in Südfrankreich fotografierte. Das Blau des Himmels scheint durch das Glas. Der Wein schimmert rot. Wie zarte lasierte Schichten legen sich die Farben übereinander. Sonnenlicht sorgt für Reflexe.

"Im Prinzip fotografiere ich alles, was mich interessiert. Es muss nur immer etwas Besonderes haben, das den Blick auf sich zieht", sagt der ehemalige Kunsterzieher. Weiter erläutert er: "Im Auge, im Sucher entsteht das Bild." Wolfgang Bier bearbeitete die Bilder nicht mit Photoshop, sondern wählte schon beim Fotografieren surreale und malerische Details aus. Schwungvolle Stahlskupturen verzerrten die Welt, zeigten sie kurvig, konkav und konvex, vertauschten Spaziergänger, Bäume und Boden.

Wind und Wellen brachten Bewegung in Wasseroberflächen, Bojen und Boote warfen bunte Schatten. Schaufensterscheiben wurden zu Collagen mit Spiegeleffekt. Beklebt, bemalt, beschrieben und zerkratzt. Da muss man schon genau hinschauen, um das gegenüberliegende Haus zu finden. Wer nicht zu lange rätseln will, findet Anhaltspunkte in der Titelliste. Wer will, kann sich auch zu einem Künstlergespräch mit Wolfgang Bier in der Riegelsberger Rathausgalerie treffen. Terminabsprache unter Telefon (0 68 98) 44 10 40.

Fotoausstellung "Farbspiele", bis 21. November im Riegelsberger Rathaus.