Bloß keine Luftschlösser bauen

Riegelsberg · Ein Architekt sollte Dinge entwerfen, die man zu vernünftigen Kosten auch bauen kann und die Bestand haben. Mit diesem Leitspruch fuhr der Riegelsberger Hochbau-Ingenieur Manfred Binger sein Berufsleben lang gut. Nach 45 Jahren Selbstständigkeit räumt er nun sein Büro.

 Architekt Manfred Binger setzt sich zur Ruhe. Foto: Oliver Dietze

Architekt Manfred Binger setzt sich zur Ruhe. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Gefragt ist er immer noch, Ideen wären abrufbereit - aber irgendwann müsse Schluss sein, schmunzelt Manfred Binger. Und so räumt der Riegelsberger Architekt in Ruhe sein Büro und arbeitet die letzten Aufträge ab, um am Jahresende in Ruhestand zu treten. Er ist 75 Jahre alt, hat 45 Jahre als Selbstständiger gearbeitet, eine Menge schöner und guter Häuser gebaut und auch das Ansehen seines Standes geprägt, als termin- und kostentreuer Sachwalter von Bauaufgaben. Der Köllerbacher Willi Latz, Vizepräsident der Architektenkammer des Saarlandes, der als Student bei Manfred Binger hospitierte, hat ihn bis heute als Vermittler solider Grundlagen in Erinnerung und auch als "einen immer fairen Chef". Dem Gutachterausschuss des Regionalverbandes gehörte Binger so lang wie kein Zweiter an, von 1981 bis 2012.

In Riegelsberg kennt man den Diplom-Ingenieur Hochbau , das Mitglied der Architektenkammer des Saarlandes und des Bundes Deutscher Architekten als langjährigen Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins (während der Hochphase der "Heimatfeste"), vor allem als feinfühligen Sanierer des Hindenburgturms (1995 bis 1997) sowie als Bauherren der Riegelsberghalle (1975 bis 1977). Ihre Funktionalität und Stimmigkeit lässt sie bis heute vorbildhaft wirken, wenn auch der Schöpfer mit der jüngsten Renovierung nicht glücklich ist, weil die ursprüngliche Feingliedrigkeit nicht mehr zu sehen sei.

Manfred Binger war aber auch außerhalb der Gemeinde und des Saarlandes ein gefragter Konstrukteur, der nicht nur Eigenheime, sondern auch Funktionshallen, Banken, Heime und Krankenhausbauten zeichnete. Für die Polizei entwarf er sogar einen Schießstand, ohne je geschossen zu haben. "Die Vielfalt hat mich immer gereizt, und besonders wichtig war es mir immer, konstruktiv zu denken, also an die Machbarkeit. Ideen des Architekten müssen auch in die Praxis umsetzbar sein", erläutert der gebürtige Gersheimer und Sohn eines kaufmännischen Angestellten sein Credo.

Dass die moderne Kirche St. Elisabeth abgerissen wurde, hat den Bewunderer der großen Architekten Walter Gropius und Richard Neutra bekümmert. Die Ausbildung in seinem Beruf, wie sie heute praktiziert wird, sieht er kritisch: Wo zu wenig Praxisbezug bestehe, wachse die Neigung, Luftschlösser zu entwerfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort