Neurologische Klinik auf Rädern
Püttlingen · Bei Schlaganfällen ist rasche und kompetente Hilfe nötig. Die bietet ein Spezialfahrzeug, das es nur dreimal in Europa gibt und das 450 000 Euro teuer ist. Dieser Schlaganfall-Rettungswagen des Roten Kreuzes eilt nun vom Püttlinger Knappschaftsklinikum zu Patienten.
Seit Juni steht am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen ein Schlaganfall-Rettungswagen, den es nur dreimal in Europa gibt und der dieser Tage - gleich mit drei Ärzten besetzt - in Völklingen seinen ersten erfolgreichen Einsatz hatte. Das Besondere an dem Fahrzeug: Der Wagen bringt die Leistungsfähigkeit einer neurologischen Klinik zum Patienten.
Er ist bestückt mit einem Computertomografen (CT), mehreren Geräten für die direkte Blut-Laboruntersuchung und medizinischem High Tech. Ein Schlaganfallpatient bekommt im Rettungswagen Konstrastmittel, seine Gefäße im Kopf werden dargestellt, und es wird sofort entschieden, welches Medikament das richtige ist und ob ein eventuelles Blutgerinnsel aufgelöst werden sollte. Dr. Andreas Ragoschke-Schumm und seine Kollegen Safwan Roumia und Stefan Helwig, alle drei sind Ärzte der Neurologischen Universitätsklinik Homburg, besetzen das Fahrzeug. Wenn ein Notfall gemeldet wird, der ein Schlaganfall sein könnte, rückt das Ärzteteam aus. Das Spezialfahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das sie dabei haben, kostete 450 000 Euro.
Ein Jahr wird ihre Studie dauern. Die Neurologie der Knappschaftsklinik unterstützt die Studie, die zeigen soll, ob den Patienten diese Zusatzversorgung einen Nutzen bringt. "Wir sind uns sicher, dass das so ist", sagt Ragoschke-Schumm, der mit dem Projekt an seiner Habilitation arbeitet. 2008 bis 2010 war ein ähnliches Fahrzeug in Homburg unterwegs, seitdem haben die Ärzte viel gelernt, die Technik verbessert, die Geräte angepasst. Was jetzt in Pütttlingen beginnt, ist eine Fortsetzung der von Professor Dr. Klaus Faßbender begonnenen Studie. "Toll ist die Akzeptanz, auf die wir stoßen, und dass Patienten und Kollegen das wertschätzen, was wir hier tun", sagt Helwig. Ragoschke-Schumm: "Wir verschieben die Grenzen in der Schlaganfall-Versorgung. Wo kann man in der Medizin schon so etwas machen? Bei der ersten Studie wurde unser Chef für verrückt gehalten, heute gibt es vergleichbare Studien an fünf Orten in der Welt. Wir haben schon bewiesen, dass es geht", sagt er nicht ohne Stolz.
Froh war der erste Patient, der in Völklingen im Wagen ein Lysemedikament bekam. Ohne das rollende CT und ein sicheres Bild hätte man erst in der Klinik lysieren (das Gerinnsel auflösen) können. Der Zeitvorteil macht über eine halbe Stunde aus. Zeit, in der ansonsten das Gehirn Schaden nimmt.