Das letzte Pils: Heute schließt Jansens Eck

Püttlingen · Die Traditions-Gastwirtschaft Jansens Eck öffnet heute, 15 Uhr, zum allerletzten Mal. Wir lassen mit Wirtin Helmi Linnenberger und ihren Angestellten die Geschichte des bekannten Hauses Revue passieren.

 Inhaberin Helmi Linnenberger gehörte seit der Eröffnung 1959 zu Jansens Eck. Foto: Jenal

Inhaberin Helmi Linnenberger gehörte seit der Eröffnung 1959 zu Jansens Eck. Foto: Jenal

Foto: Jenal
 Auch die Neue Volksbühne Püttlingen war ständiger Gast in Jansens Eck, hier vor gut zehn Jahren, im November 2004, mit „Tommys tollen Tanten“ – auf dem Foto die „Junggesellen“ Willi (Detlev Stockart, links) und Walter (Denis Stockart). Foto: Jenal

Auch die Neue Volksbühne Püttlingen war ständiger Gast in Jansens Eck, hier vor gut zehn Jahren, im November 2004, mit „Tommys tollen Tanten“ – auf dem Foto die „Junggesellen“ Willi (Detlev Stockart, links) und Walter (Denis Stockart). Foto: Jenal

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Was ist das für ein Gefühl? "Nidd scheen", antwortet Helmi Linnenberger, mit Tränen in den Augen. Linnenberger, eine geborene Jansen, ist in der Gaststätte Jansens Eck seit deren erstem Tag im Jahr 1959 , "Mädchen für alles". Die Eltern Peter und Hilde Jansen - er war Eisenbahner , die Stiefmutter hat gekellnert - entschlossen sich damals zum Kauf des Anwesens "Papste Wirtschaft", ein Bürgerhaus mit großem Saal. Und sie machten Jansens Eck daraus. Eine Erfolgsgeschichte an der Ecke Völklinger- und Derler Straße. Dort wirkten die Theatervereine "Harmonie" und "Neue Volksbühne". Die Billardspieler machten hier Püttlingen überregional bekannt. Fischer-, Marine- und Eisenbahnerverein hielten Versammlungen. Taubenfreunde trafen sich zum Fachsimpeln. Parteiübergreifend diskutierten CDU , SPD , DKP oder FDP kommunalpolitische Themen. Die Gewerkschaft beschloss Streikmaßnahmen.

Unvergessen die Thekenmannschaft: "Die war der Oma ihr Leben", berichtet Linnenberger. Die Oma habe kein Spiel versäumt und nach jedem Training die Kicker mit Essen und Bier versorgt. Das Essen! Stets konnte man in Jansens Eck "gudd saarländische" Hausmannskost essen, zuletzt noch jeden Sonntag, dazu Linnenberger: "Die Gäste hann imma dariwwer diskutiert, was es am näggschde Sonndach genn solld".

Eine Institution war in all den Jahrzehnten, bis zuletzt, der regelmäßige Kaffeenachmittag, zu dem auch viele alleinstehende Senioren kamen. In den besten Zeiten von Jansens Eck ging es bei Hausbällen und bei Frühschoppen hoch her. In den beiden Sälen im Obergeschoss fanden Familien Raum für Feste, wurde Theater gespielt oder geprobt. Besonders in Erinnerung bleibt der heutigen Thekenmannschaft der "Tag X" - der 6. Juli 1959, als die Deutsche Mark den Saarfranken ablöste. "Damals hatten wir zwei Währungen in der Kasse, weil an dem Tag durchgemacht wurde", erinnert sich die Wirtin.

Hella Mathis und Edda Bock, zwei Helferinnen über Jahrzehnte, ergänzen: "Damals gab's Gäste, da wusste man genau: Die gehn nidd eher hemm, bis das Geld all iss."

Einen traurigen Schicksalsschlag erlebte das Familienunternehmen in den 80er Jahren, als beide Wirtsleute, die erwähnte Oma Lis Linnenberger und zwei Helfer bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen. Linnenberger: "Meine Eltern hatten immer in einer großen Flasche Geld der Gäste für arme Kinder in Südtirol gesammelt und wollten es vor Weihnachten noch persönlich hinbringen." Ein betrunkener Autofahrer rammte den Bus der Familie Jansen.

Alle kamen ums Leben, "bis auf den Pudel Timo. Den habe ich dann übernommen und ebenso die Wirtschaft", erzählt Helmi Linnenberger in wehmütiger Erinnerung.

Die Wirtschaft feiert heute, ab 15 Uhr, mit ihren Gästen Abschied, mit Hackschnittchen und den üblichen Getränken. Dann wird das Lokal endgültig geschlossen. Linnenberger: "Das Haus ist verkauft. Dann entstehen hier neue Wohnungen."

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