Wenn das Wasser steigt

Püttlingen · Hat der von der RAG geplante Anstieg des Grubenwassers Auswirkungen auf Püttlingen? Das war Thema im Püttlinger Stadtrat. Obermarkscheider Axel Schäfer stellte die Pläne der RAG ausführlich vor.

RAG-Obermarkscheider Axel Schäfer vertrat im Püttlinger Stadtrat die Ansicht, dass der Bergbau an der Saar nicht beendet sei: "Lediglich die Gewinnungsphase ist vorbei" - heißt: Es gibt noch zu tun, abgesehen vom Kohleabbau.

Die Sache mit dem Grubenwasser sei eine "Ewigkeitsaufgabe", da ja immer wieder Regenwasser nachkäme und die hinterlassenen Hohlräume füllen werde. Eine kostspielige Ewigkeitsaufgabe, die eine dafür eingerichtete RAG-Stiftung übernehmen soll. Derzeit werde aus jedem einzelnen Schacht Wasser gepumpt. Im zur Wasserprovinz Duhamel gehörenden Nordschacht liegt der Wasserspiegel am tiefsten - bei 1133 Meter unter Meeresniveau (NN). Im Schacht Gustav 2 in der Wasserprovinz Warndt hat man das Wasser bisher am höchsten steigen lassen, nämlich auf 101 Meter über NN - und weil dort die Schachtoberkante bei 209 Meter über NN liegt, könnte man von dort die Wasseroberfläche schon sehen.

Im Viktoria-Schacht halten die Pumpen den Grubenwasserspiegel auf 131 Meter unter NN (also etwa 400 Meter unter der Erdoberfläche im Verhältnis zur durchschnittlichen Höhe Püttlingens von rund 270 Meter über NN). Was abgepumpt wird, fließt über Schlebach und Köllerbach in die Saar, die jährlich derzeit 18 Millionen Kubikmeter Grubenwasser aufnehmen muss. Der Löwenanteil kommt mit knapp 14 Millionen Kubikmetern aus Reden, aus Püttlingen lediglich knapp zwei Millionen Kubikmeter.

Da die Schächte durch Querbohrungen miteinander verbunden sind, wäre der Wasserstand bei geraden Bohrungen oberhalb der Querverbindungen eigentlich überall gleich hoch. Dass dies derzeit jedoch nicht so ist, verhindert die jeweilige Höhenlage der Querverbindungen und dass sie eben nicht gerade verlaufen, sondern dass ihr Querschnitt an einen Siffon unter dem Waschbecken erinnert und auch so wirkt.

Eine weitere Besonderheit im System ist ein dicker Betonpfropfen: Ein Hochdruckdamm zwischen den Schächten Warndt und Luisenthal. Denn während der Nachbarschacht, wie erwähnt, bereits den höchsten Wasserstand führt, werde Luisenthal komplett wasserfrei gehalten - "wegen der Grubengasgewinnung", so Schäfer.

Klar, dass das derzeitige Vorgehen vor allem sehr viel Energie kostet. Die RAG beabsichtigt deshalb, das Wasser in der Wasserprovinz Reden auf 320 Meter unter NN ansteigen zu lassen. Dann würde auch Wasser durch die auf 348 Meter unter NN liegenden Querverbindung mit den Schächten in der Provinz Duhamel fließen. Viktoria wäre jedoch, wie die zwischen ihr und Reden liegende Provinz Camphausen, in dieser ersten Phase noch nicht vom Wasseranstieg betroffen. Das wäre jedoch in einer zweiten Phase der Fall, wenn das Wasser bis auf Höhe des geologisch am tiefsten liegenden Schachtes Duhamel steigen würde.

Mögliche Gefahren seien erneute Bergbewegungen, die der Wasserdruck auslösen könnte. Die Möglichkeit, dass dies die Region Püttlingen in Phase zwei betreffen könnte, stufte Schäfer aber als "gering" ein. Überhaupt sei erst an Phase zwei zu denken, wenn ausreichend Erfahrungen aus Phase eins gesammelt seien.

 Das Fördergerüst Viktoria II des früheren Püttlinger Bergwerks Viktoria mit dazu gehörender Schachthalle. Foto: Fred Kiefer

Das Fördergerüst Viktoria II des früheren Püttlinger Bergwerks Viktoria mit dazu gehörender Schachthalle. Foto: Fred Kiefer

Foto: Fred Kiefer

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HintergrundIn Phase zwei könnte das Wasser beim Schacht Duhamel als Überlauf direkt in die Saar fließen, solange die Umweltbelastungen in der gesetzlichen Normen liegen. RAG-Obermarkscheider Axel Schäfer: "Das wird ständig überwacht. Wenn wir Werte überschreiten, müssten wir eine Aufbereitungsanlage einschalten." Dass Fette und PCB in die Saar gelangen, soll verhindert werden - etwa dadurch, dass das Wasser einige Meter unterhalb der Wasseroberfläche abgepumpt wird. Denn Fette sammeln sich oben, da sie leichter als Wasser sind, während sich schwereres PCB unten sammelt. al

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