Demonstranten trotzen Mistwetter

Riegelsberg · 70 Demonstranten sind dem Aufruf der „Antifa Saar“ gefolgt und haben am Samstagnachmittag in Riegelsberg gegen den Bau einer Gedenkstätte für im Krieg gefallene Soldaten aus dem Ort protestiert.

Es ist kalt. Es regnet. Und bei diesem Mistwetter wollen Menschen tatsächlich gegen ein Denkmal protestieren, das nicht gebaut wird? Ja, sie wollen. Zwar sind es deutlich weniger als die erwarteten 200 Teilnehmer. Aber rund 70 Demonstranten sind dem Aufruf der "Antifa Saar" gefolgt und ziehen am Samstagnachmittag durch Riegelsberg , begleitet von 20 Polizeibeamten.

"Gegen den deutschen Opfermythos! Kein Wehrmachtsdenkmal in Riegelsberg !", lautet das Motto der Veranstaltung. Dabei wird es ein solches Denkmal gar nicht geben. Die Initiativgruppe Hindenburgturm um Dietmar Braun hat sich von dem Vorhaben verabschiedet, auf dem Riegelsberger Waldfriedhof eine Gedenkstätte für im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten aus dem Ort zu errichten. Braun betonte, die angekündigte Demo sei kein Grund für diese Entscheidung gewesen (die Saarbrücker Zeitung berichtete).

Die Demonstration sollte auf dem Friedhof beginnen, doch für diesen Ort wollte Bürgermeister Klaus Häusle (SPD ) keine Genehmigung erteilen. Folglich meldete der als Veranstalter auftretende Michael B. eine Versammlung zum Gedenken an die ermordeten Zwangsarbeiter auf dem Waldfriedhof Riegelsberg mit Kranzniederlegung an. Häusle: "Diese Gedenkfeier mussten wir genehmigen." Also zogen die 70 Demonstranten am Samstag zunächst zum Gedenkstein für 33 Ostarbeiter auf dem Waldfriedhof, ehe die Demonstration gegen das "Wehrmachtsdenkmal" mit einer Kundgebung vor den Toren des Friedhofes begann. "Wir sind zusammengekommen, um der Riegelsberger Kommunalpolitik eine antifaschistische Perspektive entgegenzusetzen", sagte ein Sprecher. Anschließend führte die Marschroute über Saarbrücker Straße, Riegelsberger Straße, Kirchstraße, Buchschacher Straße, Marienstraße, Marktplatz, Rathaus (Zwischenkundgebung), Ronnertweg und Wolfskaulstraße zur Abschlusskundgebung am Hindenburgturm. Unterwegs waren Sprechchöre zu hören wie "Wir sind hier aus purer Feindschaft gegen eure Volksgemeinschaft", "Massenvertreibung, Deportation - das ist deutsche Tradition" oder "Gebt den Nazis ihr Denkmal zurück - Stein für Stein". Das sei kein Aufruf, den Hindenburgturm niederzureißen, versicherte ein Sprecher der "Antifa Saar", man solle dieses "hässliche nationalsozialistische Denkmal" ganz einfach verfallen lassen. Nachdem die Initiativgruppe Hindenburgturm offenbar ihren Plan zum Bau eines "Wehrmachtsdenkmals" nicht weiterverfolge, solle nun auch der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 29. Februar einen Schlussstrich unter das Projekt ziehen, forderte ein Sprecher, ehe sich der Demonstrationszug gegen 16 Uhr auflöste.

"Alles ist gut und zügig abgelaufen, es gab null Vorkommnisse, nur leichte Verkehrsstörungen", bilanzierte Horst-Peter Schäfer, Leiter der Polizei-Inspektion Köllertal. Schäfer hob die "gute Kooperation" mit Veranstalter Michael B. hervor. Der Riegelsberger Bürgermeister Klaus Häusle hielt sich im Hintergrund, beobachtete den Demonstrationszug aus dem Auto. Am Sonntag zeigte er sich erleichtert, "dass alles friedlich verlaufen ist", und fügte hinzu: "So kann man demonstrieren."

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